Doppelfassaden: Einführung
Fassadensysteme mit zwei Ebenen werden als Doppelfassade bezeichnet. Dabei hat die äußere Ebene, Sekundärfassade genannt, die Aufgabe, Umwelteinwirkungen aufzunehmen bzw. abzuwehren. Hingegen stellt die innenliegende Primärfassade den Raumabschluss dar und übernimmt in der Regel auch wärmedämmende Funktionen. Zwischen diesen beiden Fassaden befindet sich ein Zwischenraum, der unterschiedlich groß sein kann.
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Erwärmung und Lüftung des Zwischenraums
Durch die solare Einstrahlung erwärmt sich die Luft im Fassadenzwischenraum und dient somit als thermische Pufferzone. Um diese nutzen zu können, sind Lüftungsöffnungen notwendig, die wahlweise in der Außen- oder in der Innenfassade oder in beiden Fassadenschichten angebracht sein können. Doppelfassaden werden hinsichtlich ihrer Lüftungsmöglichkeiten in drei Hauptgruppen eingeteilt:
- Pufferfassade
- Abluftfassade
- Zweite-Haut-Fassade
Zweite-Haut-Fassaden mit einem geteilten Luftzwischenraum lassen sich weiter unterscheiden:
- Schachtfassade
- Korridorfassade
- Kastenfensterfassade
Entwicklung und Einsatzgebiete
Die puffernde Wirkung der Luftschicht machte man sich bereits bei historischen Kastenfenstern und Wintergärten zunutze. Eine der ersten großflächig verglasten Doppelfassaden in Deutschland wurde 1903 realisiert, beim Bau der Steiff-Fabrik in Gingen an der Brenz. Für die Bauausstellung Interbau 1957 in Berlin entwarf Oscar Niemeyer ein Wohnhaus, dessen Ostseite eine Bandfassade aus Kastenfenstern aufweist, die Westseite hingegen Loggien.
Doppelfassaden sind für wind- und lärmbelastete Gebäude interessant und insbesondere bei Hochhäusern keine Seltenheit. Im Wohnungsbau können tiefe Fassadenzwischenräume die Zimmer saisonal erweitern und zusätzlichen Stauraum bieten. Schließlich ist die Ausbildung einer Doppelfassade eine Möglichkeit, die Gebäudehülle nachträglich zu dämmen. Bekannte Beispiele dafür sind die Umbauprojekte des Architekturbüros Lacaton & Vassal.
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Vor- und Nachteile
Konstruktiv und bauphysikalisch durchdachte, zeitgenössische Doppelfassaden vereinen Schall- und Sonnenschutz mit einer natürlichen Belüftung der Räume. Doppelfassaden können außerdem dazu beitragen, Wärmeverluste im Winter reduzieren. Für einen funktionierenden Schallschutz sind möglichst wenig Öffnungen in der Fassade günstig, wodurch sich allerdings der Zwischenraum stark aufheizen kann. Dementsprechend ist eine gute Belüftung nötig. Diese ist bei Bürohochhäusern gewöhnlich Bestandteil der Gebäudeautomation. Die Primär- und Sekundärfassade können aber auch so ausgebildet werden, dass die Fenster, Türen oder Lüftungsklappen manuell öffenbar sind, wie bei einem Wintergarten.
Bei einem ausreichend tiefen Zwischenraum sind alle Bestandteile der Gebäudehülle gut erreichbar. So lassen sie sich reinigen, warten und revisionieren. Sonnenschutzelemente im Zwischenraum sind vor Wind und anderen Witterungseinflüssen geschützt.
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