Mehrfamilienhaus in Küsnacht
Aluminiumfassade mit historischem Kontext
Küsnacht, das mag romantisch klingen. Dabei bezieht sich der Name der Kleinstadt am Zürichsee nicht etwa aufs Küssen, sondern auf einstige römische Landgüter im Besitz eines gewissen Cossinius, die sich in der Gegend befanden. Hier am Zürichsee hat das Architekturbüro Gigon/Guyer aus Zürich für eine Erbengemeinschaft ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus realisiert, das in der Sonne glänzt: Die Gebäudehülle besteht aus gewellten Aluminiumblechen, die subtil an den Vorgängerbau an diesem Ort erinnern.
Gallerie
Das kleine Hanggrundstück im dicht bebauten Quartier gut 300 Meter oberhalb des Seeufers wurde effektiv ausgenutzt. Der rechteckige Neubau mit nordseitig flachem Anbau hat auf drei Seiten nur etwa zehn Meter Abstand zu den Nachbarhäusern. Das Erdgeschoss ist zur Straßenseite hin großzügig verglast und hat flexibel nutzbare Flächen, die für Gewerbe geeignet sind und derzeit einer Schule als Klassenräume dienen. Auf die darüberliegenden Geschosse verteilen sich insgesamt sieben Wohnungen.
Offen organisierte Wohngeschosse
Die Obergeschosse
eins bis drei sind identisch organisiert mit je einer Zweieinhalb-
sowie einer Dreieinhalbzimmerwohnung. Das vierte Obergeschoss ist
mit Ausnahme des zentral angeordneten Treppenhauses sowie eines
gegenüber gartenseitig angeordneten Zimmers gestaffelt und gilt
somit nicht als Voll- sondern als Dachgeschoss. Diese, nach den
kantonalen Bauverordnungen als sogenanntes Attikageschoss
bezeichnete obere Etage beherbergt eine durchgängige größere
Wohnung mit dreieinhalb Zimmern. Das Flachdach ist extensiv
begrünt. Im Untergeschoss sind Keller- und Lagerräume für die
Gewerbeflächen im Erdgeschoss, eine gemeinsame Waschküche sowie
ein kleines Gästeappartement untergebracht.
Alle Wohnungen sind barrierefrei: Sie sind nicht nur über das Treppenhaus, sondern auch per Aufzug erreichbar. Die Grundrisse sind offen organisiert und werden durch eine zentrale Küchenzeile und durch Wandschränke gegliedert, die als eingestellte Raumteiler fungieren. Die Zimmer sind miteinander verbunden, meist durch raumhohe Schiebetüren entlang der Fassaden. Auch Fenster und Balkontüren sind raumhoch und mit Eichenholzrahmen ausgeführt. Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung ausgestattet, die Böden durchgehend in Eiche gehalten und die Decken betonsichtig im Rohbauzustand belassen. An der Süd- und an der Westseite sind jeweils die Balkone des ersten bis dritten Obergeschosses zu Erkern zusammengefasst und mit textilen Vorhängen ausgestattet.
Von der Straße im Osten ist die Bauflucht um einen schmalen Vorgartenstreifen zurückgesetzt. Der kleine, rückwärtige Garten im Westen ist gemeinschaftlich nutzbar und über Außentreppen auch vom ersten und zweiten Obergeschoß aus erreichbar.
Fassade: Gewellte Aluminiumbleche und abgerundete Ecken
Die tragende Konstruktion des Neubaus besteht aus verputztem Backstein und Beton und ist mit 26 Zentimetern Mineralwolle gedämmt. Als wetterschützende Fassadenbekleidung dienen gewellte Aluminiumbleche, die sichtbar auf eine Metallunterkonstruktion geschraubt sind. Die geschosshohen Wellblechtafeln sind stehend montiert: Gebäudekanten sowie Kehlen – etwa an den Balkonanschlüssen – sind abgerundet, sodass sich der Schwung der Wellen um alle vier Seiten fortsetzen kann. Auch die Brüstungen der Balkone und der Fenstertüren sind in Aluminiumwellblech ausgeführt, hier allerdings perforiert.
Sogar die Treppenhausverglasung sowie die Geländer der in den
Garten führenden Stahltreppen sind mit perforiertem Wellblech
verkleidet. Die einheitlich metallsichtige Gebäudehülle erinnert
damit an die Geschichte des Standorts, denn der Vorgängerbau
bestand aus einem Wohnhaus mit einer angegliederten Spenglerei.
Lediglich die Eichenholzfenster und die Vorhänge auf den Balkonen
heben sich von der homogenen Aluminiumfassade ab. Vor den Fenstern
sind zudem helle Rollos als außen liegender Sonnenschutz verdeckt in die Fassade
integriert.
Bautafel
Architektur: Architekturbüro Gigon / Guyer, Zürich
Projektbeteiligte: Stefan Thommen, Daniela Schadegg, Matthias Rösner, Katja Fröhlich (Projektmitarbeit Architekten); Alfred Mühlethaler Ingenieurbüro, Zürich / Lukas Baumann, Baden (Tragwerksplanung); Kurt Ritter, aik Architektur und Ingenieur Kollektiv, Zürich (Bauphysik); Junod Epper Bauagentur, Zürich (Bauleitung Rohbau/ Fassade); Eidos, Küsnacht (Bauleitung Innenausbau, Elektrotechnik); VC Engineering, Neftenbach (Haustechnik); Bischoff Landschaftsarchitektur, Baden (Landschaftsplanung)
Bauherrschaft: Private Erbengemeinschaft
Fertigstellung: 2019
Standort: Küsnacht, Schweiz
Bildnachweis: Seraina Wirz, Zürich; Gigon / Guyer, Zürich
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