Grund- und Vorschule Simone Veil in Colombes
Solare Energiegewinnung und Pausenhof auf dem Dach
Gallerie
Bereits im Alter von drei Jahren können Kinder in Frankreich die
École maternelle besuchen, eine freiwillige und kostenlose
Einrichtung zur Vorbereitung auf die Grundschule, die für Kinder ab
sechs Jahren verpflichtend ist. Die Groupe scolaire Simone
Veil in Colombes nordwestlich von Paris vereint beide dieser
Bildungseinrichtungen. Geplant wurde der zwei- bis viergeschossige
Gebäudekomplex vom Architekturbüro Dominique Coulon & associés aus
Straßburg. Er umschließt einen zentralen Hof und ist eng mit dem
städtischen Gefüge verknüpft. Im Nordwesten und Südosten folgen
variierende Geschosswohnungsbauten, auf der gegenüberliegenden
Straßenseite der Rue Marguerite Yourcenar schließt ein öffentlicher
Park an. An der Südwestseite überdacht der kompakte Schulbau mit
einer Auskragung die Wartungswerkstätten einer neuen
Straßenbahnlinie.
Außer den genannten Funktionen beherbergt die Schule eine
Sporthalle, eine Kantine, eine Bücherei und eine Kinderkrippe.
Während diese eher öffentlichen bzw. gemeinschaftlichen Nutzungen
bis auf die Sporthalle im Erdgeschoss angeordnet sind, nimmt die
Vorschule das erste Obergeschoss ein. Die zweigeschossige
Sporthalle an der westlichen Gebäudeecke ist von allen Ebenen aus
zugänglich. Die Grundschule im zweiten und dritten Obergeschoss
nutzt einen Teil der Dachfläche als Pausenhof. Den
unterschiedlichen Funktionen entsprechend gleicht keine Etage der
anderen. Obwohl der Schulkomplex einem geschlossenen Baublock
ähnelt, ist er durch Vor- und Rücksprünge, Nischen und
Auskragungen, Aufweitungen und Verengungen abwechslungsreich
differenziert. So entstehen nicht nur interessante Blickwinkel und
spannende Raumbezüge, es gelangt auch viel Tageslicht tief ins
Gebäude.
Die Fassade zeigt ein Spiel aus Material, Form und Farbe.
Unbehandelte Holzlatten, mit etwas Abstand vertikal gereiht,
verleihen den geschlossenen Abschnitten des Betonbaus eine
lebendige Struktur. Die nach außen weisende Rinde der Hölzer bildet
einen starken Kontrast zu den glatten Verglasungen mit schmalen
vertikalen Metalleinfassungen. Die Geschosse erscheinen gestapelt,
durchbrochen von leuchtend farbigen Einschnitten für Eingänge,
Loggien und Balkone. Jede Nutzung erhielt einen Farbton, es
dominieren Orange, Pink und Rosa. Die kräftigen Farben wiederholen
sich im Gebäude dort, wo Lebendigkeit und Aktionismus gefördert
werden sollen – in den Gängen, Höfen und der Sporthalle. Die Räume
zum Lernen hingegen sind ruhig gestaltet: Klare, helle Holz- und
Sichtbetonflächen sollen die Konzentration der Grundschüler
unterstützen.
Flachdach
Durch die aktive Nutzung sämtlicher Dachflächen – sei es als
Pausenhof, Lerngarten oder zur solaren Energiegewinnung – wird der
knappe innerstädtische Baugrund effektiv genutzt. Der Dachaufbau
von innen nach außen ist wie folgt (siehe auch Abb. 29):
- Akustikputz
- Betondecke
- 30 cm Wärmedämmung
- Pflasterung
Ein umlaufendes Abdeckblech aus Aluminium mit schmaler
Ansichtskante schützt die Attika. Die Böden der Pausenhöfe sind mit einem
Sportbelag aus farbigem EPDM-Granulat ausgeführt.
Bautafel
Architekt: Dominique Coulon & associés, Straßburg
Projektbeteiligte: Batiserf Ingénierie, Fontaine (Bauingenieur); Bruno Kubler, Straßburg (Freianlagen); BET G. Jost, Straßburg (Elektroingenieur); Euro Sound Projekt, Straßburg (Akustikplanung); Solares Bauen, Freiburg (Gebäudetechnik)
Bauherr: Ville de Colombes
Fertigstellung: 2015
Standort: 3 rue Marguerite Yourcenar, 92700 Colombes
Bildnachweis: Eugeni Pons, Lloret; Guillaume Wittmann und David Romero-Uzeda, Straßburg
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