Auch die Stadt Freiburg verfügt über Stadtteile, die in den
1960er Jahren quasi am Reißbrett entworfen wurden und durch
orthogonal angeordnete Gebäuderiegel, einzelne Wohnhochhäuser und
(mittlerweile) anonyme Grünflächen geprägt sind. Waren diese zu
ihrer Entstehungszeit hochmodern und beliebt, ging ihre
Attraktivität im Laufe der Jahrzehnte vielfach verloren; nicht
wenige haben sich zu „Problem-Quartieren” entwickelt. Der
Freiburger Stadtteil Weingarten mag davon weit entfernt sein – in
die Jahre gekommen ist er allemal. Mit dem 2021 fertiggestellten
Multifunktionsgebäude Buggi 52 erhielt das Quartier aus
mehrgeschossigen Wohnriegeln, einem Wohnhochhaus und einem
Heizkraftwerk ein echtes Highlight.
Gallerie
Große Loggien gliedern den Wohnturm an der Südseite.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
01|23
Ansicht von der Bugginger Straße: Auf dem Supermarkt erhebt sich der pavillonartige Bau, dahinter der Wohnturm in Holzbauweise.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
02|23
Blechschürzen gliedern die Fassade, um im Brandfall einen Überschlag der Flammen von einem Geschoss ins nächste zu verhindern.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
03|23
Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbetonkonstruktion.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
04|23
Spielfläche der Kita auf dem Dach des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
05|23
Die prägnante Außentreppe dient als zweiter Rettungsweg für die Kita und auch für die Wohnungen in den Obergeschossen.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
06|23
Verkaufsraum des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
07|23
Ausblick von einer der oberen Loggien weit in den Breisgau
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
08|23
Große Glasflächen und sichtbar belassene Holzdecken prägen die Innenräume der Obergeschosse.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
09|23
Beispiel Wohnraum
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
10|23
Die Holzkonstruktion bleibt sichtbar.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
11|23
Darstellung der unterschiedlichen Nutzungen und daraus resultierender Gebäudeklassen
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
12|23
Lageplan
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
13|23
Grundriss Erdgeschoss: Verkaufsraum des Supermarkts
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
14|23
Grundriss 1. Obergeschoss: Kindertagesstätte, Außenbereich und Pavillon
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
15|23
Regelgeschoss mit farbig markierten Wohneinheiten
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
16|23
Schnitt
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
17|23
Ansicht Nord
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
18|23
Ansicht Süd
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
19|23
Ansicht Ost
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
20|23
Ansicht West
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
21|23
Konstruktionsdetail Fassade mit Brandriegeln aus Stahlblech
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
22|23
Detail der Brandriegel
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
23|23
Städtebauliche Einbindung und Architektur
Anstelle eines eingeschossigen Supermarktes auf einem relativ
kleinen, dreieckigen Grundstück waren Weissenrieder Architekten
beauftragt, einen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von über 800
Quadratmetern zu planen, eine Kindertagesstätte im ersten
Obergeschoss sowie 30 Wohneinheiten in den Geschossen darüber. Die
Planenden entschieden sich, das Grundstück beinahe komplett zu
bebauen und nahmen mit dem Erdgeschoss die dreieckige
Grundstücksform auf. Im ersten Obergeschoss ist die
Kindertagesstätte aufgeteilt in einen eingeschossigen Bau zur
Bugginger Straße und die untere Ebene eines Turmes mit rechteckigem
Grundriss. Ein Teil des Supermarktdaches bleibt als Spielbereich
für die Kinder frei. Sechs weitere Etagen in dem Turm beherbergen
die Wohnungen. Er erhebt sich kompakt an der Westseite und überragt
das Erdgeschoss an zwei Seiten.
