Haus für Energie- und Umweltbildung RUBINA Regensburg
Ensemble in Holzbauweise mit Photovoltaik und Dachgarten
Zwei Häuser in Holzbauweise, die verschiedene Höhen, aber etwa gleich große quadratische Grundrisse haben, bilden das RUBINA – eine Abkürzung für Regensburg, Umwelt, Bildung, Innovation und Nachhaltigkeit. Lediglich im Untergeschoss sind die Häuser durch eine Stahlbetonkonstruktion miteinander verbunden, die das gemeinsame Fundament bildet. Während ein Baukörper auf zwei Vollgeschossen und einem zurückspringenden Dachgeschoss mit Garten den Kindergarten beherbergt, sind im westlichen Gebäude verschiedene Funktionen über drei Geschosse verteilt: ein Energiebildungszentrum, Büroräume der Energieagentur sowie Lehrräume für MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), die speziell für Kinder eingerichtet sind. Dietrich Untertrifaller Architekten planten das Ensemble auf dem durchgrünten Areal einer ehemaligen Kaserne im Süden von Regensburg.
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Helles Holz und Begrünung
Viel Holz, geradlinige Konturen und große Verglasungen kennzeichnen beide Häuser. Dem Kindergarten ist ein Metallgerüst als Rankhilfe für Kletterpflanzen vorgesetzt, das einen Fluchtbalkon im Obergeschoss stützt. Ein feststehender horizontaler Sonnenschutz (Brise Soleil) gliedert das Verwaltungs- und Bildungszentrum geschossweise: Die Latten in lichten Abständen sorgen für Schattenspiele auf der im Übrigen aus vertikalen Holzleisten gebildeten Fassade. Raumhohe Fenster und Fenstertüren sind in dunkle Aluminiumrahmen gefasst.
Energiebildungszentrum und Kindergarten
Der Eingang des Energiebildungszentrums ist zur Straße nach Norden gerichtet und führt in ein Foyer, welches von einem Vortragssaal abtrennbar und für verschiedene Veranstaltungen nutzbar ist. Ein helles Treppenhaus erschließt flexibel bespielbare Ausstellungsräume im Untergeschoss, Laborräume für Schulklassen im ersten und die Büros der Energieagentur im zweiten Obergeschoss. Die Raumstruktur ist einfach und klar – helle Holzoberflächen bewirken im Zusammenspiel mit viel Tageslicht eine freundliche Atmosphäre, sodass grundsätzlich viele Nutzungen denkbar sind.
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Über den Vorplatz zwischen beiden Holz-Quadern erschlossen wird der Kindergarten. Ist das Rankgerüst einmal vollständig bewachsen, bietet es Sicht- und Sonnenschutz. Über die Jahreszeiten wandelt sich damit das Erscheinungsbild des Gebäudes. Die Räume sind kompakt, große Fenster sorgen für einen starken Außenbezug. Dank der Ausstattung mit natürlichen, unbehandelten Materialien können die Kinder die Räumlichkeiten mit allen Sinnen erleben und erkunden.
Insgesamt spielten ökologische und nachhaltige Prinzipien bei der Planung eine wichtige Rolle – wie ein grundsätzlich sparsamer Umgang mit Materialien, die wiederum langlebig und wartungsarm sind. Die Energieversorgung erfolgt durch regenerative Quellen: eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Geothermie sowie Photovoltaik auf dem Dach des höheren Gebäudes.
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Ausführung Gründach und Dachterrasse
Das Flachdach des Kindergartens ist als Warmdach mit Extensivbegrünung und einer Terrasse mit Plattenbelag ausgeführt. Die tragende Holzdecke ist kombiniert mit Aufbeton; auf die Massivdecke aus Stahlbeton folgen eine Wärmedämmung und die Abdichtung. Oberhalb der Abdichtung besteht der Gründachaufbau aus einer Trenn- und Gleitfolie (diffusionsoffen), 2,5 cm Festkörperdrainage, einem Filtervlies und 10 cm Pflanzsubstrat, an einigen Stellen auch 15-25 cm Substratschicht für extensive Dachbegrünung. Der Aufbau von Dachbereichen mit Plattenbelag ändert sich oberhalb der Festkörperdrainage: Dort folgt ein Brechsand-Splitt-Gemisch für die Einbettung der 4,2 cm starken Betonsteinplatten. Fugen und Randbereiche sind bekiest. Zur Abgrenzung der begrünten Dachflächen sind Kiesfangleisten und Stahlwinkelbänder eingesetzt – im Bereich solcher Einfassungen ist oberhalb der Abdichtungsebene eine Speicherschutzmatte verlegt (siehe Abb. 25).
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Entwässerung des Flachdachs
Unmittelbar am Austritt zur Dachterrasse ist eine Entwässerungsrinne in den Plattenbelag integriert und der Belag ist mit zweiprozentigem Gefälle verlegt. Eine Festkörperdrainage oberhalb der Abdichtungsebene leitet das anfallende Spritz- oder Regenwasser ab. Gegen zu viel Sonne auf der Dachterrasse lässt sich ein elektrisch betriebenes Sonnensegel (5,00 x 6,00 Meter) aufspannen.
Die Dachränder sind mit Abdeckblechen und schmalen
Ansichtskanten geradlinig ausgebildet. Die Dachbegrünung nimmt
Regenwasser teilweise auf und gibt Feuchtigkeit zeitverzögert durch
Verdunstung wieder ab. Dennoch gibt es neben der regulären
innenliegenden Dachentwässerung (3,5 l/sek, Schnellablauf mit
Dämmkörper) Notüberläufe an allen vier Seiten. Diese verhindern
eine Überflutung bei lang andauernden Starkregenereignissen. Sie
sind auf 2 cm Höhe oberhalb des Hochpunkts Attika befestigt
und haben eine Ablaufleistung von ca. 2l/sek. -us
Bautafel
Architektur: Dietrich Untertrifaller Architekten, Wien
Projektbeteiligte: Josef Piroddi, Manuela Türtscher (Projektleitung Architekturbüro); Georg Reisch, Bad Saulgau (Generalunternehmer); Merz Kley Partner, Dornbirn (Statik); Holger Greiner & Partner, Immenstaad (Haustechnik); Mahl Gebhard Konzepte, München (Landschaftsplanung)
Bauherr/in: Stadt Regensburg
Standort: Rudolf-Vogt-Straße 18, 93047 Regensburg
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: © David Matthiessen (Bild); Dietrich Untertrifaller Architekten (Plan)
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