Nachverdichtung in der Bornholmer Straße in Berlin
Dreiteilung im Hinterhof
Seit dem 9. November 1989 ist viel passiert in der Bornholmer Straße. Schrittweise verändert sich auch die Bebauungsstruktur, die hier, in Prenzlauer Berg, noch immer deutlicher als in anderen Teilen Berlins von den sogenannten Mietskasernen geprägt ist, die in der Folge des Hobrecht-Plans von 1862 errichtet worden waren.
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Bereits in den 1970er-Jahren gab es einzelne Eingriffe in die Innenbereiche der Blöcke, um sie durch den Abriss von Hinterhäusern und die Verlagerung bzw. Verdrängung von Gewerbe zu lichten und grundstücksübergreifende Grünanlagen zu schaffen. Dieses Verfahren, erhielt von einigen zeitgenössischen Planer*innen den Namen „Blockentkernung“. Inzwischen wird wieder nachverdichtet – so auch in der Bornholmer Straße: 800 Meter östlich vom Ort der Grenzöffnung haben Appels Architekten aus Zürich eine Baulücke in zweiter Reihe geschlossen, die allerdings auf einen Kriegsschaden zurückging.
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Puzzleteil mit drei Fassaden
Der Kubatur des zerstörten Gebäudes folgend, passten die Architekt*innen nun einen siebengeschossigen Neubau wie ein z-förmiges Puzzleteil in die Bestandsstruktur von 1906 ein. Aus dieser Situation ergeben sich Fassaden zu drei angrenzenden Höfen. Im Südwesten handelt es sich um eine Brandwand, die zum Hof der Nachbar*innen liegt und von ihnen einbezogen werden kann, sollten sie künftig ebenfalls nachverdichten.
Bei den anderen beiden anderen Höfen wurden die zum Grundstück gehörenden Bereiche neugestaltet: Der südöstliche, von der Straße aus erschlossene Hofanteil, ist heute gepflastert und verfügt über Bänke und vier Bäume. Der nördliche, etwas tiefer liegende ist eine modellierte Grasfläche mit Findlingen und ebenfalls mit Bäumen bepflanzt. Hier wurde das Gebäudevolumen ab dem zweiten Obergeschoss zurückgestaffelt, um auf die unregelmäßige Hofform und einen gegenüberliegenden Neubau zu reagieren. Beide Hofteile sind über einen Durchgang miteinander verbunden.
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Wohnen zwischen Parkett und Betondecken
Untergebracht wurden 24 ganz unterschiedliche Wohneinheiten, für Alleinstehende bis hin zu Familien. Ebenerdig sind großzügige, loftartige Maisonnettes mit einläufigen Treppen, Galerien und Lufträumen eingerichtet. Darüber erweitern unterschiedlich tiefe Balkone und Laubengänge die Innenräume. Jeweils vier Wohneinheiten gibt es im zweiten bis fünften Obergeschoss, im sechsten und siebten sind es jeweils zwei Penthäuser mit Dachterrassen. Weiße Wandflächen wurden unter anderem mit Parkettböden, betonsichtigen Decken und dezenten, weißen Streckmetallgittern kombiniert. Die Maisonettes haben innen holzsichtige, die übrigen Wohnungen weiße Fenster.
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Fassade: Klassische Dreiteilung
Im Bereich der loftartigen Wohnungen überwiegt der Glasanteil. Die geschlossenen Flächen sind hier mit Glasfaserbeton-Fassadenplatten verkleidet. Die schmalen, geschosshohen Platten sind als vorgehängtes hinterlüftetes System verdeckt auf einer Metall-Unterkonstruktion befestigt. Die darüberliegenden Geschosse haben hellgraue Putzfassaden mit großen, bodentiefen Lochfenstern, die überwiegend dreigeteilt sind. Sichtbeton-Balkonplatten kragen frei aus. Verzinkte Stahlgeländer mit leicht schräggestellten Stäben wecken vage Assoziationen an Details der Nachkriegsmoderne. Mit den großzügig verglasten und auch anhand des Materialwechsels erkennbar abgesetzten Maisonettes sowie dem zurückspringenden, siebten Geschoss hat der Bau eine klassische Dreiteilung in Sockel, Mittelzone und Dach erhalten – ein oft zu sehendes Motiv der Berliner Architektur der letzten Jahrzehnte.
Bautafel
Architekten: Appels Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: SWP, Berlin (Bauleitung), Ingenierubüro ib-bauart, Berlin (Tragwerksplanung), Building Applications Ingenieure, Berlin (HLS- und Elektroplanung), Kasimir Hochbau, Berlin/Mühlenbeck (Rohbau), SB5ÜNF, Berlin (Betonretuschen), Rieder Group, Maishofen (Glasfaserbetonplatten), Tischlerei & Fensterbau Jähnke, Templin (Fenster)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2022
Standort: Bornholmer Straße 6, 10439 Berlin
Bildnachweis: Simon Menges, Berlin (Fotos); Appels Architekten, Zürich (Pläne)
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