House in the Hills in Barrabool
Sonnendach mit Fernwirkung
Auf den ersten Blick wirkt das Sonnendach des House in the Hills von Sean Godsell Architects unverhältnismäßig groß: 155 Quadratmeter Wohnfläche werden von 900 Quadratmetern teils beweglichem Sonnenschutz überfangen. Doch nicht nur der erhabene Raumeindruck für den Besuchenden rechtfertigt die geradezu verschwenderische Verschattung. Auch die abgelegene Hanglage in Barrabool, einer ländlichen Gegend in der Nähe der Bucht Port Phillip, und der Wunsch, sich vor der Witterung zu schützen, führten zu der raumgreifenden Konstruktion aus Stahl und Holz.
Gallerie
Den Hauptanteil des knapp 26 Hektar großen Grundstücks bilden ehemalige Schafweiden. Sie gehörten zu einer nahegelegenen Farm, die die Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr benötigt. Dem großzügig bemessenen Grund steht die bescheiden dimensionierte Wohn- und Nutzfläche gegenüber. Diese verteilt sich auf zwei pavillonartige Bauten. Der Bauplatz an einem Nordhang wurde gewählt, um die Topografie als Schutz vor den kühlen Südwinden zu nutzen. Auch das Sonnendach fungiert als Windbrecher; zusätzlich wurde das Gelände zum Teil künstlich umgeformt und mit einigen Pinienbäumen bepflanzt.
Die zwei Wohnpavillons sind rechtwinklig zueinander ausgerichtet. Im längeren, nördlich gelegenen Pavillon befinden sich die Schlaf- und Wohnräume mit Küche und zwei Bädern. Von allen Räumen sowie von der nordöstlich angegliederten Terrasse aus öffnet sich der Blick weit über die hügelige Landschaft. Der kleinere Pavillon beherbergt ein Büro, eine Werkstatt sowie ein weiteres Wohnzimmer für die Familie.
Sonnenschutz: Gut gegen Südwind und solare Einstrahlung
Das etwa 30 mal 30 Meter große Sonnendach verschattet neben den Wohnbauten auch eine große Gartenfläche. Es besteht aus einem Stahlskelett, das mit Kanthölzern mit quadratischem Profil ausgefacht ist. Bei Sonnenschein wirft es Schatten in Streifenmustern auf das sanft abfallende Gelände und die Architektur. Im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten sind die Muster ständig im Wandel begriffen. Schutz vor direktem Sonnenlicht gewährleisten die Latten obendrein, schließen es aber auch nicht vollkommen aus. Abhängig vom Einfallswinkel wird der Sonneneintrag um mindestens 50 Prozent verringert.
19 großformatige Klappen lassen sich einzeln oder komplett öffnen, sodass der Sonneneintrag beziehungsweise die Belüftung durch Fallwinde verstärkt werden. Auch der optische Eindruck des Gebäudes wird durch die Klappenstellung stark beeinflusst: So führen viele geöffnete Klappen zu einem aufgelockerten Bild, während sich die Dachfläche in geschlossenem Zustand vollkommen plan präsentiert.
Doch relevanter als der Blick aus der Nähe war für die
Architekten die Fernwirkung des Daches. Dimensionierung und
Bauweise liegen demnach im landschaftlichen und architektonischen
Kontext begründet. Gebaute Strukturen existieren hier kaum, und
wenn doch, dann handelt es sich vor allem um Heuschuppen: simple
Stahlkonstruktionen, überdacht, aber zu allen Seiten offen,
darunter ein paar Heuballen. Das teils malerische Bild, das sich
dadurch aus der Entfernung betrachtet ergibt, erinnerte die Planer
an eine arkadische Landschaft, der sie mit dem House in the Hills
einen weiteren Baustein hinzufügen wollten. -sr
Bautafel
Architektur: Sean Godsell Architects, Melbourne; Team: Sean Godsell, Hayley Franklin
Projektbeteiligte: Perett Simpson, Richmond (Tragwerksplanung); Sean Godsell Architects, Melbourne (Innenarchitektur / Landschaftsarchitektur); Eckersley Garden Architecture, Richmond (Landschaftsarchitektur); Greenshere Cosulting (Energieberatung); Plancost Australia, Eltham (Baukostenberatung); Poulsen Builders, Paraparap (Generalunternehmer)
Bauherrschaft: privat
Fertigstellung: 2018
Standort: Barrabool, Victoria, Australien
Bildnachweis: Earl Carter, St Kilda
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