Andachtsraum im Flughafen Berlin-Brandenburg
Raum der Stille
Inmitten des geschäftigen Flughafens Berlin-Brandenburg findet
sich ein Ort der Stille und Besinnung: der Andachtsraum. Die ebenso
wie der Flughafen von gmp geplante kleine Kapelle steht allen
offen. Durch seine einfache Geometrie, die dunklen Ziegel und
indirekte Beleuchtung hat der Raum eine archaische Anmutung und
erinnert an frühchristliche und islamische Sakralarchitektur, die
ebenfalls typischerweise aus Ziegeln errichtet wurde.
Gallerie
Der sogenannte Raum der Stille befindet sich in der zentralen Achse des Terminalgebäudes A und kann direkt von der Check-in-Halle aus betreten werden. Er setzt sich aus fünf unterschiedlich großen Räumen mit je quadratischer Grundfläche und gestufter Gewölbedecke zusammen, deren Wände, Böden und Decken vollständig mit kaffeebraunen Ziegeln verkleidet sind. Über einen kleinen, mittigen Empfangsraum gelangt man rechts und links jeweils in einen Vorraum, der wiederum jeweils zu einem der beiden Andachtsräume führt – links ein christlicher und rechts ein bekenntnisunabhängiger in identischer Raumgröße.
Bereits im Empfangsraum ruft der in Erz gegossene Schriftzug
„Stille“ in sechs Sprachen zur Kontemplation auf. Im linken Vorraum
hängt ein kaum sichtbares Bronzekreuz, den anderen schmückt ein
Quadrat im Weltenkreis. Im christlichen Andachtsraum schließlich
wurde in der Wand ein griechisches, indirekt beleuchtetes Kreuz
ausgespart. Ausgestattet ist er mit einem kleinen Altar und bis zu
15 Sitzplätzen. Im bekenntnisunabhängigen Andachtsraum befindet
sich eine bronzene Bodenplatte mit der Darstellung des Weltkreises
mit einer Windrose, die in Richtung Mekka und Jerusalem zeigt. Die
auf das Minimum reduzierte Gestaltung der Räume steht im krassen
Kontrast zur Hektik des Flughafens und hilft ebenso wie das Dunkle
der Ziegel und die gedämpfte Beleuchtung, zur Ruhe zu
kommen.
Gallerie
Gewölbedecken mit hinterleuchteten Fugen und Oberlicht
Die Decken aller Räume setzen sich aus immer kleiner werdenden
quadratischen Rahmen aus Ziegeln zusammen, die an einer
Stahlkonstruktion befestigt sind. So schließen alle Räume mit einem
pyramidenförmigen Gewölbe ab. Die einzelnen Rahmen sind mit einem
Abstand von 2 cm verbaut, sodass das Licht der hinter der
Konstruktion montierten Leuchten durch die Fugen scheint. Den
oberen Abschluss der Gewölbe bildet jeweils ein durch LEDs indirekt
beleuchtetes, quadratisches Oberlicht, das den Raum nach oben hin
öffnet und seine transzendente Wirkung verstärkt. In eine Fuge zwischen Wand
und Boden ist ebenfalls ein umlaufendes Lichtband
eingefügt.
Gallerie
Handgefertigte Ziegel mit ungewöhnlichen Maßen und Farben
Alle Wände, Böden und Decken wurden mit langen und schmalen, dunkelbraunen Ziegeln im Format 528 x 108 x 37 mm ausgeführt. Mit seinen ungewöhnlichen Abmessungen weicht der Kunststein vom gewohnten Bild eines herkömmlichen Ziegels ab. Die Steine sind in Handarbeit gefertigt: Der Ton wurde zunächst in eine feuchte Holzform gedrückt und abgezogen. Später wurde der Rohling aus der Holzform gedrückt, wodurch die charakteristischen Fingerabdrücke entstanden, die auf jedem Ziegel auch nach dem Brennvorgang sichtbar bleiben. Die durch die Handarbeit bedingten Unregelmäßigkeiten verstärken den archaischen Charakter der Räumlichkeiten. -lw
Bautafel
Architektur: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
Projektbeteiligte: Schlaich Bergermann Partner, Berlin (Tragwerksplanung); Petersen Tegl, Broager / Dänemark (Ziegelei)
Bauherr*in: Flughafen Berlin Brandenburg
Fertigstellung: 2020
Standort: Melli-Beese-Ring 1, 12529 Schönefeld
Bildnachweis: Marcus Bredt, Berlin
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