Ungarische Kunstakademie in Budapest
Ganzglasfassaden mit Glasschwertern und gebogenen Verglasungen
Die ungarische Kunstakademie Magyar Művészeti Akadémia
(kurz MMA) ist eine öffentliche Einrichtung, die sich Aufgaben im
Bereich der Kunst – dazu zählen Literatur, Musik, bildende
Kunst, angewandte Kunst, Designkunst, Architektur, Fotografie,
Film, darstellende Kunst und Volkskunst – sowie der Analyse,
Förderung, Bildung und Verbreitung der Künste und der Vertretung
ungarischer Kunstschaffenden widmet. Zu den Mitgliedern der MMA
zählen Künstlerinnen und Künstler mit herausragenden kreativen oder
intellektuellen Leistungen im ungarischen Raum.
Gallerie
Gläserne Transparenz zwischen historischer Bausubstanz
Der Hauptsitz der Kunstakademie in der Hauptstadt Budapest besteht aus einem historischen Ensemble mit zwei denkmalgeschützten Gebäuden in der prächtigen Boulevardstraße Andrássy út. Dort sind Büros, akademische Einrichtungen, ein Restaurant sowie neben einer Bibliothek auch diverse Besprechungsräume beherbergt. Beide Bautenwerden nun durch einen transparenten Zwischenbau miteinander verbunden. Dieser sollte in klarem Kontrast zum Bestand stehen und deutlich als Neubau erkennbar sein. Die bauliche Lösung wurde von Fazakas Architects in einer tragenden Betonstruktur und zwei Ganzglasfassaden zwischen den Bestandsbauten gefunden.
Glasschwerter als tragende Elemente
Jede Ganzglasfassade weist Abmessungen von 12 x 9 m in der Ansicht auf. Während die von der Straßenseite abgelegene Fassade eben ist, weist die gegenüberliegende Ganzglasfassade einen geschwungenen, s-förmigen Grundriss auf. Prämisse beim Fassadendesign war das Erreichen einer maximalen Transparenz, sodass gänzlich auf massive Tragstrukturen aus Stahl oder vergleichbar verzichtet wurde. Möglich ist dies durch die konsequente Anordnung von schlanken Glasschwertern, die in den Fassadenachsen in einem Abstand von ca. 1,80 m bis ca. 2,20 m zueinander gesetzt sind. Ausgebildet sind die Glasschwerter aus Verbundsicherheitsglas des Aufbaus 5 x 12 mm ESG-H aus Weißglas mit Zwischenschichten aus SGP-Folie. Diese spannen vertikal als Einfeldträger mit einer Spannweite von rund 12 m zwischen Bodenplatte und oberster Deckenplatte des Anbaus aus Beton. Die statisch wirksame Trägerhöhe der Glasschwerter beträgt 500 mm bzw. 600 mm.
Gebäudehülle aus Isolierglas
Für die eigentliche Gebäudehülle wurden zweifach Mehrscheibenisolierverglasungen eingesetzt. Die der Straße abgewandten Fassade besteht beidseitig aus Verbundsicherheitsgläsern des Aufbaus 2 x 8 mm TVG (Weißglas) mit SGP-Folie als Zwischenschicht. Die Abmessungen der eingesetzten Gläser betragen bis zu 2,20 x 4,20 m. Bedingt durch die geschwungene Form der straßenseitigen Ganzglasfassade, wurden die Eckbereiche hier mit thermisch gebogenen zweifach Isolierverglasungen aus thermisch entspanntem Floatglas (Weißglas) ausgebildet. Der minimale Biegeradius beträgt dabei lediglich 1.200 mm, die Glasdicken sind identisch zu den ebenen Mehrscheibenisolierverglasungen.
Structural-Glazing zur Befestigung der Glasschwerter
Die Anbindung der Mehrscheibenisolierverglasungen an die Glasschwerter erfolgt als Structural-Glazing-System über Eindrehhalter in den Randverbund der Isolierverglasungen. Auf der Seite der Glasschwerter wurde mit SG-Klebstoff eine Aufsatzprofilkonstruktion stirnseitig aufgeklebt, in welche die Eindrehhalter in regelmäßigen Abständen verschraubt werden. Der Eigengewichtsabtrag der Verglasungen war aufgrund der geforderten maximalen Transparenz der Fassade nur durch einen Abtrag in Fassadenebene möglich, sodass die oberen Isoliergläser auf den unteren aufgestellt sind.
Bautafel
Architektur: Fazakas Architects LLC, Budapest
Projektbeteiligte: SGS Schütz Goldschmidt Schneider GmbH (Fassadenstatik), Glasscon, Eschborn (Fassadendesign); LAKI, Budapest (Generalunternehmer)
Bauherrschaft: Hungarian Academy of Arts (MMA), Budapest
Standort: Andrássy út 101, 1062 Budapest, Ungarn
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Glasscon, Eschborn; Anett Göböblös
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