Wohnhaus in Embach
Kompakter Baukörper aus unbehandeltem, regionalen Holz
Auf einem Hochplateau in rund 1.015 Metern über dem Meeresspiegel ist das kleine Embach Teil des Nationalparks Hohe Tauern – der größte Nationalpark nicht nur innerhalb Österreichs, sondern des gesamten Alpengebietes. An einem Südhang am Ortsrand befindet sich ein klar konturiertes, puristisches Wohnhaus, dessen Bewohner das Tal gut überblicken können. Geplant wurde es von LP Architektur aus Altenmarkt, die den Wunsch des Bauherrn nach einem zurückhaltenden, intimen Rückzugsort im Einklang mit der beeindruckenden Natur umsetzten.
Gallerie
Mit seiner Grundform und dem sanft geneigtem Satteldach orientiert sich das zweigeschossige Wohnhaus an den überwiegend traditionellen, für die Region typischen Nachbarhäusern. Weil jedoch auf Dachüberstände, Erker und Balkone verzichtet wurde und die Fassade aus sägerauem Weißtannenholz nur von wenigen Öffnungen durchbrochen ist, hebt es sich von seiner Umgebung deutlich ab.
Das in den Hang gebettete Wohnhaus ist an drei Seiten von Wiesen umgeben, nördlich führt die gekurvte Straße vorbei, dahinter beginnt ein Wald. Das untere Geschoss liegt hangseitig im Erdreich verborgen. Ein Steg aus beschichtetem Stahl führt zum geschützten Eingang an der Nordseite; hier gibt es eine Aussparung im Obergeschoss, ähnlich einer Loggia. Rechts befindet sich die Haustür, während auf der Achse des Steges ein Abstellraum anschließt.
Die Wohnräume gliedern sich um die zentrale Treppe. Der Treppenschacht bietet mit Nischen und teilweise beidseitig offenen Regalen Stauraum für Bücher über beide Etagen. Bis auf das Bad gehen die Räume fließend ineinander über und sind nicht durch Türen getrennt. Im Obergeschoss folgt auf die Diele mit Garderobe ein Arbeitsraum mit langem Schreibtisch, und dann ein Schlafraum, der als Galerie über dem Wohnraum endet. Eine gläserne Brüstung sorgt für gute Sichtbezüge zwischen den Etagen. Neben dem breiten Wohn- und Essraum an der Südseite befinden sich im Untergeschoss die Küche und ein Bad mit separatem WC. Ein großes Fenster nach Osten sowie Glasschiebetüren nach Süden und einem überdachten Freisitz im Westen rahmen schöne Ausblicke in die Umgebung.
Nachhaltig Bauen
Das Wohnhaus ist als Holzmassivbau
auf einem Stahlbetonsockel errichtet. Die Fassade ist mit
heimischem Weißtannenholz vertikal verschalt. Die Außenwände sind
eine Holzständerkonstruktion, die tragenden Innenwände und
Deckenelemente aus unbehandeltem Brettsperrholz gefertigt. Durch
die Verwendung von Holz aus der Region (innen wie außen) waren die
Transportwege kurz und der Energieaufwand samt dem damit
verbundenen CO2-Ausstoß gering. Wände und das Dach sind
mit Holzfaserplatten (Wand: 200 mm, Dach: 240 mm) gedämmt; das Dach
ist mit Aluminiumblech gedeckt. Den Innenraum dominiert
unbehandeltes, regionales Fichtenholz als Bekleidung von Wänden,
Böden und Decken. Auch die Möbel sind teilweise daraus gefertigt –
so zum Beispiel Schreibtisch, Bücherregale und Schränke. Das Holz
wirkt temperatur- und feuchteausgleichend, wirkt sich also günstig
auf das Raumklima aus.
Die kompakte Bauweise und die Aufteilung der Räume stellen eine
effiziente Flächennutzung dar; Hüllfläche
und Volumen stehen in einem ausgewogenen, energetisch
wirkungsvollen Verhältnis (siehe A/V-Verhältnis). Die großen Fensterflächen gen
Süden und Westen ermöglichen passive solare Gewinne. Als
Energiequelle zur Wärmeerzeugung dient eine Luft/Wasser-Wärmepumpe.
Sie nutzt die in der Außenluft enthaltene Wärmeenergie und wandelt
sie über den Kältemittelkreislauf der Wärmepumpe
in Heizwärme um. Wände und Böden sind mit Flächenheizungen
ausgestattet, Fenster und Glasschiebetüren mit
Dreischeiben-Isolierglas versehen.
Bautafel
Architekt: LP Architektur, Altenmarkt
Projektbeteiligte: Kaiserer Bau, Rauris (Statik, Bauausführung); Meiberger Holzbau, Lofer (Zimmermeister); Johann Auer, Lofer (Dachdecker); Paul Hagenauer, Anif (Bautischler); Schachner Haustechnik, Radstadt (Sanitärinstallation); Elektrotechnik Kontriner, Bischofshofen (Elektroinstallation)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2015
Standort: Embach
Bildnachweis: Albrecht Imanuel Schnabel, Rankweil
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