Kunststoffe
Für Fassadenbekleidungen und -ausfachungen werden Kunststoffe wie Acrylglas, Polycarbonat (PC), Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylenterephthalat (PET-A) und Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) eingesetzt. Der Begriff Kunststoffe gilt als Sammelbezeichnung für Werkstoffe, die hauptsächlich aus organischen, kettenförmigen Makromolekülen bestehen und meistens synthetisch aus Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Kohle hergestellt werden. Neben den synthetischen zählen auch abgewandelte Kunststoffe wie Celluloid aus Cellulose zu der Werkstoffgruppe.
Gallerie
Im Baubereich spielen synthetische Kunststoffe die bedeutendere
Rolle. Durch Polykondensation, Polymerisation und
Polyaddition – die drei Kunststoffsyntheseverfahren –
werden Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere hergestellt, die
sich aufgrund ihrer geringen Wasseraufnahme, der guten Wärmedämmung
und ihrer teilweise großen Zähigkeit und Transparenz gut für den
Einsatz im Bereich der Gebäudehülle eignen. Da es sich bei ihnen um
organische Baustoffe handelt, sind sie fast ausnahmslos brennbar
bzw. zersetzen sich bei großen Temperaturen. Für tragende Bauteile
eignen sich deshalb nur Kunststoffe mit Faserverstärkung – und das
auch nur bedingt.
Gallerie
In Fassadenkonstruktionen finden Thermoplaste und Duroplaste in Form von Verbundstegen (Polyamid), Dichtungsfolien, Dichtungsprofilen, Dichtungsbändern, elastischen Dichtungsstoffen und Wärmedämmstoffen zahlreiche Verwendung. An dieser Stelle steht ihr Einsatzbereich in Fassadenbekleidungen und -ausfachungen im Vordergrund. Hauptsächlich werden folgende transluzente bis transparente Kunststoffe eingesetzt:
- Acrylglas (Polymethylmethacrylat, PMMA) ist einer der
meist verwendeten transparenten thermoplastischen Kunststoffe in
Fassadenkonstruktionen. Es wird in Form von Platten, Well- und
Stegplatten hergestellt. Standardplattenstärken sind von 2 bis 25
mm erhältlich. Gegossenes Blockmaterial bis zu 250 mm Dicke wird in
Sonderkonstruktionen für große Aquarien eingesetzt. Im Vergleich zu
Glas ist das Material stoß- und bruchresistenter und nur halb so
schwer (1,3 g/cm³). Es verkratzt jedoch schneller und kann durch
Umwelteinflüsse brüchig werden und sich u. U. verfärben. Als normal
entflammbarer Werkstoff (Baustoffklasse B2 nach DIN 4102*) ist
Acrylglas in feuerbeständigen Konstruktionen nicht zulässig. Sein
hoher Wärmeausdehnungskoeffizient verlangt nach einer sorgfältigen,
spannungsfreien Konstruktion in der Fassade.
Aufgrund seiner hohen Transparenz wird Acrylglas insbesondere dort
eingesetzt, wo Glas keine Verwendung findet, etwa für Oberlichter,
Lichtwände und Bauteile mit komplizierten Geometrien. In Verbindung
mit Sicherheitsglas findet es auch Verwendung als
transparentes, tragendes Bauteil.
- Polycarbonat (PC) ist ein technischer Kunststoff (Thermoplast), der durch Extrudieren oder Strangpressen in Endlosprofile gepresst wird. Aufgrund des schnellen Fertigungsverfahrens, der geringen Recyclingkosten und der funktionalen Eigenschaften des Materials werden etwa Platten aus Polycarbonat als wirtschaftliche Alternative zu Industriebauglas eingesetzt. PC ist leicht, stabil und schlagfest sowie kälte- und wärmeformbeständig bei geringer Wasseraufnahme. Daher ist PC für Außenanwendungen in Form von ebenen Platten, extrudierte Steg- und Wellplatten sehr gut verwendbar. Die amorphe Struktur hat eine hohe Lichtdurchlässigkeit und ermöglicht transluzente Gebäudehüllen. Paneele aus Polycarbonat werden vorwiegend als Mehrkammersystem für Elementfassaden eingesetzt. Ohne Flammschutzmittel ist das Material abhängig von der Formmasse in der Baustoffklasse B1 oder B2 nach DIN 4102* erhältlich. PC ist in vielen Einfärbungen von transluzent bis opak erhältlich. Das Material wird auch in Kapillarröhren transparenter Wärmedämmung (TWD) eingesetzt.
Gallerie
- Polyvinylchlorid (PVC) ist ein amorpher
Standardkunststoff (Thermoplast). Er wird insbesondere in
Fensterprofilen und Profilen für Fassadenbekleidungen,
transparenten Fassadentafeln und Folien verwendet. PVC ist in der
Außenanwendung bezüglich der Farbechtheit nur bedingt
verwendbar.
- Polyethylenterephthalat (PET-A) ist ein amorpher Polyester, der durch Extrudieren in Platten hergestellt wird. Aufgrund seiner Schlagzähigkeit, Chemikalienbeständigkeit und Brandeigenschaften (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102*) eignet sich der Werkstoff für hoch beanspruchte Außenbauteile. Die maximale Gebrauchstemperatur liegt jedoch bei ca. 66°C. Die Platten werden sowohl transparent als auch transluzent und opak hergestellt.
- In Fassaden werden besonders ETFE-Folien (Ethylen-Tetrafluorethylen), ein Fluorpolymer-Werkstoff, meist als mehrlagige, pneumatisch vorgespannte oder auch als einlagige, mechanisch vorgespannte Ausfachungselemente eingesetzt. Sie können hochtransparent oder farbig hergestellt werden, sind bedingt bedruckbar und haben ein sehr geringes Eigengewicht sowie eine hohe Licht- und UV-Durchlässigkeit. Das Material ist schwer entflammbar (Baustoffklasse B1 nach DIN 4102*). ETFE Folienkissen bestehen aus mehrlagigen, pneumatisch vorgespannten Folien. Mittels zusätzlicher innen liegender ETFE-Folienlagen werden mehrere dämmende Luftschichten hergestellt.
Gallerie
Zusätzlich lassen sich die Oberflächen der Kunststoffhalbzeuge
und Platten beispielsweise durch Bedruckungen, Lackierungen oder
Metallbedampfungen veredeln und mit Beschichtungen wie z. B.
Infrarot- oder UV-Beschichtungen ausrüsten, die fest verschmolzen
werden. Da die meisten Kunststoffe einen hohen
Ausdehnungskoeffizienten besitzen (dreimal größer als der von
Aluminium), sollte bei ihrer Verwendung im Außenbereich besonders
auf eine zwängungsfreie Konstruktion geachtet werden.
* DIN 4102 unterteilt in nicht brennbare (A) und brennbare
Baustoffe (B); die EU-Klassifizierung DIN EN 13501 in sieben
Euroklassen (A1, A2, B, C, D, E, F) sowie weitere u. a. für
Rauchentwicklung. Die DIN und die EN sind beide gültig und
gleichwertig bzw. alternativ anwendbar.
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Fassade sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt 0711 / 9751-0 | info@mhz.de