Ferienhaus im Squamish-Lillooet Regional District
Off-Grid-Chalet
Geprägt durch die Pazifikküste und diverse Gebirgsketten – darunter die nördlichen Ausläufer der Rocky Mountains – ist British Columbia die am westlichsten gelegene Provinz Kanadas. Fernab der nächsten Ortschaft liegt das Haus SoLo auf einer bewaldeten Kuppe oberhalb eines Tals, durch das der Fluss Soo fließt. Die Gemeinde namens Squamish-Lillooet Regional District ist beliebt für Outdoor-Aktivitäten – auch Skifahren. Trotzdem sollte das von Perkins & Will geplante Ferienhaus nicht einem typischen alpinen Resort gleichkommen. Das Plusenergiehaus produziert mehr Energie, als es verbraucht, ohne dafür fossile Brennstoffe und Verbrennung im Allgemeinen zu nutzen.
Gallerie
Perkins & Will sehen das Haus als einen Versuch an, wie sich „off-grid“, also ohne Anschluss ans Versorgungsnetzwerk, und gleichzeitig klimapositiv bauen lässt. Das Projekt dient als Prototyp für größere Projekte wie Canada’s Earth Tower, das von dem Büro als weltweit höchster hybrider und energieautarker Holzbau geplante Hochhausprojekt in Vancouver. Am Wohnhaus in den Bergen testen die Architekten das sogenannte low-energy-system, eine nachhaltige und gesunde Materialwahl sowie die vorgefertigte, modulare Konstruktion.
Passivhaus aus Holz
Das Ferienhaus ist
als Passivhaus zertifiziert worden und besteht
hauptsächlich aus Douglasienholz. SoLo hat ein einfaches
quaderförmiges Volumen mit einem Pultdach, das sich mit weitem
Überstand schützend über die darunter angeordneten Wohnräume
stülpt. Weite Überstände an den Schmalseiten dienen angegliederten
Terrassen als Schutzdach. Der offene Grundriss und eine
geschosshohe Verglasung, die den Wohnraum von der Terrasse trennt,
führen dazu, dass die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmen
und die Natur in den Wohnbereich zu drängen scheint. Von der
Galerie im oberen Geschoss blicken Bewohnende in den überhohen
Wohnraum hinunter.
Doppelt eingehüllt
Aufgrund des extrem kalten Klimas
in den Bergen von British Columbia, wählte das Planungsteam die
sogenannte Enclosure-first-Herangehensweise, um das Haus später
energieeffizient betreiben zu können. Die Hülle des Hauses besteht
aus zwei Schichten: einem äußeren schweren Holzrahmen, der dem
Wetter trotz und einer stark isolierten Innenhaut. Um SoLo unter
diesen speziellen Wetterkonditionen luftdicht und thermisch
sinnvoll zu gestalten, haben die Architekten für unterschiedliche
Wetterbedingungen thermische Modelle getestet. Durch die überhohen
Verglasungen öffnet sich das Haus zum Tal und zugleich kann passiv
Sonnenenergie gewonnen werden.
Selbstversorger-Haus
Für die Unabhängigkeit eines
Off-Grid-Hauses werden verschiedene Versorgungssysteme benötigt.
Mit dem Ziel, fossile Energien zu minimieren, haben sich Perkins &
Will für Photovoltaik (PV), Geothermie und
Wasserstoff-Brennstoffzellen als Backup für die Energiespeicherung
entschieden. Obwohl die Effizienz leicht darunter leidet, mussten
die PV-Zellen vertikal an der Südfassade angebracht werden, da sie
sonst im Winter von Schnee bedeckt wären. Zukünftig soll auch eine
Windturbine zusätzliche Energie einbringen. SoLo sammelt und
reinigt auch das notwendige Trinkwasser sowie das anfallende
Abwasser und ist damit selbstversorgend.
Ein Besucher in der Natur
Der abgelegene Bauplatz und
die saisonal bedingt kurze Bauphase brachten große
Herausforderungen mit sich. Lokale Unternehmer haben daher die
modularen Elemente vorfabriziert. Dadurch konnten das Haus über den
Sommer errichtet werden, bevor das Wetter wieder umschlug. Zudem
konnte dadurch Ausrüstung und Material, das auf den Bauplatz
geliefert werden musste, reduziert werden. Dies wirkt sich positiv
auf die Bilanz der grauen Energie aus. Perkins & Will wollten die
Störung der Natur möglichst klein halten und haben SoLo daher auf
einer leichten Struktur über dem Terrain errichtet. So wird zudem
der Eindruck untermauert, das Haus stünde als temporärer Besucher
in der Natur. Das Design von Perkins & Will weist eine simple
Ästhetik auf. Der Innenraum beschränkt sich auf sechs verwendete
Materialien. Die Douglasie wird im gesamten Bau zelebriert und mit
Materialien ergänzt, welche nachhaltig sind und ohne schädliche
Chemikalien auskommen.
Bautafel
Architektur: Perkins & Will, Vancouver
Projektbeteiligte: Glotman Simpson, Vancouver (Bauingenieur)
Bauherrschaft: Delta Land Development
Fertigstellung: 2020
Standort: Soo Valley, Squamish-Lillooet Regional District
Bildnachweis: Andrew Latreille, Vancouver / Perkins&Will
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