Planungsziele und wirtschaftliche Aspekte
Der insgesamt achtgeschossige Bau bleibt knapp unter der
Hochhausgrenze und fügt sich selbstbewusst in die bestehende
Siedlungsstruktur ein. Sowohl die Planer als auch der Investor
hatten zum Ziel, das Gebäude weitgehend aus Holz zu errichten,
welches regionaler, nachhaltiger Forstwirtschaft entstammt. Der
Supermarkt-Betreiber wünschte eine möglichst stützenfreie
Verkaufsfläche, um maximale Flexibilität zu erreichen. Zwar wäre
dies durchaus in Holzbauweise gelungen; es stellte sich jedoch als
nicht wirtschaftlich heraus: Die Dimensionierung des Tragwerks wäre
zu voluminös und auch zu kostenintensiv gewesen. Man entschied sich
daher im Erdgeschoss für eine Stahlbetonkonstruktion.
Gallerie
Große Loggien gliedern den Wohnturm an der Südseite.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Ansicht von der Bugginger Straße: Auf dem Supermarkt erhebt sich der pavillonartige Bau, dahinter der Wohnturm in Holzbauweise.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Blechschürzen gliedern die Fassade, um im Brandfall einen Überschlag der Flammen von einem Geschoss ins nächste zu verhindern.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbetonkonstruktion.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Spielfläche der Kita auf dem Dach des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
05|23
Die prägnante Außentreppe dient als zweiter Rettungsweg für die Kita und auch für die Wohnungen in den Obergeschossen.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Verkaufsraum des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
07|23
Ausblick von einer der oberen Loggien weit in den Breisgau
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
08|23
Große Glasflächen und sichtbar belassene Holzdecken prägen die Innenräume der Obergeschosse.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Beispiel Wohnraum
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
10|23
Die Holzkonstruktion bleibt sichtbar.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Darstellung der unterschiedlichen Nutzungen und daraus resultierender Gebäudeklassen
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Lageplan
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Grundriss Erdgeschoss: Verkaufsraum des Supermarkts
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Grundriss 1. Obergeschoss: Kindertagesstätte, Außenbereich und Pavillon
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
15|23
Regelgeschoss mit farbig markierten Wohneinheiten
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Schnitt
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
17|23
Ansicht Nord
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
18|23
Ansicht Süd
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Ansicht Ost
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Ansicht West
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Konstruktionsdetail Fassade mit Brandriegeln aus Stahlblech
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Detail der Brandriegel
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Struktur und Funktion
Dem Sockelgeschoss aus Stahlbeton ist ein Quader aufgesetzt, der
vollständig aus vorgefertigten Holztafeln erbaut ist. Über der
dreizügigen Kindertagesstätte im ersten Obergeschoss befinden sich
im zweiten bis siebten Obergeschoss insgesamt 30 Wohneinheiten
unterschiedlicher Größe, gefördert und weitgehend barrierefrei. Sie
verfügen teilweise über große Loggien. Das begrünte Flachdach über
dem Verkaufsraum stellt die Außenspielfläche der Kindertagesstätte
dar, der separate Pavillon dient als Mehrzweckraum.
Materialität
Die Materialität der Konstruktion und der Wunsch nach einem
maximalen Holzanteil bleiben außen ablesbar. Die Fassaden in den
Obergeschossen sind mit einer Holzschalung aus vorvergrauter
Weißtanne bekleidet, die geschossweise umlaufenden „Gesimse”
(Brandriegel aus Stahlblech) verdeutlichen die einzelnen Ebenen und
gliedern den Wohnturm. An der Ostseite wie auch im Erdgeschoss war
aufgrund höherer Brandschutzanforderungen eine nichtbrennbare
Verkleidung erforderlich. Realisiert wurde eine Metallverkleidung,
welche die Farbigkeit und Struktur der Holzverschalung adaptiert –
nur aus der Nähe ist der Unterschied erkennbar. Auch im Inneren
bleibt die Gebäudekonstruktion ablesbar, mit puren Betonoberflächen
im Verkaufsraum und sichtbar belassenen Brettsperrholz-Rippendecken
in der Kita und den Wohnungen.
