Wohnhauserweiterung in Ahmedabad
Schwarz verkohlte Holzläden
Ahmedabad ist mit seinen 7,6 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt Indiens und eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Eine Herausforderung für hiesige Stadtplaner und Architektinnen sind die klimatischen Bedingungen: Während die Winter mild und trocken sind, steigt an einigen Sommertagen die Temperatur auf 40 bis 45 Grad. Von Juni bis September zieht außerdem der Monsun mit extremen Regenmengen über die Stadt. Ziel der Gebäude- und Stadtplanung ist es, diesen Wetterextremen zwischen starker Hitze und extremer Feuchte zu begegnen. Die lokale Architektur ist deshalb zumeist luftdurchlässig und spendet ausreichend Schatten. So wie das Projekt Black Perch: Der vom ortsansässigen Studio Sangath geplante Anbau für ein bestehendes Einfamilienhaus ist in diesem komplexen Kontext eine moderne wie erfrischend luftige Lösung.
Gallerie
Anbau statt Neubau
Black Perch bedeutet so viel wie
Schwarzer Sitzplatz oder Schwarzer Hochsitz und tatsächlich handelt
es sich bei dem Anbau um eine schwarze Box, die auf dem Dach eines
40 Jahre alten Bungalows platziert wurde. Er erweitert das Haus mit
Split-Level um einen zusätzlichen großen Wohnraum, eine Teeküche
und ein Studier- und Gästezimmer. Ein Haus zu erweitern und an ihre
heutigen Bedürfnisse anzupassen ist nicht gerade üblich in
Ahmedabad: Familien, die genügend Geld haben, bauen ihr Haus
oftmals von Grund auf neu auf oder ziehen in eine der schnell
wachsenden Vorstädte, wo die Parzellen mehr Freiheit zu lassen. Der
Entscheidung für einen Anbau ging eine lange Diskussion der
Machbarkeit voraus, denn nur die Hälfte des bisherigen Daches war
flach und bot eine gute Basis um weiterzubauen.
Mehr Licht, Luft und Leben
Der Anbau ist ein
schwarzer Kubus, der sich mit seinen klaren Linien von der alten
Struktur absetzt. Studio Sangath reizen statische Grenzen aus,
indem sie ihn weit über den Eingang des Hauses auskragen lassen.
Zwischen den Kronen der Bäume bietet der Raumzuwachs den
Bewohnenden neue Ausblicke, mehr Licht sowie mehr Luft und frische
Brisen. Die vier äußeren Seiten des Kubus sind mit beweglichen
Holzläden ausgestattet. Damit lassen sich die Sonneneinstrahlung, die Einblicke sowie der
Luftstrom durch die Räume kontrollieren. Sämtliche Räume des
Erweiterungsbaus sind auf den Innenhof ausgerichtet, der sich zum
Himmel hin öffnet. Geschickt platzierten die Architekturschaffenden
den Innenhof auf dem Schrägdach, der so zur abgestuften Terrasse
wird.
Durch Verwendung eines Leichtstahl-Rahmens für den Aufbau ließen
sich die Lasten auf den Bestand minimieren, auch wurden weder
Ziegeln noch Mörtel verbaut. Alle geschlossenen Fassadenteile
bestehen aus einer doppelschaligen Holzkonstruktion, deren
Zwischenraum als Aufbewahrungsraum genutzt werden kann. Die
Doppelverglasung in den Fenstern verringern zudem die
Hitzeübertragung durch die Umgebungstemperatur.
Kohlschwarze Holzläden
Nicht nur Namensgeber sondern
auch das prägende Element des Baus sind die beweglichen schwarzen
Holzläden. Sie bilden eine äußere Schicht von flexiblen
Verschattungselementen gegen die harsche Sommersonne. Die
Metallrahmen der Läden sind mit Gelbzeder getäfelt, welche mit der
Shou-Sugi-Ban-Technik geschwärzt wurden. Bei dieser traditionellen
japanischen Technik wird das Holz verkohlt, was es widerstandsfähig
macht gegen Feuchte, Sonne und Schädlinge. Im Kontrast zu den
schwarzen Sonnenschutzelemente wählten die Architekturschaffenden
Weißeiche für das Terrassendeck, die Böden, Decken und Möbel.
Die Holzläden sind gruppiert und können über einen Stab, der auch als Handlauf dient, geöffnet oder geschlossen werden. Mittels einer Feststellvorrichtung kann der Sonnenschutz in unterschiedlichen Positionen fixiert werden. Bei geschlossenen Läden verwandelt sich die Gartenterrasse in einen Freiluft-Innenhof, der von einer schattigen Veranda umrahmt wird. Beide Elemente zum Umgang mit den Klimakonditionen sind der vernakulären lokalen Architektur entlehnt. -sh
Bautafel
Architektur: Studio Sangath, Ahmedabad
Projektbeteiligte: JSCE, Ahmedabad (Tragwerksplaner); JV Buildcon, Ahmedabad (Generalunternehmer)
Bauherrschaft: Monisha und Sanjay Desai
Fertigstellung: 2018
Standort: Sardar Patel Colony, Sundar Nagar, Naranpura, Ahmedabad, Gujarat 380014, Indien
Bildnachweis: Studio Sangath, Ahmedabad / Bharath Ramamrutham / Vinay Panjvani / Karan Gajjar, The Space Tracing Company
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