Bürobau Building D(emountable) in Delft
Leichtgewicht im Baukastenprinzip aus Stahl, Holz und Glas
In den Niederlanden sollen alle Bautätigkeiten bis 2050 vollständig in eine Kreislaufwirtschaft eingebunden werden. Vor diesen Hintergrund ist das Vorbildprojekt Building D(emountable), ein vollständig zerlegbares Gebäude, inmitten eines historischen Gebäudekomplexes im Zentrum der niederländischen Stadt Delft entstanden. Das für seine ressourcenschonenden und modularen Bauten bekannte Architekturbüro Cepezed erwarb den Komplex mit ehemaligen Laboren der Technischen Universität Delft bereits 2012. Als Planerteam und zugleich Bauherrschaft verwandelten sie die Bestandsgebäude in ein Cluster für verschiedene Unternehmen der Kreativbranche und für ihren eigenen Bürositz. Von den vier Hauptbestandsbauten (bezeichnet als A, B, C, D) auf dem Areal musste eines aufgrund seines schlechten Zustands abgerissen werden. An dessen Stelle ruht nun der gläserne, viergeschossige, D genannte Neubau.
Gallerie
Transparenter Quader
Einfachheit war ein wichtiger Aspekt bei der Konstruktion sowie der Gestaltung des neuen Bürogebäudes. So ist die Hybridstruktur, eine Stahlkonstruktion mit Holzelementen und Glasfassade, letztlich vollständig zerlebar und kann an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden. Der Neubau hat dieselbe Grundfläche wie das abgerissene Bestandsgebäude: Er misst 11 mal 21,5 Meter, auf denen sich vier Stockwerken mit jeweils etwa 200 Quadratmetern erheben. Bis auf die Außenfläche der zum nördlich liegenden Nachbargebäude liegenden Sanitär- und Technikräume tritt der klare quaderförmige Körper fast vollständig in einer Glasfassade mit vertikalen Lamellen auf. Die transparente Fassade soll die Beziehung von Innen- und Außenbereichen fördern und steht in deutlichem Kontrast zu den umliegenden historischen Backsteinbauten.
Erschlossen wird das Gebäude über den östlichen Eingang und dem
angrenzenden Treppenhaus mit Aufzügen und Stahltreppe in der
nördlichen Ecke des Baus. Die Flächen sind offen und von den
Nutzern – Software-, App- sowie Website- und
Spieleentwicklungsfirmen – selbst einteilbar. Nur wenige filigrane
Stahlstützen in der Längsachse stehen in jeder Etage und tragen die
Holzdecke mit.
Hybridkonstruktion aus Stahl, Holz und Glas
Die Konstruktion besteht aus einem rational optimierten
Baukasten mit einem vorgefertigten, schlanken Tragwerk aus Stahl.
Die eingesetzten drei Böden der Obergeschosse und das Dach bestehen
aus ebenfalls vorgefertigten leichten Elementen aus
Furniereschichtholz (Laminated Veneer Lumber, kurz LVL), in die
trotz kompakter Dimension alle Installationen integriert sind. Die
Rippen der LVL-Decken bleiben vollständig sichtbar und sind somit
Teil des Erscheinungsbildes. Der für den Boden verwendete Estrich
ist biobasiert und besteht aus kiesartigem Granulat in einer
Pappwabenstruktur mit Gipsfaserplatten darüber. Der gesamte Estrich
ist trocken und leicht wieder heraustrennbar. Als Bodenbelag kommt
zum Teil recyceltes PVC zum Einsatz.
Das Gebäude hat keine Fensterrahmen sowie öffenbare Fensterelemente, da das zweifach-Isolierglas direkt auf der Stahlkonstruktion montiert ist. Schwarze vertikale Lamellen in der Fassade sorgen jedoch für eine natürliche Belüftung im Inneren. Die Stahlkonstruktion wurde mit geschweißten Schraubenprofilen versehen, um die Montage zu vereinfachen. Die Konstruktion aus vorgefertigtem Stahltragwerk, Sonnenschutzglas und Holzdecken ist bis auf die aus Beton gegossene Bodenplatte komplett zerlegbar und entweder in Teilen oder als Ganzes an einem anderen Ort wieder aufbaubar.
Reduzierter Materialeinsatz
Die Struktur wurde nicht
nur als zerlegbare, sondern auch als leichte Konstruktion geplant,
wodurch der Materialeinsatz stark reduziert werden konnte. Zudem
ist das gesamte Gebäude als ein einziger großer Brandabschnitt
konzipiert, um Beschränkungen in der Verwendung von nichtbrennbaren
Materialen zu vermeiden und somit eine variable Einrichtung zu
ermöglichen. Infolgedessen wurde für feuerfeste Maßnahmen wenig
Material benötigt. Nur das Treppenhaus ist feuerbeständig
ausgeführt. Die in die Decken integrierten Klimaanlagen arbeiten
mit Luft und können gleichzeitig als Heizung fungieren. Da somit
kein Gasanschlusss notwendig ist, ist das Gebäude in seiner
Anordnung völlig flexibel und zudem
mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Rollläden bieten
Sonnen-, Blend- und Sichtschutz
Kurze Bauzeit durch schnelle Montage und integrative
Prozesse
Die Fertigstellung des Gebäudes erfolgte in
erstaunlich kurzer Zeit: Sie dauerte nur rund ein halbes Jahr
(Aufbau im Zeitraffervideo: s. Surftipps). Die komplette Struktur
aus Stahlskelett und vorgefertigten Holzböden und -decken wurde in
nur drei Wochen aufgestellt. Um die Fassade direkt montieren zu
können, mussten enge Bautoleranzen eingehalten werden. Dies war
unter anderem durch einen integrativen Prozess mit sorgfältiger
Vorbereitung und enger, integrierter Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Disziplinen, die fast alle unter einem Dach
arbeiteten, möglich.
Mit dem Bulding D(emountable) verfügt Delft über ein
beispielhaftes regeneratives Gebäude, das sich andererorts
wiederverwenden lässt und so ganz im Sinne eines nachhaltigen und
ressourcenschonenden Bauens steht. -kl
Bautafel
Architektur: architectenbureau cepezed, Delft
Projektbeteiligte: cepezedprojects (Projektentwicklung); cepezedinterieur (Innenausstattung); cepezedbouwteam (Koordination);IMd Raadgevende Ingenieurs, Rotterdam (Tragwerksplanung/ Statik); Voortman Steel Construction, Rijssen (Stahlkonstruktion); Metsä Wood, Almere (Furnierschichtholzelemente); Kuijpers Utiliteit Midden-Noord, De Meern (Installationen); iFS Building Systems, Waddinxveen (Glasfassade)
Bauherrschaft: cepezed, Delft
Standort: Nieuwelaan 72, 2611 RV Delft, Niederlande
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Lucas van der Wee, Delft / cepezed
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