Gallerie
Große Loggien gliedern den Wohnturm an der Südseite.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Ansicht von der Bugginger Straße: Auf dem Supermarkt erhebt sich der pavillonartige Bau, dahinter der Wohnturm in Holzbauweise.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Blechschürzen gliedern die Fassade, um im Brandfall einen Überschlag der Flammen von einem Geschoss ins nächste zu verhindern.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbetonkonstruktion.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Spielfläche der Kita auf dem Dach des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Die prägnante Außentreppe dient als zweiter Rettungsweg für die Kita und auch für die Wohnungen in den Obergeschossen.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Verkaufsraum des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Ausblick von einer der oberen Loggien weit in den Breisgau
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Große Glasflächen und sichtbar belassene Holzdecken prägen die Innenräume der Obergeschosse.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Beispiel Wohnraum
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Die Holzkonstruktion bleibt sichtbar.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Darstellung der unterschiedlichen Nutzungen und daraus resultierender Gebäudeklassen
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Lageplan
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Grundriss Erdgeschoss: Verkaufsraum des Supermarkts
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Grundriss 1. Obergeschoss: Kindertagesstätte, Außenbereich und Pavillon
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Regelgeschoss mit farbig markierten Wohneinheiten
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Schnitt
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
17|23
Ansicht Nord
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
18|23
Ansicht Süd
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Ansicht Ost
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Ansicht West
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Konstruktionsdetail Fassade mit Brandriegeln aus Stahlblech
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Detail der Brandriegel
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Brandschutzaspekte
Die Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz wie auch an
den konstruktiven Brandschutz der Bauteile ergeben sich zunächst
aus der Musterbauordnung (MBO) bzw. den daraus
abgeleiteten Landesbauordnungen (LBO) – in diesem Fall der
Landesbauordnung für Baden-Württemberg (LBO). Durch die Einordnung
in eine Gebäudeklasse gemäß §2 LBO in Verbindung mit den
Festsetzungen der Allgemeinen Ausführungsverordnung des
Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen zur Landesbauordnung
(LBOAVO) werden die Brandschutzanforderungen wie feuerbeständig,
hochfeuerhemmend, feuerhemmend und dergleichen definiert. Im Falle
des Buggi 52 kamen insbesondere auch die Inhalte der
Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) und
der Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (VwV TB) zum
Tragen, um den Holzbau – trotz anfänglicher Bedenken der Genehmigungsbehörde – realisieren zu können.
Verschiedene Nutzungen – verschiedene Gebäudeklassen
Als Multifunktionsgebäude beinhaltet das Buggi 52 gleich mehrere
Nutzungen: Supermarkt im Erdgeschoss, Kindertagesstätte mit
Freifläche im ersten Obergeschoss und Wohnen in weiteren
Obergeschossen. Diese drei unterschiedlichen Nutzungen bedingen die
Einstufung in drei verschiedene Gebäudeklassen – mit daraus
resultierenden Brandschutzanforderungen. Aufgrund der Höhe des
Fußbodens im obersten Geschoss bleibt das Gebäude mit 21,98 Metern
knapp unter der Hochhausgrenze (Gebäude von mehr als 22 Metern
Höhe) und ist in die Gebäudeklasse 5 eingestuft. Der Supermarkt im
Erdgeschoss ist als gewerbliche Nutzungseinheit von mehr als 400 Quadratmetern
gemäß §38 der LBO ein Sonderbau. Das trifft auch auf die
Kindertagesstätte im ersten Obergeschoss zu. Im Gegensatz zu
Schulen und ähnlichen Bildungseinrichtungen, für die es
verbindliche und ausgearbeitete Vorschriften gibt, und die als
„geregelte Sonderbauten“ bezeichnet werden, gelten
Kindertagesstätten als „ungeregelte Sonderbauten“.
