Umnutzung gegen Platzmangel
Berlin Recycling baut seine Fahrzeughalle zum Bürogebäude um
Im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg befindet sich die Hauptverwaltung der Berlin Recycling (BR). In letzter Zeit wuchs die Belegschaft stark an, doch der Standort lässt sich nicht erweitern. Um ihn optimal zu nutzen, beschloss die Firmenleitung, eine in den 1960er-Jahren errichtete Fahrzeughalle zu revitalisieren. Dieses 1.100 Quadratmeter große Gebäude im Industriedesign wurde nun zur Mall of BR umgewandelt – eine loftartige Büroarbeitswelt mit angenehmer Arbeitsatmosphäre.
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Die Tochterfirma der Berliner Stadtreinigung (BSR) ist zuständig für die Abholung und Verwertung von Altpapier, Pappe, Altglas und Gewerbeabfällen in Berlin. Außerdem ist sie Miteigentümerin einer Papiersortieranlage und betreibt eine chemisch-physikalische Anlage zur Behandlung von Industrieschlämmen.
Kreislaufgerechtes Bauen
Umgesetzt wurde das Projekt von der Firma Vollack, einem Spezialisten für Planung und Bau nachhaltiger und energieeffizienter Gebäude, und der Firma Design2sense, die auf die Gestaltung moderner Arbeitswelten spezialisiert ist. Ziel war ein respektvoller Umgang mit dem Bestand. Nach einer sorgfältigen Auseinandersetzung mit der Konstruktion und Gebäudestruktur konnten das Stahltragwerk, die hölzernen Dachpfetten, die gemauerten Kalksandsteinwände und die Bodenplatte wiederverwertet werden.
Der Rückgriff auf vorhandene Bausubstanz ist einerseits als Hommage an die Historie des Ortes gemeint und ist andererseits unter ökologischen und finanziellen Gesichtspunkten sinnvoll. Beispielsweise konnte Beton eingespart werden, weil die vorhandene Bodenplatte für ihre Weiternutzung lediglich auf Endniveau aufgefüllt werden musste.
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Neue Fassaden mit Recycling-Dämmung
Das vormals außenliegende Stahltragwerk ist nun von vorgefertigten Holzständerelementen mit verzinkter Stehfalzblechverkleidung umschlossen. Das verwendete Lärchenholz stammt aus größtenteils nachhaltiger, heimischer Forstwirtschaft. Darüber hinaus kam eine Zellulose-Einblasdämmung aus recyceltem Papier zum Einsatz, also eben jenem Material, das die BR-Mitarbeitenden täglich bei ihren Kunden einsammeln.
An die dunkelgraue Fassade dockt eine Reihe kubischer Anbauten aus hellem Holz an. Um den Charakter des Gebäudes zu erhalten, ersetzten die Planer*innen die großen Hallentore durch große Fenster. Davor ermöglichen Holzbänke und Pflanzbeete eine entspannte Pause im Freien.
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Innenraumgestaltung
Im Gebäudeinnern verbessern Holzwolle-Leichtbauplatten mit einem Anteil von 25 Prozent Recyclingmaterial die Raumakustik. Unter den Sauerkrautplatten hängen Pendelleuchten, die beispielsweise aus Vogelkäfigen oder Badmintonschlägern hergestellt wurden. Für die Bodenbeläge verwendete man Terrazzoplatten mit recyceltem Granulat und Teppiche aus 100 Prozent recyceltem Polyamid. In der umgebauten Halle gibt es jetzt 64 Arbeitsplätze, teils offen, teils in gläsernen Raumboxen. Je nach Bedarf können die Mitarbeitenden zwischen Bürostuhl, Loungesessel, Terrassenstuhl und Stehtischen wählen. Viel Holz und Pflanzen und ein abgestimmtes Licht- und Akustikkonzept runden die anregende Atmosphäre ab.
Energiekonzept
Das Energiekonzept sieht natürliche Lüftung vor. Beheizt wird das Gebäude über eine Sole-Wärmepumpe in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW). Letzteres produziert sowohl Strom als auch Wärme. Hinzu kommt eine Photovoltaikanlage inklusive Batteriespeicher. Eine smarte und flexible Beleuchtung im Gebäudeinnern mit Präsenzmeldern passt das Licht automatisch an die Anwesenheit von Personen an und optimiert so den Stromverbrauch.
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