Umbau Wohnriegel Bloque XII in Palma
Vermeintlicher Monolith
Wiederbelebung statt Abriss war das Motto beim Umbau des Wohnriegels Bloque XII im Viertel Camp Rédo am Stadtrand Palmas. Nach erfolgter Entkernung erhielt der Riegel ein neues Erschließungssystem und mehr Gemeinschaftsflächen. Gleichzeitig gelangt durch größere Öffnungen nun mehr Luft und Licht ins Innere. In die neue puristische Fassade ist der Sonnenschutz subtil integriert. Ziel des aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Projekts war, eine sowohl städtebauliche als auch soziale Rehabilitation des Viertels in der Balearen-Hauptstadt anzustoßen.
Gallerie
Tragwerk und Außenmauern bleiben erhalten
Die Siedlung, zu der der Zeilenbau gehört, ist in den 1950er-Jahren im Zuge eines landesweiten Wohnbauprojekts mit einfachsten Mitteln erbaut worden. Mit dieser auf Geheiß des Diktators Francisco Franco initiierten Maßnahme begegnete man der Wohnungsnot, die sich in den Städten durch den starken Zuzug von Landbevölkerung ergeben hatte. Block XII ist einer von ursprünglich 26 eng gereihten Zeilenbauten in Camp Rédo. Die Umbaumaßnahmen nach Plänen des Architekturbüros Niu Arquitectura waren umfangreich: Das Gebäude wurde bis auf die Außenmauern und das Tragwerk aus Stahlbeton vollkommen entkernt. Letzteres wurde repariert und verstärkt. Hinzugekommen sind drei neue Erschließungskerne mit Fahrstühlen.
Gesten der Öffnung
Zur gewünschten Reintegration des Areals in den städtischen Kontext sollen neue Durchbrüche beitragen. So wurden etwa Teile des Erdgeschosses geöffnet, um die öffentlich zugängliche Grundfläche zu vergrößern. In den neu entstandenen, in Mint getünchten Unterführungen befinden sich die Zugänge zu den Treppenhäusern, die über Oberlichter mit reichlich Tageslicht versorgt werden. Die Durchlässigkeit soll die Kommunikation innerhalb der Siedlung erleichtern: Fußgänger werden – sofern die Quartierssanierung nach diesem Schema fortgesetzt wird – die Möglichkeit haben, das Areal in zwei Richtungen zu durchschreiten. Bisher verhindern die weitgehend geschlossenen Riegel das noch.
Dem zweiten Obergeschoss fügten die Architekten eine Fassadenöffnung in Form einer durchgesteckten, ebenfalls mintgrün gefassten Loggia hinzu. Sie lockert die vormals hohe Wohndichte ein wenig auf. Benutzbar von allen, soll sie ein Gefühl von Gemeinschaft erzeugen, das in die Umgebung kommuniziert wird. Die 19 neuen Ein- und Zweizimmerwohnungen sind offen konzipiert: Neue, schlankere Verbunddecken steigern die Raumhöhe, die Küchen wurden zu den Wohnräumen hin geöffnet. Schieb- und klappbare Trennelemente aus Holz lassen flexible Raumsituationen zu.
Sonnenschutz: ein weißer Monolith
Farblich orientiert sich die neue Fassade stark am Bestand, Form und Materialität wurden jedoch subtil in eine zeitgemäße Architektursprache übersetzt. Gefalzte Metallverblendungen im Erdgeschoss sind das Pendant zu den grau verputzten Sockelzonen der unsanierten Nachbargebäude. Vor den neuerdings bodentiefen Fenstern der oberen Geschosse wurden die konventionellen Klappläden aus Holz durch Faltschiebeläden aus galvanisch verzinktem und pulverbeschichteten Stahl ersetzt. Da sie nahezu flächig in die neue Putzfassade integriert sind, verwandeln sie den Zeilenbau in geschlossenem Zustand in einen puristischen weißen Monolithen. Vor Küche und Wohnräumen sind die Metallelemente perforiert, sodass – anders, als man von außen meinen könnte – viel Tageslicht eindringt und Ausblicke zugelassen werden. Läden ohne Perforation verdunkeln Schlafräume nach Wunsch komplett.
Die Zukunft der Siedlung ist ungewiss. Ihre vollständige
Renovierung war geplant, wurde jedoch aus politischen Gründen noch
nicht umgesetzt. Niu Arquitectura gewann den Wettbewerb für den
Umbau von zwei Zeilenbauten, bislang konnte jedoch nur Block XII
transformiert werden. -sr
Bautafel
Architektur: Niu Arquitectura, Palma
Projektbeteiligte: Joan Cerda Ripoll (Projektleitung Architekturbüro); Tete Crespí Bennàssar, Manuel G. Ramis, David Goodman, Aina Martínez, Toni Ramis Laloux (Projektteam); Arquicalcul, Palma (Tragwerksplanung); Pablo Salich di Francesca (Bauingenieur); UTE Illenca Assignia, Palma (Generalunternehmen)
Bauherr: Ajuntament de Palma
Fertigstellung: 2013
Standort: Carrer de Felip II 2, 207010 Palma, Spanien
Bildnachweis: José Hevia, Barcelona
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