Gallerie
Große Loggien gliedern den Wohnturm an der Südseite.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Ansicht von der Bugginger Straße: Auf dem Supermarkt erhebt sich der pavillonartige Bau, dahinter der Wohnturm in Holzbauweise.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Blechschürzen gliedern die Fassade, um im Brandfall einen Überschlag der Flammen von einem Geschoss ins nächste zu verhindern.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbetonkonstruktion.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Spielfläche der Kita auf dem Dach des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
05|23
Die prägnante Außentreppe dient als zweiter Rettungsweg für die Kita und auch für die Wohnungen in den Obergeschossen.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
06|23
Verkaufsraum des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
07|23
Ausblick von einer der oberen Loggien weit in den Breisgau
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
08|23
Große Glasflächen und sichtbar belassene Holzdecken prägen die Innenräume der Obergeschosse.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Beispiel Wohnraum
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
10|23
Die Holzkonstruktion bleibt sichtbar.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
11|23
Darstellung der unterschiedlichen Nutzungen und daraus resultierender Gebäudeklassen
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Lageplan
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
13|23
Grundriss Erdgeschoss: Verkaufsraum des Supermarkts
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
14|23
Grundriss 1. Obergeschoss: Kindertagesstätte, Außenbereich und Pavillon
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
15|23
Regelgeschoss mit farbig markierten Wohneinheiten
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
16|23
Schnitt
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
17|23
Ansicht Nord
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
18|23
Ansicht Süd
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
19|23
Ansicht Ost
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Ansicht West
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Konstruktionsdetail Fassade mit Brandriegeln aus Stahlblech
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Detail der Brandriegel
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Flucht- und Rettungswege
Obwohl die Rahmenbedingungen für die Flucht- und Rettungswege
nicht ganz einfach waren, gab es für die Kindertagesstätte
letztendlich eine simple Lösung. Zwar verfügt das erste
Obergeschoss lediglich über ein Treppenhaus als notwendigen
Treppenraum und Fluchtweg; über die Freifläche auf dem Dach des
Supermarktes ließ sich jedoch der zweite Rettungsweg realisieren, mit einer Außentreppe,
die zum Straßenniveau führt. Die Außenfläche der Kita ist laut
Brandschutzkonzept ähnlich wie eine
Erdgeschossfläche zu beurteilen. Weil der Pavillon mit
Mehrzweckraum zum eigentlichen Gebäude 14 Meter Abstand einhält,
wäre er im Brandfall als wettergeschützter, vorübergehender
Zufluchtsraum nutzbar. Aus den Wohnungen dient das
Erschließungstreppenhaus ebenfalls als erster Rettungsweg bis ins
Erdgeschoss und von dort auf die Straße. Den erforderlichen zweiten
Rettungsweg gewährleistet ein weiteres Treppenhaus, welches an der
Freifläche der Kita mündet und über diese weiter zur Außentreppe
führt.
Brandschutzanforderung Fassaden
Zum Zeitraum der Planung, Genehmigung und Ausführung lag die
Muster-Holzbau-Richtlinie (MHolzBauRL) lediglich als Entwurf vor.
Wäre die Musterbau-Richtlinie in Baden-Württemberg bereits in Kraft
getreten, hätte das Gebäude in Massivholz und mit mineralischen
Treppenhäusern umgesetzt werden müssen. So aber galt alleine die
Landesbauordnung (LBO), nach der auch der Einsatz brennbarer
Baustoffe möglich war – sofern entsprechende Nachweise zum
Brandverhalten der geplanten Holzkonstruktion geführt wurden.
Aufwändige Brandversuche wie auch gutachterliche Stellungnahmen
waren notwendig, um den letztendlichen Aufbau der Außenwände
genehmigungsfähig darstellen zu können. Bedenken der Bauaufsicht
bezüglich eines unkontrollierten Gefachebrandes ließen sich unter
anderem durch eine Dämmung aus Mineralwolle und horizontale
blecherne Brandschürzen ausräumen. Diese Blechschürzen nutzten die
Architekten sowohl technisch, beispielsweise als
Sonnenschutzkasten, als auch optisch zur Gliederung der
Fassade.
