Centro de la primera infancia in Villeta
Stampflehmwände umschließen offene Räume und Gärten
Die Architektur der Kindertagesstätte im südamerikanischen Villeta zeigt sich auf das Wesentliche reduziert: Hohe Lehmwände umschließen die Anlage ähnlich einem Bollwerk – die Räume dahinter öffnen sich mit verschieblichen Glaswänden zu begrünten Höfen. Materie, Raum und Licht sollen die frühkindliche Wahrnehmung fördern, so die Intention der Planerinnen und Planer von Equipo de Arquitectura aus Asunción, der Hauptstadt Paraguays.
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Die Kinder sollen in einer möglichst ursprünglichen Umgebung lernen, angeregt durch Farben, Texturen und Gerüche, die positive Gefühle wecken. Die geschlossene Außenseite der Tagestätte bietet Schutz. Im Innern hingegen verschwimmen die Grenzen zwischen Raum und Natur. Den Grundriss bestimmt dieser Gegensatz: Die Innenräume stehen miteinander in Kontakt, die Sichtbezüge sind vielfältig.
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Lehmbau mit viel Licht und Luft
Das Gebäude ist ein Lehmbau, die Dächer sind begrünt. Trotz der hohen Wände reicht die Sonneneinstrahlung aus, sodass die Innenräume hervorragend belichtet und durchlüftet sind. Das Kinderzentrum (Centro de la primera infancia) besteht im Wesentlichen aus vier großen, verschieden unterteilten Räumen. Zwei Klassenzimmer lassen sich durch Schiebewände teilen. Außerdem gibt es einen Verwaltungsbereich und einen Speisesaal.
Jeder Raum öffnet sich beidseitig zu Terrassen bzw. Innenhöfen. Der zentrale Hof ist Treffpunkt und Spielplatz zugleich: Hier spielen die verschiedenen Altersgruppen gemeinsam mit natürlichen Materialien und Texturen. Eine subtile Balance zwischen Schutz und Selbstbestimmung ist angestrebt. Das Gebäude schafft seine eigenen klimatischen Bedingungen und bringt Privatsphäre mit Gemeinschaft in Einklang.
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Extensiv begrünte Flachdächer
Die verschiedenen Teilbereiche des Daches sind extensiv begrünt. Gründächer eignen sich im Sommer als Hitzeschild, da die Bepflanzung durch Verdunstungsprozesse für Kühlung der darunterliegenden Räume sorgt und im Winter die Wärmedämmung verbessert. Pflanzen binden Staub, filtern Luftschadstoffe und tragen erheblich zur Verbesserung des Raumklimas im und um das Gebäude bei. Die Lebensdauer der Dachabdichtung wird verlängert, da die Bepflanzung vor Witterungseinflüssen schützt. Begrünungen fördern das allgemeine Wohlbefinden, sorgen für Entspannung und Kreativität.
Das Dach ruht direkt auf den 30 cm dicken Stampflehmwänden, wobei die Dachplatte nur auf zwei Dritteln aufliegt. Die übrigen 10 cm werden aufgekantet als Attika ausgebildet. Der Aufbau ist wie folgt: Auf der Stampfbetonlehmwand lagert die 12 cm dicke Deckenplatte aus Stahlbeton. Eine zweifache Beschichtung mit Asphaltfarbe bildet eine 2 mm starke Dampfsperre. Diese ist bedeckt von einer 5 cm dicken Schüttung. Es folgen eine Regulierungsschicht mit 1% Gefälle und eine 1 cm starke wasserdichte Schicht. Als Abdichtung dient eine Acrylmembran in sechs Schichten. Abschließend folgt ein Geotextil (4 mm) als Speichervlies. Bepflanzt sind die Gründächer mit Gras.
Bautafel
Architektur: Equipo de Arquitectura, Asunción
Projektbeteiligte: Viviana Pozzoli, Horacio Cherniavsky und Maria Paz Sanchez (Team Architekturbüro); Lucila Garay, Asunción (Planung Freianlagen); Federico Taboada, Asunción (Statik)
Bauherr: Las Tacuaracas, Asunción
Fertigstellung: 2021
Standort: Villeta, Paraguay
Bildnachweis: Federico Cairoli
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