Sanierung der Unibibliothek in Göttingen
Edelstahlbehänge für einen blendfreien Sonnenschutz
Als größte ihrer Art in Deutschland beherbergt die Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) sieben Millionen Bücher. Das Gebäude wurde im Jahr 1993 nach Plänen des Dortmunder Büros Gerber Architekten fertiggestellt. Mehr als fünfzehn Jahre später begannen die Göttinger Bmp Architekten mit der Sanierung der Fassaden und der Neustrukturierung der weitläufigen Innenräume.
Gallerie
Auf dem zentralen Campus der Universität gelegen erstreckt sich die Bibliothek mit einer Länge von 150 m in Nord-Süd-Richtung. Sie ist 60 m breit und 17 m hoch. Ein lang gestrecktes, viergeschossiges L, dessen kurze Seite nach Norden zeigt, bildet das Rückgrat des Gebäudes. Es beinhaltet Büro- und Besprechungsräume für die Mitarbeiter, aber auch kleine, ruhige Arbeitszonen für die Nutzer der Bibliothek.
Dieses Rückrat umfasst die weitläufigen Flächen der Sammlungs- und Leseräume. Sie sind im Erdgeschoss durchgängig, in den oberen beiden Geschossen aber in fünf fingerförmige Kopfbauten unterteilt. Diese schieben sich aus dem Gebäudezentrum nach Süden hinaus, wobei ihre Länge nach Westen abnehmend gestaffelt ist. Die sogenannten Gebäudefinger sind weitgehend verglast und beinhalten die Lesesäle.
Fassade
Als die Sanierungsarbeiten an der Bibliothek begannen, war der
Sonnenschutz der Kopfbauten nicht mehr
funktionsfähig: Der Stoffbehang der Ausstellmarkisen war
stellenweise ausgerissen und ihr Gestänge verbogen. Der Grund dafür
lag zum Teil in den großen Fensterflächen (über zwei Geschosse),
die in den Gebäudefingern erheblichen Windlasten ausgesetzt
sind.
Um den Studierenden trotzdem helle, aber blendfreie Arbeitsplätze bieten zu können, ist ein langfristig stabiler Sonnenschutz notwendig, welcher der starken Windeinwirkung trotzt. Gleichzeitig soll er die transparenten und recht feingliedrigen Kopfbauten ästhetisch nicht beeinträchtigen. Die Architekten entschieden sich für Edelstahlbehänge mit besonders filigranen Lamellen, die von außen den Eindruck fein strukturierter, geschlossener Flächen vermitteln. Die Lamellen haben eine Höhe von nur fünf Millimetern. Sie sind so geformt, dass sie das Tageslicht blendfrei nach innen lenken und insgesamt eine hohe Transparenz bieten. Etwa 950 m² Fläche lassen sich mithilfe der schienengeführten Behänge verschatten. Werden diese nicht gebraucht, sind sie in unauffälligen Kassetten geschützt untergebracht.
Nicht nur die Sonnenschutzelemente an den Kopfbauten, sondern
auch die Lochfassaden des L-förmigen Baukörpers sind neu: Die
vorgehängte Fassade aus Marmor hatte sich in Teilen abgelöst,
deshalb ersetzten die Architekten sie durch eine vorgehängte
Putzfassade. Die Sanierung und Umstrukturierung der Innenräume wird
noch durchgeführt.
Bautafel
Architekten: Bmp Architekten, Göttingen (Sanierung seit 2010); Gerber Architekten, Dortmund (Bestandsgebäude von 1993)
Projektbeteiligte: MHZ (Sonnenschutz s_enn)
Bauherr: Universitätsbaumanagement Göttingen
Standort: Platz der Göttinger Sieben 1, 37073 Göttingen
Fertigstellung: 2011 (Fassaden); derzeit Sanierung und Umstrukturierung innen
Bildnachweis: MHZ und Bmp Architekten, Göttingen
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