Wohnhochaus Magisterparken in Aaalborg
Umbau und Sanierung mit viel Glas und Aluminium
Himmerland – der fantasievoll klingende Name bezeichnet eine Landschaft in Nordjütland mit Nadelwald-, Hochmoor- und Heidegebieten. Sie inspirierte nicht nur den dänischen Literaturnobelpreisträger Johannes V. Jensen zu seinen „Himmerlandsgeschichten“. Nach ihr hat sich neben einer Folkband auch eine Wohnungsbaugesellschaft mit Sitz in Aalborg benannt, der mit 110.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Dänemarks. Die Himmerland Boligforening hat mehrere Wohnanlagen der 1960er und 70er Jahre im Portfolio, die sie schrittweise einer Verjüngungskur unterzieht.
Gallerie
Dazu zählt auch das Ensemble Magisterparken als Teil eines suburban geprägten Wohngebietes drei Kilometer südlich des Stadtzentrums von Aalborg. Geprägt wird das Quartier durch eine 13-geschossige, 38 Meter hohe Wohnscheibe, die 1964 von Ladegaard & Partnere als Laubenganghaus erstellt wurde. Horizontal durchlaufende Brüstungen, geschlossene Betonplatten an den Stirnseiten und sparsame Braun-Gelb-Akzente trugen zu einem für die europäische Nachkriegsmoderne typischen Erscheinungsbild bei. Schon Ende der 1990er-Jahre erfolgten Renovierungsarbeiten, doch diverse Schäden und Mängel wie Betonabplatzungen, fehlende Isolierung und Wärmebrücken, unter anderem an den Trägern der Laubengänge, erforderten weitergehende Maßnahmen.
2012 bis 2015 hat das dänische Büro C.F. Møller Architects das Hochhaus sowie neun dreigeschossige Zeilenbauten mit Gelbklinkerfassade, die ebenfalls zur Wohnanlage gehören, umfassend saniert und umgebaut. Einige der ursprünglich 169 Wohnungen im Scheibenhochhaus wurden zu größeren Einheiten zusammengefasst, weshalb jetzt 120 neue Einheiten entstanden sind, darunter auch Maisonetten und behindertengerechte Wohnungen.
Im Zuge der Fassadenerneuerung wurden thermische Probleme gelöst und zugleich der Glasanteil erhöht. Das Hochhaus erhielt damit einen völlig neuen architektonischen Ausdruck, während an den kleineren Gebäuden noch Teile der Ursprungsfassaden erhalten geblieben sind. Auch im Seitenprofil hat sich das Hochhaus verändert: Die Wintergärten der beiden oberen Geschosse wurden 1,5 Meter über die Gebäudekante vorgezogen. Im Erdgeschoss wurden nahe der bestehenden Aufzüge zwei Durchgänge durch das Haus geschaffen. Außerdem wurden neue Terrassen für die Erdgeschosswohnungen installiert, die in einer großzügigen Holztreppe münden. Ihre Stufen überwinden auf gesamter Hausbreite den durch den Keller bedingten Höhenunterschied zum Garten. Damit erhielt das Hochhaus im Gegensatz zur bauzeitlichen Erscheinung eine klar artikulierte Sockelzone und einen ebensolchen oberen Abschluss.
Auch die Außenanlagen wurden durch C.F. Møller neugestaltet. Das ebene Gelände wurde modelliert und mit neuen Anpflanzungen aufgewertet. In der Freiraumplanung sind in Ergänzung zu bestehenden Angeboten wie einer Skaterrampe neue Spielplätze, ein Fitnessparcours, ein Grillplatz mit Pavillon und Außentoilette sowie Mietergärten vorgesehen. Zum Teil sind diese bereits umgesetzt.
Das Projekt erhielt 2016 und 2017 mehrere Preise und Anerkennungen.
Fassade
An der Südseite wurde das ursprüngliche Prinzip der vorgelagerten Loggien mit Schiebefenstern beibehalten. Durch Wegfall der Brüstungen und Ersatz durch Vollverglasung sowie – je nach Grundrisstyp – teilweise auch durch Verbreiterung nach innen wurden sie zu großzügigen Wintergärten, die zudem mehr Licht ins Innere der durchgesteckten Wohnungen bringen.
