Doppelfassaden: Einführung
Fassadensysteme mit zwei Ebenen werden als Doppelfassade bezeichnet. Dabei hat die äußere Ebene (Sekundärfassade) die Funktion, auftretende Umwelteinwirkungen aufzunehmen bzw. abzuwehren; die innenliegende Primärfassade stellt den Raumabschluss dar und übernimmt in der Regel auch wärmedämmende Funktionen. Zwischen diesen beiden Fassaden befindet sich ein Zwischenraum, der unterschiedlich groß sein kann. Durch die solare Einstrahlung erwärmt sich die Luft im Fassadenzwischenraum und dient somit als thermische Pufferzone. Um diese nutzen zu können sind Lüftungsöffnungen notwendig, die wahlweise in der Außen- oder in der Innenfassade oder in beiden Fassadenschichten angebracht sein können.
Gallerie
Hinsichtlich ihrer Lüftungsmöglichkeiten lassen sich Doppelfassaden unterscheiden in Puffer-, Abluft- und Zweite-Haut-Fassaden. Untergruppen der Zweiten-Haut-Fassade sind Doppelfassaden mit einem geteilten Luftzwischenraum. Dazu gehören die Schacht-, Korridor- und Kastenfensterfassade.
Entwicklung
Historisch gesehen, ist das alte Kastenfenster mit seinem äußeren und inneren
Fensterelement aus Einfachverglasung die erste Art einer
„Doppelfassade“. Die Idee zum heutigen Typ der Doppelfassade war
begleitet von einem Umdenkprozess in Folge der gesetzlich
angeordneten Energiesparmaßnahmen sowie dem Wunsch, das
Wohlbefinden der Nutzer zu verbessern. Insbesondere Hochhäuser mit
ihren einschaligen Fassaden und energieverzehrenden – und meist
auch lauten – Klimaanlagen waren in die Kritik geraten. Ein
wesentlicher Faktor bei der Entwicklung war es, eine natürliche
Belüftung der Räume zu erreichen. Alle anderen
Anforderungen hinsichtlich des Sonnen-, Blend-, Wärme-, Witterungs-
und Schallschutzes und auch der Tageslichtnutzung mussten ebenfalls
gelöst werden.
Der Wunsch nach einer verbesserten Behaglichkeit im Raum führte zunächst zur Entwicklung der Abluftfassade. Hierbei handelt es sich um z.T. geschosshohe Fensterelemente, bei denen die äußere Fassade eine Festverglasung aufweist – meist als Sonnenschutzisolierglas – und raumseitig ein öffenbares Fensterelement in der Regel mit Einfachverglasung eingebaut ist. Im Zwischenraum ist ein Sonnenschutzbehang angeordnet, der gleichzeitig auch eine Blendschutzfunktion übernimmt. Die sich zwischen den Fassaden erwärmende Luft wird über eine Lüftungsanlage zentral, meist über das Dach abgeführt. Dies kann in zwei Richtungen erfolgen: von unten nach oben oder von oben nach unten. Da die warme Abluft ständig zirkuliert, erhöht sich die Behaglichkeit in Fassadennähe. Von Nachteil ist, dass in der Abluftfassade keine natürliche Lüftung erfolgt und das Gebäude ganzjährig mechanisch belüftet werden muss. Das macht sie auch zu einer Sonderform der Doppelfassade.
Vor- und Nachteile
Ein Problem der Doppelfassaden sind die z.T. konstruktiv
gegenläufigen Maßnahmen, die für die natürliche Belüftung und den
Schallschutz getroffen werden müssen. Denn für einen
funktionierenden Schallschutz sind möglichst wenig Öffnungen in der
Fassade günstig, was zu einer erheblichen Aufheizung des
Fassadenzwischenraumes führt. Das wiederum erhöht den Aufwand für
die natürliche Belüftung beträchtlich. Die Vorteile heutiger
Doppelfassaden liegen bei konstruktiv und bauphysikalisch richtigem
Aufbau in der natürlichen Belüftung der Räume, dem verbesserten
Schallschutz vor Außenlärm sowie dem geschützten und damit
jederzeit funktionsfähigen Sonnenschutz. Die Anordnung im
Fassadenzwischenraum verringert seine Verschmutzung und schützt ihn
vor Witterungseinflüssen, insbesondere vor Wind. Bei entsprechender
konstruktiver Ausbildung der Doppelfassade lassen sich zudem die
Wärmeverluste im Winter reduzieren.
Einsatz
Doppelfassaden sind vorzugsweise für wind- und lärmbelastete
Gebäude, insbesondere für Hochhäuser sinnvoll. Bei ihrer Planung
ist es wichtig, jede Gebäudeseite individuell auf die Eignung für
eine Mehrschaligkeit zu prüfen.
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