Wiederbelebung einer alten Werkhalle in Amsterdam
Nachhaltige Umnutzung für ein Architekturbüro
Deckenuntersichten aus Trapezblech, Zwischenwände aus sichtbaren OSB-Platten und eine Aluminium-Fassade - diese unkonventionelle Materialwahl für Büroräume lässt sich nicht jedem Bauherrn vermitteln. Bei dem Umbau einer Werkhalle war das Architekturbüro Paul de Ruiter jedoch glücklicherweise sein eigener Auftraggeber. Inzwischen sind in das Gebäude auch weitere Büros der Kreativ-Branche eingezogen. Denn der ehemalige Industriestandort De Schinkel ist bei zahlreichen Firmen von Architekten, Werbebranche, Film und Fernsehen beliebt.
Gallerie
Bei der Grundrissgestaltung standen Interaktion und Flexibilität im Fokus. Die Architekten zogen in den hohen offenen Raum der Werkhalle ein zweites Geschoss ein. Auf diesen zwei Ebenen mit einer Bruttogrundfläche von knapp 1.000 Quadratmetern hat nun jeder Mieter die Möglichkeit, seinen Gebäudeteil den eigenen Anforderungen und Wünschen entsprechend zu strukturieren. Ein Atrium und offene Gemeinschaftsbereiche fördern Austausch und Begegnung.
Nachhaltig Bauen
Das Ziel der Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch alle Entscheidungen. Dies begann schon bei der Idee, ein bestehendes Gebäude umzunutzen. Wände und Dach der alten Stahl-Werkhalle bilden die Basis für das neue Bürogebäude. Ansonsten ist der Bestand kaum wiederzuerkennen: wo ursprünglich ein Backsteingebäude stand, ist nun die Giebelfassade vollständig verglast und eröffnet nicht nur einen Blick auf Wasser und Grünraum, sondern ermöglicht auch eine weitgehend natürliche Belichtung der Arbeitsplätze. Auch ein vorhandenes Dachfenster wurde wesentlich vergrößert. Es bringt nun über ein Atrium viel Tageslicht auch an solche Arbeitsplätze, die sich nicht zur Außenfassade orientieren. Die Entscheidung, auf abgehängte Decken zu verzichten, hängt ebenfalls mit der Tageslichtoptimierung zusammen. So entstanden nicht nur lichtdurchflutete Räume sondern es wird auch Energie für elektrische Beleuchtung eingespart. Fassade und Atrium ermöglichen außerdem überall eine natürliche Belüftung.
Vom Architekturbüro eigens entwickelte Fassadenelemente aus perforierten Aluminiumblechen schützen in doppelter Hinsicht: tagsüber vor zu viel Sonneneinstrahlung und nachts vor Einbrechern. Die Öffnung der Aluminiumklappen wird, abhängig vom Lichteinfall, automatisch geregelt, kann aber auch manuell bedient werden.
Mit dem Heiz- und Kühlsystem setzen die Planer auf Geothermie.
In einer Tiefe von 105 Metern wird im Winter Kälte für die
sommerliche Kühlung gespeichert. 35 Meter darüber wird die im
Sommer abgeführte Wärme eingespeist. Über Wärmepumpen wird diese im
Winter zu Heizzwecken genutzt. Zur Verteilung von Wärme und Kälte
dient eine Fußbodenheizung.
Um den Nachhaltigkeitsgedanken zu verdeutlichen, gibt es im
Erdgeschoss einen Bereich, wo Nutzer und Besucher sehen können, wie
das Gebäude funktioniert.
Bautafel
Architekten: Paul de Ruiter Architects, Amsterdam/NL
Bauherr: Paul de Ruiter, Amsterdam/NL
Fertigstellung: 2009
Standort: Valschermkade 36D, Amsterdam/NL
Bildnachweis: Pieter Kers
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