Umbau Büroetage Transa in Zürich
Zirkulär umbauen
Der Bausektor ist für mehr als 35 % des globalen CO₂-Ausstoßes verantwortlich sowie für 50 % aller in Europa genutzten Materialien. Sollen bis zum Jahr 2050 nur noch CO₂-neutrale Gebäude gebaut werden, so muss die Bauindustrie Materialien im großen Stil wiederverwenden. Solche Projekte im Sinne der Kreislaufwirtschaft sind komplex und arbeitsintensiv. Passende Bauteile und Materialien müssen gefunden, ausgebaut, gelagert und aufbereitet werden. Das baubüro in situ mit drei Standorten in der Schweiz gehört zu den Vorreitern dieser zukunftsträchtigen Bauweise. Kürzlich haben sie den Hauptsitz des Outdoorshops Transa in der Zürcher Innenstadt umgebaut, das Motto lautete: „Was geht, bleibt drin – der Rest wird wiederverwendet.“
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Innenwände aus Akustikdecke
Das Bürogebäude der 1960er-Jahre erstrahlt nun in einem zeitgenössischen Patchwork-Look aus rohen Betondecken und Holzeinbauten. Der 80 Meter lange Mittelkorridor ist das Zentrum des Umbaus. Er reicht über zwei Gebäudeflügel und erschließt die Büros. Aus der alten abgehängten Akustikdecke machten die Architekt*innen kurzum neue Innenwände. Sie zersägten die Faserplatten in Paneele und schichteten diese in einer Holzständerkonstruktion aus wiederverwendeten Latten auf. Für weitere Innenwände nutzten sie Dreischichtplatten. Wiederverwendete Fenster zwischen den Büros und dem Korridor sorgen dafür, dass genügend Tageslicht in die Mittelzone fällt. Die Betondecke wurde – ebenso wie alle anderen Oberflächen – roh belassen. Dadurch bleiben auch die Leitungen und aufputzmontierten Elektrotrassen sichtbar.
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Kreative Nischen
Den Korridor werteten die Planenden mit mehreren Nischen unterschiedlicher Nutzung auf. Dabei wird klar, dass Wiederverwendung auch die Kreativität anregt: In einer Sitznische aus wiederverwendetem Holz befindet sich eine alte Schulwandtafel, auf der die Mitarbeiter*innen nun ihre Ideen kritzeln können. Die Kernbohrungen, die beim Wanddurchbruch entstanden sind, dienen als Tischbeine für einen Stehtisch. Auch die Drucker erhalten ihre eigenen Nischen im Gang, sodass in den Arbeitsräumen mehr Platz bleibt. Natürlich sind die Materialien bloß gefügt und geschraubt, sodass sie später wiederverwendet werden können. Zukünftig sollen Second-Hand Teppiche für ein wohnliches Raumklima und zusätzliche Schalldämpfung in den Büros sorgen.
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47,5 Tonnen CO₂ eingespart
Für die Bauteiljagd haben die Architekt*innen mit Zirkular zusammengearbeitet. Der Großteil der Materialien stammt aus weniger als 20 Kilometern Entfernung. Sogar die Brandschutztüren stammen aus einer nahe gelegenen Bauteilmine. Mit dem Re-Use-Ansatz konnten die Architekten bei diesem Umbau 47,5 Tonnen CO₂ graue Energie einsparen, verglichen mit dem Kauf und Verbau neuer Bauteile. -sh
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Bautafel
Architektur: baubüro in situ, Zürich
Projektbeteiligte: Zirkular, Basel (Bauteiljagd); Atelier Emmaüs, Villeurbanne (Holzbauer); Zehnder Holz und Bau, Winterthur (Holzbauer); Klotzholz, Wängi (Schreinerarbeiten); Metallwerkstatt Wick Upcycling, Winterthur (Schlosserarbeiten); Ernst Lips, Zürich (Sanitärarbeiten); Schibli Elektrotechnik, Zürich (Elektroplaner)
Bauherrschaft: Transa Backpacking, Zürich
Fertigstellung: 2022
Standort: Josefstrasse 53, 8005 Zürich
Bildnachweis: baubüro in situ / Martin Zeller
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