Regenrückhaltung/Retention durch und auf Gründächern
Mit dem Klimawandel gehen auch Probleme im urbanen Raum einher. Hohe Bodenversiegelung führt zum schnellen Abfluss von Niederschlagswasser, bei Starkregen ist die Kanalisation überlastet und es kommt zu Überflutungen. Begrünte Dächer (extensiv oder intensiv begrünt) sowie spezielle Retentionsdächer halten das Regenwasser eine Zeit lang zurück und reduzieren somit die Abflussspitzen, denn das Wasser gelangt zeitverzögert in die Kanalisation.
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Die Niederschlagsrückhaltung vollzieht sich durch die Zwischenspeicherung des Wassers in Substrat und Drainageschicht. Erst nach Sättigung dieser Schichten fließt überschüssiges Wasser ab. Dies entlastet die kommunalen Entwässerungssysteme bei Starkregen. Zur Erfassung der Retentionsleistung dient der Abflussbeiwert. Er gibt das Verhältnis Abfluss zu Niederschlag mit einer Dezimalzahl zwischen 0,0 und 1,0 an. Je größer der Abflussbeiwert, desto höher die Abflussleistung; ein kleinerer Wert steht für eine geringere Abflussleistung.
Extensiv begrünte Dächer können im Jahresmittel ca. 60-90 Prozent des Gesamtniederschlags zurückhalten. Intensiv begrünte Dächer erreichen einen Wert von fast 99 Prozent. Bei speziellen Retentionsdächern, ebenfalls Gründächer, ist die Drainageschicht ausgeprägter. Das Wasser wird darin auf langen Wegen umgeleitet, um eine maximale Verzögerung des Abflusses zu erzielen. Klimatische Bedingungen wie Niederschlagsmenge, Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit sowie die Vorsättigung des Substrates und die Abstände zwischen den Niederschlagsereignissen beeinflussen die Regenrückhaltefähigkeit des Dachs.
Je nach Dachbegrünungssystem variiert das Wasserspeichervermögen von ca. 20 bis 50 Litern pro Quadratmeter (l/m2) für extensiv begrünte Dächer und 40 bis 320 l/m2 für intensiv begrünte Dächer. Mit zunehmender Retentionsfähigkeit steigt auch die statische Belastung für das Dach. Bei extensiven Gründächern ist mit einem Gewicht von 50-70 kg/m2 zu rechnen. Intensive Gründächer bzw. Dachgärten können ein Gewicht von über 1.000 kg/m2 erreichen. Während bei Neubauten auf die höheren statischen Anforderungen reagiert werden kann, lassen sich Bestandsbauten eher mit extensiv begrünten Dächern nachrüsten.
Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und
Landschaftsbau (FLL) hat die sogenannte
Dachbegrünungsrichtlinie herausgegeben; darin werden alle Aspekte
der Dachbegrünung behandelt. Sie gilt als
Standardregelwerk neben der DIN und den
Flachdachrichtlinien.
Fachwissen zum Thema
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