Walther Collection in Burlafingen
Roher Sichtbeton im Kunstkubus
Obwohl der Kunstsammler Artur Walther in New York lebt und in den Gremien und Aufsichtsräten berühmter amerikanischer Museen tätig ist, u.a. dem Museum of Modern Art (MoMA), entschied er sich beim Bau seines Privatmuseums für Burlafingen, einen Vorort von Ulm. Die von dem Kunstliebhaber schlichtweg Walther Collection genannte Sammlung umfasst mehr als 700 Werke zeitgenössischer Foto- und Videokunst, darunter auch die größte Sammlung afrikanischer Fotokunst. Damit hat er dem kleinen Wohnort seiner Kindheit ein großes Stück Kultur geschenkt.
Gallerie
In einem ruhigen Wohngebiet auf der grünen Wiese gelegen, ordnet sich das Museum der dort vorhandenen kleinteiligen Struktur unter. Es setzt sich aus insgesamt vier Gebäuden zusammen, die in Form eines Viertelkreises angeordnet und durch Gehwege miteinander verbunden sind. Drei der Häuser – White Box, Green House und Black House genannt – beherbergen die Ausstellung, das vierte nimmt ein Büro, eine Bibliothek und eine Gästewohnung auf.
Die White Box, das Hauptausstellungsgebäude, ist der einzige Neubau der Sammlung. Es ergänzt einen Bungalow aus den 1950er Jahren, das mit Efeu berankte „grüne“ Haus, und ein Fertighaus aus den Siebzigern. Beide Gebäude wurden für die neue Nutzung umgebaut: Das Fertighaus wurde komplett in Schwarz getaucht, seine Fassade zur Straße geschlossen und auf der Gartenseite mit einer großen Glasfront geöffnet; im Bungalow werden im intimen Rahmen gewöhnlicher Wohnräume die kleinformatigen Fotoarbeiten gezeigt.
Die Planung des weißen Kubus stammt von den Architekten Braunger
Wörtz aus Ulm. Um die Maßstäblichkeit der umgebenden Bebauung zu
wahren, verlegten sie einen Großteil der Ausstellungsfläche ins
Untergeschoss. Hier ist die 500 m² große Hauptgalerie angeordnet,
die vom lichtdurchfluteten Foyer im Erdgeschoss aus eingesehen
werden kann. Im Obergeschoss befinden sich eine kleinere, 150 m²
große Galerie sowie ein Leseraum. Im Jahresrhythmus werden im
Hauptausstellungsbereich thematisch ausgerichtete Ausstellungen
gezeigt, im Obergeschoss Neuerwerbungen oder Auftragsarbeiten
einzelner Künstler.
Beton
Der zunächst als transparenter Würfel mit viel Glas
konzipierte Neubau zeigt sich nach seiner Fertigstellung
monolithisch mit überwiegend geschlossenen Wandscheiben und nur
wenigen Öffnungen. Auch war der Werkstoff Beton lediglich als
Konstruktionselement vorgesehen, Sichtbeton
sollte keine Rolle spielen. Aus ausstellungstechnischen Gründen
entschied sich der Bauherr während der Bauphase jedoch für eine
andere Variante. Auch gefiel ihm der rohe Beton der Decken- und
Wandflächen so gut, dass er letztlich sichtbar blieb. Sie zeigen
die Anordnung der Schaltafeln, Ankerlöcher und Arbeitsfugen. An
ihren Außenseiten wurden die Wände weiß verputzt. Nicht tragende
Wände wurden in Holzskelettbauweise errichtet, beplankt mit
USB-Platten und abschließend mit einem feinen, glatten Putz
versehen.
Vor allem im Untergeschoss sind die tragenden 30 cm dicken
Außenwände aus Ortbeton und die aussteifenden Wandscheiben
raumbildend, die Deckenverstärkung im Stützenbereich sichtbar. Im
Unterschied zu den jeweils rund 160 m² der Obergeschosse, beträgt
die Grundfläche hier knapp 600 m² bei Außenabmessungen von 23 x 26
m. Im Erdgeschoss zeugen lediglich die Betonscheiben des
Treppenabgangs, im Obergeschoss drei 24 cm starke Wandflächen von
der Tragstruktur aus Beton, ansonsten sind die Räumlichkeiten
stützenfreien. Die Stärken der Betondecken betragen 30 cm bei einer
Räumhöhe von 3,60 m. Im ersten Obergeschoss sorgt ein Bodenbelag
aus Holz für die gewünschte Atelieratmosphäre, im Untergeschoss
wählten die Planer geschliffenen Estrich. Glatte, weiße Ausstellungswände
bilden einen farblichen Kontrast zum Betongrau der Decken und
Böden.
Bautafel
Architekt: Braunger Wörtz, Ulm
Projektbeteiligte: Fritschle, Uttenweiler (Rohbau); Hillmann Holzbau, Neu-Ulm/Pfuhl (Holzbau); Johann Weiss, Dietenheim (Außenputz); Fink Duo, Nellingen (Fenster)
Bauherr: Artur Walther, New York
Standort: Reichenauer Straße 21, Burlafingen
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Walter Vorjohann (Außenaufnahmen); Nik Schölzel (Innenraum)
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