Aus der ursprünglich horizontal gegliederten Ansicht ist damit eine Glas-Aluminium-Rasterfassade geworden, mit zusätzlicher Binnengliederung der neunzehn vertikalen und dreizehn horizontalen Module (zwanzig Betonschotten über dreizehn Geschosse). In der Fläche sind mit Ausnahme der Schiebefenster alle Profilelemente sowie die Verkleidungen der Deckenkanten metallsichtig hell gehalten. Im Kontrast dazu steht der dunkle, äußere Rahmen aus schwarzem
Aluminium, den die Kanten der Gebäudestirnseiten, der Erdgeschossdecke und der oberen, vorstehenden Loggien bilden. Zusätzlich sind stehende Rechteckrahmen in unregelmäßigen Abständen über ein oder zwei Geschosse vor die Glasfassade gehängt. An ihren Außenseiten ebenfalls dunkel gehalten, sind sie innen weiß, wobei eine der vier Innenseiten je einen kräftigen Farbakzent in Rot, Gelb, Türkis oder Orange setzt. Diese Elemente gliedern die Südfront, schaffen in der additiven Fassade Adressen und sind zugleich eine Reminiszenz an die alten Loggien, die vor der Sanierung unterschiedlich farbig ausgemalt waren.
Das Thema des dunklen Gebäuderahmens ist konsequent durchgesetzt. Die einst geschlossenen, betonsichtigen Stirnseiten im Osten und Westen sind vollständig mit schwarzen Aluminiumpaneelen verkleidet. Die dahinter liegenden, äußeren Wohnungen haben zusätzliche Fenster erhalten, die diese beiden Flächen durch unterschiedliche Größen und Formate sowie teilweise mit ausgestellten Rahmen beleben.
Auch an der Nordfassade wurden die Betonbrüstungen entfernt. Die offenen Laubengänge wurden durch eine Vollverglasung geschlossen. Dadurch wurde eine zusätzliche thermische Pufferzone geschaffen, die gleichzeitig mehr Licht für die hier angrenzenden Räume wie Küchen und Kinderzimmer bietet. Jeder Laubengang erhielt zwei 80 Zentimeter tiefe Aussichtserker, die durch Bewohner zum Teil als Sitzplätze angeeignet wurden. Unregelmäßig in der Fläche angeordnet, gliedern sie gemeinsam mit einigen transluzenten Verglasungselementen und einzelnen perforierten und gefalzten Aluminium-Paneelen vor der Glasebene die Nordfront. Nach außen klappende Fensterflügel gewährleisten die Belüftung.
Bei der Sanierung der dreigeschossigen Wohnhäuser wurden Gestaltungselemente wie Fensterprofile und Materialien übernommen. Auch hier wurden Teile der Fassaden mit schwarzen Aluminiumpaneelen verkleidet, die gut mit dem erhaltenen Gelbklinker-Mauerwerk kontrastieren. Wert gelegt wurde auch auf geordnete Dachaufsichten der Dreigeschosser, da sie vom Hochhaus aus einsehbar sind.
Die Fassadenarbeiten an der Hochhausscheibe erfolgten mithilfe
von Mastkletterbühnen anstelle einer herkömmlichen
Einrüstung.
Bautafel
Architekten: C.F. Møller Architects (inkl. Landschaftsarchitektur)
Projektbeteiligte: Moe & Brødsgaard (Fachingenieurleistungen und Baumanagement), Fjelsø Entreprise, Aalestrup (Fassade), Funderholme Smedie, Silkeborg (Stahlbau), Fire Safe, Kopenhagen/Aarhus (Brandschutzertüchtigung), Hustømrerne, Aalborg (Holzbau), PD Elevator, Haderslev (Aufzüge)
Bauherr: Himmerland Boligforening, Aalborg
Fertigstellung: 2015
Standort: Magisterparken 1-431, 9000 Aalborg, Dänemark
Bildnachweis: C.F. Møller Architects; Jørgen True, Kopenhagen; Himmerland Boligforening, Aalborg
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