Konservatorium Henri Dutilleux in Belfort
Geschickt verzahnte Quader aus Sichtbeton
Das helle Bauwerk aus verschachtelten Quadern, die jeder Seite ein eigenes Gesicht verleihen, fällt auf: Markant zeichnen sich die überwiegend geschlossenen Volumen vor den Bäumen des rückwärtigen Stadtparks ab; die mit blauen Farbspritzern versehene Sichtbetonfassade zieht die Blicke auf sich. Das Konservatorium Henri Dutilleux im ostfranzösischen Belfort ist als Ausbildungsstätte für Musik und Tanz scheinbar selbst in Bewegung. Die Schule in Sichtweite des städtischen Wahrzeichens – der Zitadelle mit steinerner Löwenskulptur – ist westlich gefasst von der Grünanlage Bois d'Essert und allseitig durch Straßen gerahmt. Die Straßburger Architekten Dominique Coulon & Associés schufen ein Gebäude, dessen unterschiedliche Nutzungen sie in einzelne Volumen gliederten und anschließend auf drei Geschossen geschickt verzahnten.
Gallerie
Der Zugang liegt verborgen unter einem weit auskragenden Gebäudeteil an der kurzen Südseite. Zur Straße richtet sich ein ebenfalls auskragender Tanzsaal im zweiten Obergeschoss, dessen raumhohe Verglasung wie ein Schaufenster zur Zitadelle im Osten weist. Weil das Erdgeschoss an den Längsseiten weitgehend verglast ist, erwecken die kantigen Volumen der oberen Etagen einen schwebenden Eindruck. Auf einer Nutzfläche von über 3.800 Quadratmetern sind zwei Vorführräume mit insgesamt 140 und ein Auditorium mit 100 Sitzplätzen, ein Tanzsaal, sechs Klassenzimmer, vier Proberäume, vier Ateliers und 32 Unterrichtsräume untergebracht. Die Übungsräume sind untergliedert nach Art der Instrumente und akustischen Anforderungen; auch ein Orgelzimmer wurde konfektioniert.
Wer das Ausbildungshaus betritt, ist überrascht von der Größe der Eingangshalle, die mit einer weiten Treppe und einer Lichtdecke auch für Versammlungen genutzt werden kann. Von dort werden die verschiedenen Ebenen erschlossen. Sichtbezüge und Querverbindungen entstehen durch Einschnitte sowie einen Innenhof, dessen dunkle Fassaden mit hellen Farbspritzern das Motiv der äußeren Hülle umkehren. Die Fassadengestaltung lässt an Jackson Pollocks sogenannte Drip Paintings denken. Tatsächlich nahmen zwei Künstler sie vor, die auf die hellen Betonoberflächen ein feines, unregelmäßiges Farbmuster in Hell- und Dunkelblau auftrugen.
Flachdach
Um ein monolitisches Erscheinungsbild zu unterstützen, wurden sichtbare Aufbauten auf dem Flachdach vermieden. Die Ortbetonfassade wurde als flache Attika fortgeführt, sodass es zwischen Dach und Fassade keine Abgrenzung gibt. Auf die tragende Stahlbetondecke folgt eine Bitumendampfsperre und darüber eine trittfeste zweilagige Dämmschicht aus PIR (á 100 mm). Diese ist mit einer Trennschicht versehen. Das zweischichtige elastomere Bitumenabdichtungssystem wurde verschweißt; abschließend bildet eine vier Zentimeter starke Kiesschicht die Oberlage. An einigen Stellen durchdringen Lichtkuppeln das Flachdach und sorgen für die gute Belichtung der Übungsräume.
Bautafel
Architekten: Dominique Coulon & Associés, Straßburg
Projektbeteiligte: Batiserf Ingénierie, Fontaine (Statik); Max Coulon und Gabriel Khokha, Straßburg (Fassadengestaltung); B. E. Jost, Straßburg (Fachplanung Elektro); Solares Bauen, Freiburg (Gebäudetechnik)
Bauherr: Communauté de l'Agglomération Belfortaine, Frankreich
Fertigstellung: 2015
Standort: 1 Rue Paul Koepfler, 90000 Belfort
Bildnachweis: Eugeni Pons, Lloret
Fachwissen zum Thema
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de