Gedenkstätte der Bundeswehr in Geltow
Grauer Ziegel im Riegelformat für Wände, Wege und Stelen
Trauern und das Gedenken an Verstorbene ist vor allem ein persönlicher Prozess. Trauern und das Gedenken an die im Einsatz zu Tode gekommenen Soldaten hat auch eine öffentliche und politische Dimension. Für eine zentrale Gedenkstätte der Bundeswehr und die 3.200 Soldaten, die seit ihrer Gründung gefallen sind den richtigen Ort und eine geeignete Form zu finden, ist darum eine große Aufgabe.
Gallerie
Ausgelöst durch eine Initiative von Hinterbliebenen und gemeinsam mit der Bundeswehr und dem Verteidigungsministerium entstand die Idee eines Gedenkwaldes (oder Friedwaldes in Abgrenzung zum Friedhof). Im Gegensatz zu dem formellen Ehrenmahl der Bundeswehr in Berlin, wo die Opfer von staatlicher Seite protokollarisch geehrt werden, wünschten sich die Angehörigen einen stillen Ort für das persönliche Gedenken. Die Wahl fiel 2013 auf die Henning von Tresckow-Kaserne in Geltow bei Potsdam. Die von dem Architekten Ernst Sagebiel 1935 als Luftkriegschule entworfene Anlage ist seit 2001 Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr. Von hier aus werden alle internationalen Einsätze deutscher Streitkräfte geplant und gesteuert. Einen Wettbewerb für die Gedenkstätte gab es nicht; das Architekturbüro von Elisabeth Rüthnick, das auf dem Gelände schon einige Neubauten geplant und realisiert hat, wurde direkt beauftragt.
Die abgelegene, aber öffentlich zugängliche Gedenkstätte trägt
den Namen „Wald der Erinnerung“. Ihr zentrales Element ist ein 150
Meter langer, nahezu gradlinig verlaufender offener „Weg der
Erinnerung“ mit baulichem Auftakt und Abschluss. Den Beginn des
Weges markiert ein Empfangsgebäude, das zur Hälfte ein offener
überdachter Durchgang ist und daneben die Garderobe und Nebenräume
beherbergt. Auf Tafeln wird hier über die abgeschlossenen und
laufenden Auslandseinsätze der Bundeswehr informiert. Offen und
gepflastert führt der Weg weiter an sieben gemauerten Stelen
vorbei, die in bronzene Bänder graviert die Namen der bei den
Auslandseinsätzen der Bundeswehr gestorbenen Soldaten tragen.
Rechts und links des Weges sind mit ausreichend Distanz zueinander
in Waldlichtungen sieben Ehrenhaine aufgebaut worden. Die von
deutschen Soldaten in den Feldlagern der Einsätze in Afghanistan,
Bosnien und Kosovo für die getöteten Kameraden angelegten
Gedenkstätten wurden nach Beendigung der Einsätze nach Deutschland
überführt. Den baulichen Abschluss des Weges bildet der „Ort der
Stille“, ein kleiner quadratischer Pavillon mit Bänken und einer
einfachen Vertiefung in der Mitte zum Aufstellen von Kerzen.
Mauerwerk
Für alle Elemente der Gedenkstätte – die Mauern, die Gebäude,
den Weg und die Stelen – wurde als einheitliches Material
Ziegel
verwendet. Wenngleich Baustoff – mit Blick auf die nur einen
Steinwurf entfernte Ziegelei in Glindow – für die Region typisch
ist, entschied man sich hier für einheitliche Fassaden- und
Pflasterziegel eines Herstellers aus Niederbayern.
Die grauen Ziegel im Riegelformat von 490 x 40 mm wurden in verschiedenen Stärken durchgängig verwendet. Die Wände des Empfangsgebäudes sind dort, wo sie die beheizten Nebenräume umschließen 53,5 cm stark und zweischalig mit Kerndämmung ausgebildet. Auf eine 25 cm starke Stahlbetonwand folgen 14 cm Dämmung, eine Luftschicht und das über gedübelte Luftschichtanker statisch mit der Stahlbetonwand verbundene Sichtmauerwerk. Die Vormauerziegel mit Abmessungen von 490 x 115 x 40 mm sind im wilden Verband vermauert. In den Bereich der Ecken und für die Pfeiler wurden Formsteine verwendet. Die Verlegung der Ziegel erfolgte im Dünnbettverfahren, die Ausbildung der Stoßfugen mit Mörteltaschen; der Mörtel selbst wurde dunkelgrau eingefärbt.
Mit denselben langformatigen Vormauerziegeln wurden auch die
Stahlbetonwände des offenen Pavillons verkleidet, ebenso die
Einfassungen der Ehrenhaine und die sieben Stelen entlang des
Weges. Bei den 2,60 m hohen Stelen wurden die Ziegel auf der dem
Weg zugewandten Seite lagenweise vor- und zurückspringend vermauert
und dazwischen die bronzenen Bänder mit den Namen der verstorbenen
Soldaten eingelegt. Der durchlaufende Weg ist mit 40 mm starken
Pflasterziegeln im selben Format gepflastert. Zur Beleuchtung
wurden Orientierungslichter in die Bodenpflasterung
integriert.
Bautafel
Architekten: Rüthnick Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Marcel Adam, Potsdam (Landschaftsarchitektur); Ingenieurgruppe für Bauplanung und Konstruktion Oliver Ryl, Brandenburg an der Havel (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Schlegel & Reußwig, Potsdam und Kirchner Gebäudetechnik, Leipzig (Haustechnik); Gima, Marklhofen (Ziegelhersteller)
Bauherr: Bundesministerium der Verteidigung vertreten durch den Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen
Fertigstellung: 2014
Standort: Werderscher Damm 21, 14548 Schwielowsee
Bildnachweis: Hiepler Brunier, Berlin
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