Glaswolle
Rund 11 Millionen Kubikmeter Glaswolle werden pro Jahr allein in Deutschland gefertigt – fast doppelt soviel wie Steinwolle. Oft werden beide Dämmstoffe unter dem Begriff Mineralwolle zusammengefasst. Auch farblich und haptisch weichen sie selten voneinander ab. Dabei gibt es gerade bei der Zusammensetzung einige Unterschiede.
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Herstellung
Während Steinwolle größtenteils aus in Steinbrüchen abgebauten, mineralischen Rohstoffen wie Kalkstein oder Basalt sowie aus Recyclingmaterialien hergestellt wird, besteht Glaswolle zu etwa 60 bis 80% aus Altglas. Dabei handelt es sich um aufbereiteten Glasbruch von alten Flachgläsern (Fenstern), Fahrzeugen oder Behälterglas. Das aufgemahlene Altglas wird zusammen mit einem Rohstoffgemenge aus Kalkstein, Soda, Dolomit, Quarzsand und Stahlwerksschlacken in einer Schmelzwanne eingeschmolzen. Anschließend wird die Schmelze im Düsenschleuderverfahren zerfasert und mit Mineralöl oder Silikonöl besprüht, um die Fasern zu verbinden und zu hydrophobieren. Auf dem Förderband liegend durchläuft die Glaswollematte zum Aushärten und Verdichten einen Härteofen. Ihre typische Farbe erhält sie durch das verwendete, nun ausgehärtete Bindemittel. Entsprechend der vorgesehenen Anwendung wird die Matte zugeschnitten und weiterverarbeitet, bevor sie verpackt in den Handel bzw. auf die Baustelle gelangt.
Da sich in Deutschland viele der Rohstoffe in großen Mengen in den Böden finden und das Recyclingnetzwerk für Altglas hierzulande großflächig ausgebaut ist, sind die Transportwege kurz und die Rohstoffpreise verhältnismäßig niedrig. Trotz guter Verfügbarkeit der Rohstoffe und der Verwendung von Altglas hat Glaswolle den Nachteil, dass für ihre Herstellung enorm viel Energie aufgewendet werden muss. Um das Rohstoffgemenge zu schmelzen, sind Temperaturen von 1.300 bis 1.600°C erforderlich. Als Energieträger dient vor allem Erdgas; entsprechend hoch sind die Treibhausgase. Neben Energie wird für die Herstellung von Glaswolle auch Frischwasser verbraucht. Hinzu kommt, dass der Anteil der auf Erdöl basierenden Bindemittel höher ist als bei Steinwolle.
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Eigenschaften
Glaswolle ist wärmedämmend und bietet darüber hinaus einen guten Schall- und Lärmschutz. Ihre Dämmwirkung ist in thermischer Hinsicht der von Steinwolle sehr ähnlich, erreicht aber bereits bei geringeren Stärken dieselbe Dämmleistung. Laut Herstellerangaben beträgt die Lebensdauer von Glaswolle rund 50 Jahre, in der schätzungsweise das dreihundertfache der Energie eingespart werden kann, die für Produktion, Transport und Entsorgung benötigt wird.
Weitere Eigenschaften von Glaswolle sind ihre Alterungs- und Verrottungsbeständigkeit; die in kleinen Mengen beigemischten Mineralöle und Silikonemulsionen machen sie wasserabweisend. Außerdem ist sie nichtbrennbar und verfügt über einen hohen Schmelzpunkt, weshalb sie sich insbesondere für den Holzbau eignet. Vor 1996 hergestellte Produkte können krebserregende, lungengängige Fasern enthalten. Heute dürfen nur Glaswolleerzeugnisse angeboten werden, die außer Krebsverdacht stehen. Ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit ist am RAL-Gütezeichen zu erkennen.
Lieferformen und Anwendung
Je nach Anwendung ist Glaswolle in Form von Platten, kaschierten oder unkaschierten Bahnen oder Matten, faserigen Stopfdämmungen oder flockigen Einblasdämmungen erhältlich. Sie kommt unter anderem als Kerndämmung, bei Holzrahmenkonstruktionen, bei Kaltdächern oder zur Dämmung der obersten Geschossdecke zum Einsatz. Darüber hinaus wird sie zur Isolierung von Heizungs- und Warmwasserrohren, Fernwärmeleitungen, Heizkesseln und Tanks genutzt oder dient als Brandschutzelement beispielsweise für Kabelabschottungen. Als Dämmstoff für Gebäude ist Glaswolle vor allem im Holzbau verbreitet. So bieten einige Hersteller ein an die im Holzrahmenbau typischen Rastermaße angepasstes Sortiment an.
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Weiterverwendung
Glaswolle lässt sich wieder einschmelzen. Zwischen 75% und 100% des Ausschusses in der Produktion werden bereits recycelt. Ziel einiger Hersteller ist es, auch Baustellenverschnitte und rückgebaute Glaswolleprodukte wiederzuverwenden. Die müssen aufgrund der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen jedoch aus der firmeneigenen Produktion stammen. Hinzu kommt, dass für Glas- und Steinwolle aktuell noch dieselben Abfallschlüssel gelten (je nach Gefährlichkeit der Stoffe 17 06 03* oder 170604). Es ist also Abbruch- und Entsorgungsunternehmen erlaubt, sie ungetrennt zu sammeln. Diesem Problem begegnen manche Hersteller, indem sie eigene Rücknahmeangebote entwickeln, die zu einer sortenreinen Rückführung motivieren.
Technische Daten*
Wärmeleitfähigkeit λ: 0,031 – 0,040 W/(mK)
Rohdichte ρ: 12 - 40 kg/m3
Wasserdampfdiffusionswiderstand μ: 1 - 2
Brandverhalten nach DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und
Bauteilen: A1 – nicht brennbar bzw. nach DIN EN 13501
Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu ihrem
Brandverhalten: Euroklasse A1 – nicht brennbar
*Anmerkung: Alle Angaben ohne Gewähr. Die Werte können sich aufgrund von Produktweiterentwicklungen ändern, sind aber aufgeführt, um als Anhaltspunkte zu dienen.
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