Auslegung des Notüberlaufs
Beispielrechnung
Im Folgenden wird die Auslegung von Notüberläufen an einem beispielhaften Objekt dargestellt: Es handelt sich um eine 100 m lange, 25 m tiefe und mit 2% Neigung versehene Dachfläche (siehe Abb. 2). Von besonderer Bedeutung sind die letzten drei Zeilen der Tabelle. Der erforderliche Wasseraufstau über dem Dachablauf der Freispiegelanlage ist in diesem Beispiel als ein vom Hersteller vorgegebener Wert übernommen worden.
Gallerie
Ermittlung des Mindestabflussvermögens der
Notüberläufe:
Das Mindestabflussvermögen der Notüberläufe wird nach DIN
1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke wie
folgt berechnet:
Q(not) = [ r(5,100) –
r(D,T) x C] x A / 10.000
...................................................................................................................................................
r(5,100) = max. 5-Minuten-Regenspende eines
Jahrhundert-Regenereignis
r(D,T) = Berechnungsregenspende 1 x in 2
Jahren
C = Abflussbeiwert
A = abflusswirksame Flächen = Niederschlagsfläche in m²
.....................................................................................................................................................
Nach dieser Berechnungsformel muss bei unserem Beispiel das Mindestabflussvermögen der Notüberläufe 75 l/s betragen:
Q(not) = [600 - 300 l/s x 1] x 2500 / 10.000 = 75 l/s
Ermittlung der Breite des Notüberlaufes:
Für die weitere Berechnung können als wirksame Höhe für den
Notüberlauf nur 40 mm angesetzt werden (Höhe,
resultierend aus max. Dachlast abzügl. Erforderliche Stauhöhe über
dem Ablauf = 75 – 35 mm = 40 mm).
Ermittlung der Anzahl der Notüberläufe anhand des
vorangegangenen Beispiels:
Es muss entschieden werden, wie viele Notüberläufe zum Einsatz
kommen sollen. Dabei besteht die Möglichkeit, das Verhältnis der
Höhe zur Breite über eine evtl. Verstärkung der Statik und somit
möglichem höheren Wasseraufstau auf dem Dach zu beeinflussen.
Das Abflussvermögen rechteckiger Notüberläufe ist auf Bild 3 ablesbar: Bei einer gewählten Breite des Notüberlaufs von 500 mm ergibt sich ein Abflussvermögen von 5,3 l/s. Die Anzahl der erforderlichen Notüberläufe ergibt sich nun aus dem ermittelten Wert für das erforderliche Mindestabflussvermögen geteilt durch das Abflussvermögen des gewählten Notüberlaufs:
75 l/s : 5,3 l/s = 14,2 (also 15 Stück)
Alternativ bietet sich die Möglichkeit, Notüberläufe in Form von Dachgullys einzubauen.
Da Entwässerungssysteme ständig optimiert werden, ist es
sinnvoll, die Hersteller frühzeitig in die Planung zu integrieren.
Extreme Wetterereignisse verlangen nach einer korrekten Berechnung
der Dachentwässerung. Allerdings reichen selbst unter
Berücksichtigung aller Vorgaben der DIN EN 12056
Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden die
besten Dachabläufe und Notüberläufe nicht aus, wenn die notwendige
Wartung des Daches nicht durchgeführt wird.
Fehlende Notüberläufe und die fehlende Wartung eines Dachs (wie in
den Flachdachrichtlinien gefordert) führen letztendlich bei Schäden
zu Haftungsansprüchen gegenüber dem Handwerker, dem Planer und dem
Eigentümer. Es ist daher ratsam, dass Handwerker und Planer ein
Protokoll anfertigen, aus dem explizit hervorgeht, dass der
Eigentümer auf die Notwendigkeit regelmäßiger Wartungs- und
Inspektionsgänge (mindestens einmal jährlich) hingewiesen
wurde.
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