Die Effizienz dieser Konstruktion hat sich bereits in der Praxis
bewiesen: Als es an Neujahr 2023 auf einer der Loggien zu einem
Brand kam, wurde durch die Konstruktion ein geschossübergreifender
Brandüberschlag verhindert. Durch Brandversuche wie auch
gutachterliche Stellungnahmen ließen sich die Treppenhauswände und
auch die Aufzugsschächte in Holz verwirklichen. Die Treppenläufe
allerdings sind vorgefertigte Betonelemente – gemäß den
Anforderungen der Landesbauordnung aus nicht brennbaren
Materialien.
Gallerie
Große Loggien gliedern den Wohnturm an der Südseite.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Ansicht von der Bugginger Straße: Auf dem Supermarkt erhebt sich der pavillonartige Bau, dahinter der Wohnturm in Holzbauweise.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Blechschürzen gliedern die Fassade, um im Brandfall einen Überschlag der Flammen von einem Geschoss ins nächste zu verhindern.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbetonkonstruktion.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
04|23
Spielfläche der Kita auf dem Dach des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
05|23
Die prägnante Außentreppe dient als zweiter Rettungsweg für die Kita und auch für die Wohnungen in den Obergeschossen.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
06|23
Verkaufsraum des Supermarktes
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
07|23
Ausblick von einer der oberen Loggien weit in den Breisgau
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
08|23
Große Glasflächen und sichtbar belassene Holzdecken prägen die Innenräume der Obergeschosse.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
09|23
Beispiel Wohnraum
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
10|23
Die Holzkonstruktion bleibt sichtbar.
Bild: Jochen Weissenrieder, Freiburg
11|23
Darstellung der unterschiedlichen Nutzungen und daraus resultierender Gebäudeklassen
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
12|23
Lageplan
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
13|23
Grundriss Erdgeschoss: Verkaufsraum des Supermarkts
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
14|23
Grundriss 1. Obergeschoss: Kindertagesstätte, Außenbereich und Pavillon
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
15|23
Regelgeschoss mit farbig markierten Wohneinheiten
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
16|23
Schnitt
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
17|23
Ansicht Nord
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
18|23
Ansicht Süd
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
19|23
Ansicht Ost
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
20|23
Ansicht West
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
21|23
Konstruktionsdetail Fassade mit Brandriegeln aus Stahlblech
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Detail der Brandriegel
Bild: Weissenrieder Architekten, Freiburg
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Zusätzliche Maßnahmen
Um die geplante Holzkonstruktion umsetzen zu können, waren
Kompensationsmaßnahmen mit der unteren Baurechtsbehörde
abzustimmen. Zur Brandfrüherkennung sollte das Gebäude mit einer
Brandmeldeanlage mit automatischen Rauchmeldern
überwacht werden. Während der Gewerbebereich im Erd- und
Untergeschoss sowie die Kita im ersten Obergeschoss flächendeckend
(Kategorie 1) zu überwachen sind, ist in den Wohngeschossen
lediglich eine Überwachung der Flucht- und Rettungswege
(Treppenräume und Flure) erforderlich. Dort sind zudem Handfeuermelder in ausreichender Zahl vorzusehen.
Um der Feuerwehr wirksame Löscharbeiten zu ermöglichen, ist in
beiden Treppenräumen jeweils eine Steigleitung „trocken“ (gemäß
DIN 14462-2: Löschwasserleitungen, festverlegte Steigleitungen
"trocken" PN 16 in baulichen Anlagen) eingebaut, mit
Entnahmeeinrichtungen für die Feuerwehr in den von dort
zugänglichen Geschossen.
Bautafel
Architektur: Weissenrieder Architekten, Freiburg Projektbeteiligte: Die Holzbauingenieure, Titisee-Neustadt (Tragwerksplanung Holzbau); Sutter3, Freiburg (Projektentwicklung); Holzbau Bruno Kaiser (Generalunternehmen) Bauherr/in: IG Klösterle, Freiburg Standort: Bugginger Straße 52, 79114 Freiburg Fertigstellung: 2021 Bildnachweis: Jochen Weissenrieder, Freiburg
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