Musikverein in Wien
Gläserner Saal mit goldenem Glas
Der Gläserne Saal ist mit einer Fläche von 230 m² der größte der vier neuen Säle im Wiener Musikverein. Dominierend bei der architektonischen Innengestaltung des Architekten Wilhelm Holzbauer sind das Material Glas und die Farbe Gold. Außergewöhnlich für einen Konzertsaal ist die Anwendung von gebogenem Glas für die Dirigentenwand.
Gallerie
Auf einer beweglichen Stahlunterkonstruktion wurden 48 gebogene und mit Blattgold hinterlegte Verbundsicherheitsgläser vor einer Akustikmembran montiert. Die abwechselnd horizontal und vertikal gebogenen Glasscheiben können einzeln justiert werden, um eine optimale Schallreflexion je nach Besetzung des Saales zu erreichen. Ersten Presseberichten zufolge ist dies in sehr guter Weise gelungen.
Glas
Das Verbundsicherheitsglas (VSG) aus 2 x 6 mm bzw. 2
x 8 mm Floatglas, mit einer Größe von je 2.125 x 1.162
mm wurden je zur Hälfte mit einem Radius von 6.762 mm in
horizontaler Richtung bzw. 3727 mm in vertikaler Richtung gebogen.
Besonders wichtig war eine einwandfreie Oberflächenbeschaffenheit
ohne Beschädigungen durch den Biegevorgang, da die gebogenen
Glaselemente auf der konkaven Seite mit Blattgold belegt werden
sollten. Der Goldschimmer entsteht durch das Aufbringen von je 464
Goldblättchen pro Glas. Das Blattgold wird auf die Rückseite, das
heißt auf die konkave Seite jeder Glasscheibe aufgetragen. Die 80 x
80 mm großen Goldblättchen müssen in konzentrierter Kleinarbeit
mittels einem Spezialpinsel vom Vergolderteam exakt aufgelegt
werden, um eine regelmäßige Vorderansicht der vergoldeten Fläche zu
gewährleisten. Da normales Floatglas durch seine grünliche
Eigenfarbe, je dicker das Glas um so intensiver, zu
Farbverfälschungen bei der Durchsicht führt, wurden die
VSG-Elemente aus einem speziellen Weißglas hergestellt.
Für die Untersicht des Besucherbalkons wurden ebenso gebogene Gläser in einer exakten Farbabstimmung und mit teilweise extremen Sonderformen eingebaut (Radius 3.096 mm, Abwicklung 968 mm, Länge 12.049 mm, Länge 2.598 mm, zwei Winkel 90°, ein spitzer Winkel 33°). Um den gewünschten Farbton zu finden mussten verschiedene Farbmuster angefertigt werden. Nach Auswahl durch den Architekten wurden die Verbundsicherheitsgläser aus 2 x 6 mm in einem aufwändigen Verfahren nach dem Biegevorgang auf der konkaven Fläche beschichtet. Bei den ebenen Glasflächen der Brüstungen und Wandverkleidungen handelt es sich um mit Goldfolien hinterlegtes Glas.
Bautafel
Architekten: Wilhelm Holzbauer, Dieter Irisberger, Salzburg/Wien
Projektbeteiligte: Glas-Tech, Innsbruck (Gebogenes, vergoldetes Glas); Brüder Eckelt, Steyr (Ebene Glasflächen), Saint-Gobain Glass, Aachen (Glashersteller)
Bauherr: Musikverein Wien
Fertigstellung: 2004
Standort: Bösendorfer Str. 12, 1010 Wien
Bildnachweis: Saint-Gobain Glass (1), Glas-Tech (2, 3 und 4)
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