Planungsgrundlagen für Dachbegrünungen
Eine Dachbegrünung, gleich ob extensiv oder intensiv, hat immer Auswirkungen auf die Tragfähigkeit bzw. Statik eines Flachdachs. Während beim Neubau die Dimensionierung des Tragwerks entsprechend der gewünschten Bepflanzung erfolgen kann, gibt bei einem Bestandsgebäude die Substanz die Möglichkeiten zur Begrünung vor. Neben den statischen Anforderungen umfasst eine fachgerechte Planung Fragen des Wurzelschutzes, der Begrünungsart, der Dachentwässerung, der Vegetation und der Pflege.
Gallerie
Statische Anforderungen
Wesentlicher Faktor für die statische Belastung eines Flachdachs
ist die Schichtdicke des Substrats und dessen Flächengewicht;
maßgebend ist dabei immer der wassergesättigte und damit schwerste
Zustand. Während bei einer Extensivbegrünung von einem Wert von 80 bis 100
kg/m² (z.B. bei einer Sedumbegrünung mit einer Schichtdicke von 6
cm inkl. Vegetation, Filter- und Drainschicht) ausgegangen werden
kann, erhöht sich dieser Wert und damit die Belastung des Tragwerks
bei einer einfachen Intensivbegrünung mit 20 cm Substrat auf
ca. 300 kg/m² und kann bei einer Dachfläche mit größeren Gehölzern
über 1.000 kg/m² erreichen. Leichtgründachsysteme mit einer
Substratschichtdicke von ca. 4 bis 5 cm weisen im Vergleich ein
Gewicht von lediglich 60 bis 70 kg/m² auf.
Wurzelschutz
Zum Schutz der Abdichtung und des Tragwerks ist ein Durchwurzelungsschutz zwingend vorzusehen. Bei
einer zweilagigen Bitumenabdichtung erfolgt dieser integriert in
der Oberlage, Kunststoffbahnen in einlagiger Ausführung sind heute
bei allen renommierten Herstellern verfügbar. Die
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau
(FLL) hat bereits seit 1984 ein entsprechendes Prüfverfahren
entwickelt, welches die Grundlage für die 2008 eingeführte
europäische Prüfnorm DIN EN 13948: Abdichtungsbahnen -
Bitumen-, Kunststoff- und Elastomerbahnen für
Dachabdichtungen - Bestimmung des Widerstandes gegen
Wurzelpenetration bildete.
Aufbau
Der mehrschichtige Aufbau eines Gründachs folgt einer
Funktionstrennung der einzelnen Schichten: Als unterste Lage
gewährleistet die Dränschicht, dass anfallendes Wasser, welches vom
Substrat nicht aufgenommen werden kann, gezielt abgeleitet wird.
Die Dränschicht kann zudem – je nach Ausführung – mit einer
Wasserspeicherfunktion kombiniert werden. Um zu verhindern, dass
Feinteile aus der Substratschicht in die Dränschicht eingespült
werden und deren Funktion beeinträchtigen, sind beide durch eine
Filterschicht bzw. ein Filtervlies getrennt.
Die Vegetationsschicht aus Substrat und Pflanzen bildet die oberste
Schicht. Hier ist insbesondere auf eine einwandfreie Struktur- und
Lagerungsstabilität zu achten, um z.B. starke Sackungen des
Substrats zu vermeiden.
Begrünungsarten
Während bei einer extensiven Begrünung hauptsächlich Sedumpflanzen
zum Einsatz kommen, ist die Art der verwendeten Pflanzen bei einer
Intensivbegrünung je nach Wurzelraum und Bewässerung relativ
beliebig. Sedumpflanzen bevorzugen nährstoffarme Standorte, sind in
Bezug auf die Witterung flexibel und auch für extreme Standorte
geeignet. Ihre Pflege ist im Vergleich zu einer Intensivbegrünung
nur in einem sehr überschaubaren Rahmen notwendig.
Dachentwässerung
Begrünte Dachflächen haben eine deutliche Auswirkung auf das
anfallende Regenwasser: Ein großer Teil des anfallenden
Niederschlags verdunstet an der Oberfläche von Substrat und
Pflanzen, ein weiterer Teil wird im Substrat oder ggf. in der
Speicherschicht zurückgehalten. So kann bereits eine dünnschichtige
Extensivbegrünung den Spitzenabfluss eines Dachs um 50 bis 70%
reduzieren.
Zahlreiche Kommunen fordern mittlerweile in ihren Bebauungsplänen
die Begrünung von Flachdächern als Ausgleich zur Versiegelung von
Bodenflächen.
Lagesicherung
Bereits ohne Begrünung sind Substratschichten durch gebrochene
Kornstrukturen und eine gute Verzahnung der Substratstoffe wenig
anfällig für Erosion. Im begrünten Zustand ist die Anfälligkeit für
Winderosion nochmals stark reduziert und bietet im Vergleich zur
herkömmlichen Kiesabdeckung eine deutlich höhere
Lagestabilität.
Pflege
Während Intensivbegrünungen einen Pflegeaufwand analog zu dem eines
entsprechenden Gartens erfordern, sind Extensivbegrünungen sehr
pflegeleicht – jedoch nicht pflegefrei. Aus der umgebenden Flora
einwandernde Pflanzenarten sind bei beiden Begrünungsarten
unvermeidbar, jedoch nicht grundsätzlich negativ zu bewerten.
Extensiv und intensiv begrünte Dächer bieten zahlreiche Vorteile
für Gebäude, Mensch und Natur. Extrembelastungen aus
Temperaturwechseln werden durch die Dachbegrünung deutlich
abgemildert. Begrünungen von Flachdächern bilden ein „natürliches“
Regenwassermanagement, kompensieren versiegelte Flächen und bieten
nicht zuletzt wertvollen Lebensraum für Klein- und Kleinstlebewesen
als Dachbiotop.
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
Paul Bauder GmbH & Co. KG | Korntaler Landstraße 63 | 70499 Stuttgart | www.bauder.de