Umgebautes Heizkraftwerk der RWTH Aachen
Vorhangfassade aus horizontalen Aluminiumstreifen
Mit dem ehemaligen Universitätsheizkraftwerk steht den Studenten der RWTH Aachen ein ganz besonderes Gebäude zur Verfügung. In den 1990er Jahren mit den dazugehörigen Anbauten stillgelegt, wurde es vom Aachener Architekturbüro IP arch in ein Hörsaal- und Seminargebäude umgebaut. Zur Umnutzung kam es durch einen erhöhten Platzbedarf der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule sowie der zentralen Lage des Gebäudes. Heute beherbergt es auf einer Fläche von ca. 650 m² zwei Hörsäle mit jeweils knapp 200 Sitzplätzen sowie Seminar- und Multifunktionsräume auf rund 185 m².
Gallerie
Das Hauptaugenmerk bei der Umbauplanung lag auf der Verwendung des bestehenden Stahltragwerkes. Im Umbauprozess teilweise entfernt und mit neuen Trägern ergänzt, wurde es im gesamten Gebäude sichtbar belassen und erinnert damit an die industrielle Vergangenheit des Hauses. Sämtliche Räume wurden so gelegt, dass sie eine optimale Nutzung des Bestandstragwerks erlauben. Im Gegensatz dazu ist die Außenhülle völlig neu. Ihre optischen Merkmale sind die horizontal gegliederte vorgehängte Fassade, ein neues, außenliegendes Treppenhaus aus Beton auf der Südwestseite sowie ein in den Bestand integriertes weiteres Treppenhaus auf der gegenüberliegenden Schmalseite des Gebäudes.
Fassade
Die Fassade im Bereich dieses Treppenhauses
ist mit einer Pfosten-Riegelfassade über die gesamte Höhe des
Gebäudes versehen. Sie ist auf eine Stahlkonstruktion mit
Klemmprofilen und einer Andruckleiste von nur 5 cm Breite
ausgeführt, um so eine möglichst großzügige Fensterfläche mit wenig
tragenden Konstruktionselementen zu erhalten. Hinter dieser ist das
Bestandstragwerk und die sich in die Höhe windenden
Treppenbrüstungen der vertikalen Erschließung sichtbar.
Als Grundkonstruktion für die tragende Schicht wurden Porenbetonelemente, wie sie im Industriebau üblich sind, gewählt. Für Tageslicht in den Hörsälen sorgen polygonale Öffnungen in den Porenbetonwänden, die mit einer Pfosten-Riegelkonstruktion geschlossen sind. In diese wiederum sind Elemente mit Glaslamellen zur Entrauchung integriert. Außen vor den Hörsälen zwischen der Porenbetonwand und der vorgehängten Fassade erlauben Trittroste die Reinigung der Fenster. In den Seminarräumen sind die Porenbetonwände mit Fensterbändern ausgeführt.
Die Außenhaut des 28 m hohen, 11 m breiten und 34 m langen Gebäudes besteht aus weißen hochglänzenden Aluminiumlamellen, die wie Papierstreifen das ehemalige Heizkraftwerk umhüllen. In ihrer Höhe variierend, sind die horizontal verlaufenden Blechstreifen aus Aluminium der Fassade vorgehängt. Die einzelnen Bleche sind durch einen 3 cm breiten Spalt voneinander getrennt. Dieser weitet sich vor den Fensterbereichen auf und gewährt so Ausblick aus dem Gebäude ohne eine störende Blendwirkung durch Sonnenlicht zuzulassen. Die gesamte vorgehängte Fassade hat einen Abstand zur tragenden Außenhaut von 60 cm. Die Aluminiumstreifen sind an Auslegern in Halfschienen befestigt, die wiederum zur Lastverteilung der Vorhangfassade an der Porenbetonfassade angebracht sind.
Als Reminiszenz an die ehemaligen Nutzung des Hauses wird der
Fassadenzwischenraum bei Dunkelheit mit LED´s orange beleuchtet.
Dann dringt das Licht zwischen den horizontalen Aluminiumschichten
hervor und bringt das Gebäude zum „glühen“.
Bautafel
Architekten: IP arch - Büro für integrale Planung, Aachen
Projektbeteiligte: Führer Kosch Jürges, Aachen (Tragwerksplanung); Zibell Willner & Partner, Köln (TGA); Imagine Envelope, Den Haag/NL (Fassadenberatung); Kempen Krause, Aachen/Köln (Brandschutz, Bauphysik); Competenza, Nürnberg (Rückbau)
Bauherr: Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, Niederlassung Aachen mitfinanziert aus Studiengebühren durch den AstA der RWTH
Fertigstellung: 2010
Standort: Wüllnerstraße, 52062 Aachen
Bildnachweis: IP arch, Büro für integrale Planung, Aachen
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