Wohn- und Geschäftshaus in Schlieren
Zick zack im Innenhof
Profan geht es zu rund um das „Geistlich Areal“ im Zürcher Vorort Schlieren: Lärm war ein Konversionsthema für das ehemalige Stammareal des Pharma- und Chemieunternehmens Geistlich, das im Süden von Bahngleisen und im Osten von einer vierspurigen Ausfallstraße begrenzt ist. E2A aus Zürich hatten auf dem östlichen Baufeld des neuen Wohn- und Gewerbegebiets Am Rietpark zunächst einen siebengeschossigen Bürobau geplant. Doch nach Ausstieg des Ankermieters wurde daraus ein Wohnhaus mit sieben Regelgeschossen sowie mit Restaurant, Yogastudio, Feinkostladen und Kita im Erdgeschoss.
Gallerie
Alles andere als regelhaft sind die Wohngrundrisse des U-förmigen Neubaus mit 16.000 Quadratmetern Geschossfläche: Aus Lärmschutzgründen sollte möglichst viel Wohnfläche zum Hof ausgerichtet werden. Deshalb, aber auch um das Grundstück effektiv auszunutzen, wurde das Wohnungsraster innen um 45 Grad gedreht. Teils sind die fünfeckigen, als Zweispänner organisierten Treppenhäuser und auch Nebenräume wie WC und Bad an den straßenseitigen Außenwänden angeordnet. So ergeben sich pro Regelgeschoss zwölf nahezu fischgrätartig miteinander verzahnte Wohnungsgrundrisse mit hofseitig umlaufend gefalteten Fassadenabwicklungen – und damit größeren Flächenanteilen nach innen hin.
Loggien und zumietbare Dachterrassen
Die schräg in den Hof ragenden Kanten der Wohnbereiche und Individualräume wechseln mit großen Balkonen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen haben zusätzlich straßenseitige Loggien. Die Wohnungen sind unterschiedlich geschnitten, aber ähnlich organisiert: Zwei bis drei Individualräume, die Nebenräume und Balkone sind meist kreuzförmig um offene Wohn- und Essbereiche herum angeordnet. Über die Treppenhäuser erschlossene Dachterrassen können individuell zugemietet werden. Treppenhäuser und Wohnungsdecken sind betonsichtig belassen. In der Kita im Erdgeschoss wurden in Kombination mit abgehängten Decken und hellen Parkettböden sparsame Akzente in gedeckten Farben gesetzt. Die Dachterrassen sind durch schräge Sichtbetonschotten und Gruppen aus dreieckigen Pflanztrögen unterteilt.
Die Außenanlagen des Geistlich-Areals wurden vom Studio Vulkan aus Zürich gestaltet. Der U-förmige Bau von E2A öffnet sich nach Westen hin zum 600 Meter langen Rietpark, der sich – einem Bachlauf folgend – durch das Areal der ehemaligen Leim- und Düngerfabrik Geistlich zieht und sich anschließend über das ehemalige Färbereiareal fortsetzt, das schon zwischen 2005 und 2017 mit Wohnen, Büros und Gewerbe entwickelt wurde. Beide Teilflächen bilden zusammen das 125.000 Quadratmeter große, neue Stadtquartier Am Rietpark mit insgesamt mehr als 900 Wohnungen. Kleine Relikte im Park – ein zum Kiosk umgebautes Gärtnerhaus und ein zur Kinderrutsche transformierter Trafoturm erinnern an die industrielle Vergangenheit des Ortes.
Fassade: Betonraster, Aluminiumprofilbleche und Balkonvorhänge
Das Gebäude hat ein Ortbetonskelett. Die nicht tragenden Wände sind in Backstein ausgeführt, innen verputzt und nach außen gedämmt mit 20 cm formstabilen Glaswolleplatten mit verdichteter, wasserabweisender Oberfläche. An den geschlossenen Flächen wird die hofseitige Zickzackstruktur des Gebäudes im Kleinen durch eine Verkleidung aus warmgrauen, tiefmatt bandbeschichteten Aluminium-Trapezblechen (einem Zackenprofil mit wandseitigem Übergang) aufgenommen. Vor bodentief verglasten Individualräumen wurden Schiebeläden auf eloxierten Aluminiumschienen gehängt. Diese bestehen ebenfalls aus den warmgrauen Aluminium-Trapezblechen, welche hier allerdings – wie auch die Verkleidungen vor den Nebenraumfenstern – fein perforiert sind.
Dort, wo zwei Loggien direkt nebeneinander angeordnet wurden,
sind Trennwände mit feuerverzinkter Stahlkonstruktion und
bandbeschichteter Trapezblechverkleidung montiert. Die hofseitigen
Balkone sind mit beigefarbenen, raumhohen Vorhängen hinter
Staketengeländern versehen. Das Erdgeschoss hat straßenseitig
eine Pfosten-Riegel-Fassade in tiefmatt
pulverbeschichtetem Aluminium, hofseitig eine Kompaktfassade
aus dunkelgrün glänzenden Keramikriemchen auf Wärmedämmung.
Als Sonnenschutz wurde im Erdgeschoss eine seilgeführte
Vertikalmarkise aus reißfestem, UV-beständigem Polyester im Farbton
White Cement eingebaut.
Bautafel
Architektur: E2A Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Piet Eckert und Wim Eckert mit Alexander Struck, Felipe Fankhauser Bergental, Kaori Hirasawa, Julia Berger, Lukasz Wlodarczyk, Robby Rey, Tim Simonet, Felix Yaparsidi (Projektteam Architekten); Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich (Tragstruktur); Arcanus, Wollerau (Baumanagement); Dr. Eicher + Pauli, Zürich (HLKSE); Kopitsis, Wohlen (Bauphysik); Studio Vulkan, Zürich (Freiraumgestaltung)
Bauherr/in: Geistlich Immobilia AG, Schlieren
Fertigstellung: 2020
Standort: Engstringerstrasse 5, CH-8952 Schlieren, Schweiz
Bildnachweis: Rasmus Norlander, Zürich/Stockholm / Géraldine Recker, Zürich / ZUEND Imageproduction. Zürich (Martin Wey) / E2A Architekten, Zürich
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