Wissenschafts- und Restaurierungszentrum in Potsdam
Zweischalige Wand mit Kerndämmung und Sichtmauerwerk
Zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) gehören rund 350 historische Bauwerke und fast 800 Hektar Gartenanlagen in Berlin und Brandenburg. Daneben kümmert sich die SPSG um den Erhalt von Möbeln, Porzellan, Textilien und Gemälden, die eng mit dem Leben der preußischen Herrscher verknüpft sind. Im neuen Wissenschafts- und Restaurierungszentrum (WRZ) kann die Stiftung ihrer Aufgabe, die Kulturgüter zu bewahren, nun noch besser nachkommen, denn es vereint ihre zuvor verstreut untergebrachten Sammlungen, Archive und Werkstätten unter einem Dach.
Gallerie
Der Neubau nach Plänen von Staab Architekten entstand auf einem Areal zwischen Park Sanssouci und Köhlerplatz in Potsdam. Das frühere, unter Denkmalschutz stehende Hans-Otto-Theater wurde in den Entwurf eingebunden und dient heute unter anderem als Empfangsgebäude. Einst hatten auf dem im Volksmund Ananas-Revier genannten Grundstück in Ost-West-Richtung gereihte Treibhäuser gestanden, in denen bis ins 19. Jahrhundert Südfrüchte gezogen worden waren. Angelehnt an die historische Struktur entwarfen die Planer fünf parallele Baukörper mit hellen Mauerwerkfassaden, die durch kleine Höfe miteinander verbunden sind. Um zwischen der städtischen Bebauung im Süden und dem Park Sanssouci im Norden zu vermitteln, nehmen die Firsthöhen der flach geneigten, asymmetrischen Satteldächer nach Norden hin sanft ab.
Während die Häuser nach Süden, Osten und Westen als Lochfassaden gestaltet sind, die das Tageslicht nur dosiert hineinlassen, sind sie zum Park hin großflächig verglast. Die über zwei Geschosse reichenden Fenster der Pfosten-Riegel-Konstruktion im 1,20-m-Raster gewährleisten einen optimalen Tageslichteintrag für die restauratorischen Arbeiten in den Ateliers und Werkstätten.
Insgesamt umfasst der Gebäudekomplex rund 10.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Erschlossen wird er über das Vestibül des ehemaligen Theaters; ein Pförtner empfängt Mitarbeiter und Besucher an der einstigen Theaterkasse. In dem restaurierten und sanierten Altbau sind zudem die Büros der Abteilung Schlösser und Sammlungen sowie eine Kantine untergebracht. Die fünf neuen Baukörper beherbergen die Restaurierungswerksstätten, das Dokumentations- und Informationszentrum mit Bibliothek, die Grafische Sammlung und das Archiv der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM).
Ursprünglich sollte das Bauvorhaben auch ein unterirdisches Depot umfassen. Aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse wurde davon jedoch abgesehen. Alternativ entstand nahe dem Potsdamer Hauptbahnhof ein neues Zentraldepot – ebenfalls nach Entwürfen von Staab Architekten.
Mauerwerk
Damit der Gebäudekomplex auf keinen Fall mit den repräsentativen
historischen Schlössern und Villen in Konkurrenz tritt, wurde er
komplett in beigefarbenes Verblendmauerwerk gehüllt. Die Farbigkeit stellt
einen Bezug zu den benachbarten Bestandsbauten her, die
Materialität zum typischen brandenburgischen Klinker. Die
Dächer erhielten eine Deckung aus hell terrakottafarbenen
Biberschwanzziegeln mit Einsprenkelungen und mattierter
(engobierter) Oberfläche, die durch eine Beschichtung auf Tonbasis
erzielt wird.
Die 51,5 cm starken Außenwände sind zweischalig mit Kerndämmung
und Sichtmauerwerk ausgeführt. Ihre innere Schale besteht aus 25 cm
Stahlbeton, die 14 cm dicken Kerndämmplatten aus Mineralwolle. Mit
einem 1 cm breiten Luftspalt von der Wärmedämmschicht abgerückt ist
das Verblendmauerwerk. Es handelt sich um Ziegel im
Dünnfomat mit Abmessungen von 24 x 11,5 x 5,2 cm. Sie wurden im
Wilden Verband vermauert; einzelne hochkant angeordnete
Verblender setzen Akzente.
Bautafel
Architekten: Staab Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Mathes Beratende Ingenieure, Dresden (Tragwerksplanung/ Baupysik); Dr. Jacobs & Hübinger, Berlin (Freiraumplanung); Scholze Ingenieurgesellschaft, Berlin / Kofler Energies, Berlin (Haustechnik, Elektroplanung, Kommunikationstechnik, Fördertechnik); Sachverständigenbüro Halfkann + Kirchner, Berlin (Brandschutz); wienerberger, Hannover (Dachziegel); Ziegelei Hebrock, Natrup-Hagen (Verblender)
Bauherr: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG), Potsdam
Fertigstellung: 2017
Standort: Zimmerstraße 10 -11, 14471 Potsdam
Bildnachweis: Marcus Ebener, Berlin; Staab Architekten, Berlin
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