Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
Begehbare Skulptur aus Stahl, Glas und Beton
Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände im Nordflügel der monumentalen Kongresshalle in Nürnberg wurde im November 2001 feierlich eröffnet. Der Entwurf stammt von dem Grazer Architekten Günther Domenig, der 1998 den entsprechenden Wettbewerb gewonnen hatte. Das Dokumentationszentrum umfasst Ausstellungsräume, Begegnungs- und Verbindungszonen sowie ein Lern- und Studienforum. Mit der vergleichsweise geringen Bausumme von 11 Millionen Euro wurde ein Museum geschaffen, das den Diskurs mit der Geschichte nicht nur beinhaltet, sondern auch selbst darstellt.
Gallerie
Domenigs Konzept sieht zum einen das Sichtbarmachen der
nationalsozialistischen Architektur vor – sie gibt den Rahmen für
die Wechselausstellungen – und zum anderen die Durchbrechung der
alles beherrschenden Monumentalität. Das inhaltliche Prinzip der
Brechung oder Störung wird mit den formalen Mitteln der
dekonstruktivistischen Architektur erreicht. So durchbohrt eine Art
stählerner Keil die schwere Natursteinfassade des Kopfbaus der nie
ganz fertig gestellten Kongresshalle. Dieser leicht ansteigende
„Pfahl“ erschließt die Ausstellungs- und Funktionsbereiche.
Im Innern bleibt die halbfertige und ruinöse Beton- und
Ziegelstruktur erhalten und bildet den Rahmen für
Ausstellungsarchitektur und Exponate. Der 130 Meter lange Pfahl
sowie alle anderen neuen Bauteile wurden im Gegensatz zur alten
Bausubstanz in Stahl, glänzendem Aluminium und in Glas
ausgeführt.
Beton
Die Rigidität der Konstruktion und der Materialien unterstützt den
Gedanken, dass es sich hierbei um eine begehbare Skulptur handelt,
die die Vergangenheit auf eine ganz besondere Weise erzählt und sie
im Sinne eines Weges, einer Zeitreise erlebbar macht. Domenig setzt
Stahl, Glas und rohen Beton ein, um dem Bau die notwendige
Robustheit zu verleihen. Die scharfkantig und glatt ausgeführten
Betonbauteile setzten sich deutlich von den Bestandsmauern ab und
korrespondieren mit den in zurückhaltenden Grautönen gestalteten
Stahlbauteilen.
Bautafel
Architekten: Günther Domenig, Graz
Projektbeteiligte: Ullrich, Nürnberg (Rohbau); Rieger + Brandt, Nürnberg (Tragwerksplanung)
Bauherrschaft: Stadt Nürnberg
Fertigstellung: 2001
Standort: Bayernstraße 100, Nürnberg
Bildnachweis: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Nürnberg / Fotos: Stefan Meyer Architekturfotografie Berlin-Nürnberg; Gerd Dollhopf; Helmut Meyer zur Capellen
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