Kindergarten und Hort in Aarau
Klare Formen in Holzbauweise
Mit welchen architektonischen Mitteln lässt sich welche Raumwirkung erzielen, in welchem Maßstab treten die verschiedenen Bauelemente miteinander in Kontakt? Die kindliche Wahrnehmung zu berücksichtigen, war der Architektin Aita Flury bei der Planung eines Kindergartens mit Hort in Aarau sehr wichtig. In der Schweiz wird ein Hort als FuSTA bezeichnet, der Abkürzung für Familien- und schulergänzende Tagesstrukturen. Das Gebäude für die Kinderbetreuung sollte eine Balance zwischen Offenheit und Geschlossenheit zeigen, Innen- und Außenraum in ein ausgewogenes Verhältnis setzen. Typologisch orientierte sich die Architektin am Prinzip der sogenannten gereihten Kindergärten mit überhöhten Haupträumen.
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Einheit der Kindergruppen als Rundlauf
Die Tagesbetreuung befindet sich in einem zweigeschossigen Baukörper mit quadratischem Grundriss. Er ist östlich des Kindergartens platziert, aber so nah, dass er als Kopfbau des eingeschossigen Riegels wahrnehmbar ist. Der Kindergarten setzt sich aus drei gleichen Einheiten für je eine Kindergartengruppe zusammen. Diese funktionieren autark, lassen sich aber über große Flügeltüren zusammenschließen. Die Räume innerhalb der Einheiten sind gleichsam als Rundlauf organisiert.
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Im FuSTA sind sämtliche Räume um ein mittiges Turmzimmer
angeordnet und stehen über Türen miteinander „in Kontakt“.
Vertikale und horizontale Elemente verleihen der Holzfassade ihren
klaren Rhythmus. Beide Häuser sind geprägt durch Holz und
Holzwerkstoffe, Holzschindeln in unterschiedlichen Formaten
akzentuieren die Fassaden. Der Zürcher Künstler Severin Müller
schuf hölzerne Reliefs an allen vier Eingängen, um diese zu
differenzieren. Die Kiga + FuSTA Aarau komplettiert die
vorhandene Anlage der Stäpflischule und reiht sich in das
Gesamtensemble ein.
Flachdach: Holzkonstruktion mit Begrünung
Die Flachdächer des
Kindergartens sind begrünt. Der Dachaufbau
ist wie folgt: Ein Hohlkastenelement aus Holz ist raumseitig mit
einer feuchteadaptiven Dampfbremse bespannt. Anschließend folgt
zur Innenseite eine Lattung, deren Zwischenräume mit einer 30 mm
dicken Dämmung ausgefüllt sind. Darauf sind je nach Raum 25 mm
dicke Akustikplatten oder zweimal 25 cm starke Gipskartonplatten
geschraubt. Die Stöße sind verspachtelt und mit Ölfarbe
gestrichen. Auf den knapp 25 cm starken Hohlkastenelementen
der Decke dient eine Bitumenschweißbahn als Abdichtung.
Darauf lagert die 33-93 mm starke Gefälledämmung, die mit 1,5%
Gefälle verlegt ist. Darüber folgt eine 100 mm starke
PUR-Dämmschicht. Eine Bitumenbahn bildet die Trennlage, die zusammen
mit der unteren Bitumenschweißbahn bis über die Attika verläuft.
Innenseitig ist eine Perimeterdämmung befestigt. Darauf folgt eine
grau beschieferte Oberbahn aus recyceltem Bitumen.
Die extensive Dachbegrünung (ein Sedum-Kraut und Trockenrasen) lagert auf einem Speichervlies, dem Dränelement und einem Filtervlies. Die Artenvielfalt dieser Samenmischung führt von Anfang an zu einer dynamischen Vegetationsentwicklung. Empfohlen wird lediglich ein Reinigungsschnitt ein- bis zweimal jährlich. Die Attika selbst wurde überlaufsicher ausgebildet. Zudem sind Dachgullys installiert, deren PE-Rohr nach außen in auf Maß gefertigte Rinnenkästen mit Fallrohren mündet. Rinnenkästen und Fallrohre sind aus pulverlackbeschichtetem Aluminium.
Die Treppenhauswände der FuSTA sind aus Feuerschutzgründen aus
247 mm starkem Beton errichtet. Der Dachaufbau mit
Hohlkastenelementen gleicht dem des Kindergartens.
Bautafel
Architektur: Aita Flury, Zürich
Projektbeteiligte: Baderpartner, Aarau (Bauleitung); Pirmin Jung Schweiz, Rain (Bauingenieure); Abicht Aarau (HLS Ingenieure); Schäfer Partner, Lenzburg (Elektroingenieure); Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitekten); Bauder, Stuttgart (Hersteller Dachbegrünung)
Bauherr/in: Stadt Aarau
Fertigstellung: 2020
Standort: Hinterdorfstrasse 2a/2b/2c/4, 5032 Aarau Rohr, Schweiz
Bildnachweis: Ralph Feiner
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