Poplar Cloud House in Washington D.C.
Tulpenbaumrinde, schwarzes Kork und Kupferblech
Beim Abner Cloud House im Nordwesten von Washington D.C. handelt es sich nicht etwa um ein Baumhaus – hoch in den Wolken – sondern um das kleine Wohn- und Lagerhaus des Müllers Abner Cloud von 1801. Vor ein paar Jahren erhielt es Gesellschaft: 150 Meter oberhalb, am Chesapeake and Ohio Canal (C & O Canal), steht ein vom Architekturbüro BLDUS entworfener Neubau: das 2021 fertiggestellte Poplar Cloud House.
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Das Grundstück liegt ganz am Rand des Stadtviertels Palisades, das sich am Osthang des Potomac River und des parallel verlaufenden Kanals entlangzieht. Ein Steinsockel, zwei Vollgeschosse und ein zurückversetztes Dachgeschoss in Holzbau schichten sich übereinander. Von der extensiv begrünten Dachterrasse hat man direkten Blick hinab zum Abner Cloud House, wenn die hohen Tulip Poplars, die Tulpenbäume südlich und östlich des Grundstücks, dies zulassen.
Auf alten Mauern gebaut
Das Wurzelwerk der Bäume, die zu einem ausgedehnten Grünzug gehören, durfte nicht beschädigt werden, weshalb das Haus auf den ertüchtigten Grundmauern des Vorgängerbaus aus den 1930er-Jahren errichtet wurde. Es besteht in erster Linie aus Holzständerwerk mit einigen Stahlträgern im Bereich der Treppe und der Gebäuderückseite, um sowohl größere Innenräume zu schaffen als auch Schutz und Stabilität bei notfalls umstürzenden Bäumen zu gewährleisten.
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Ein offener Grundriss mit zentraler Treppe zelebriert das Wohnen im Grünen, und die Gartengestaltung bindet das Haus mit Naturstein-Terrassierungen, heimischen Arten und einem Konzept, das ausdrücklich ohne Bewässerung auskommt, in die Umgebung ein. Im Hochparterre sind eine geräumige Wohnküche und ein Gäste-WC angeordnet. In den Geschossen darüber sind zwei Bäder und vier Schlafräume zu finden.
Fassade: würdevoll alternd
Auf natürliche, langlebige Materialien, die im Laufe der Zeit Patina ansetzen, wurde bei der Planung Wert gelegt. Die Brüstungsbereiche wurden mit schwarz versiegelten Korkpaneelen, die Loggiawände und die Wandfelder zwischen den Fenstern mit Tulpenbaumrinde verkleidet. Karbonisierte und versiegelte Holzblenden unterstreichen zusammen mit Blechabdeckungen aus Kupfer die horizontale Gliederung des Baus. Der Sockelbereich ist mit vorgefertigten Kunststeinplatten auf Korkdämmung verkleidet.
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Wiederentdeckung der Rinde
Baumrinde als Fassadenmaterial zu verwenden ist keine Neuerfindung. Der Begriff des Bark House Style ist Ausdruck einer Bautradition, die seit dem neunzehnten Jahrhundert aus den Blue Ridge Mountains bekannt ist. Andrew Linn von BLDUS verweist auf die 300-Einwohner-Gemeinde Linville im Westen von North Carolina, wo Rindenverkleidungen aus den 1920er-Jahren bis heute erhalten geblieben sind, obwohl sie nicht besonders sorgfältig verarbeitet wurden.
Heute kann Baumrinde als Fassadenmaterial von spezialisierten Unternehmen bezogen werden. Die Stämme werden noch vor dem Fällen entrindet, die groben Stücke dann in großen Rahmen flachgepresst, unter Wärme getrocknet und zurechtgeschnitten. In Form von Platten oder Schindeln gelangt die Rinde auf die Baustelle, wo man sie auf eine Unterkonstruktion nagelt. Solange die Kanten geschützt sind, besteht keine Notwendigkeit, die Oberflächen zu behandeln. Beim Poplar Cloud House wurde jedoch ein konstruktiver Holzschutz mitgedacht: Hier sollen breiten Dachüberstände und hervortretende Gesimsbänder die Fassade auf lange Zeit bewahren.
Bautafel
Architektur: BLDUS, Washington, D.C.
Projektbeteiligte: CAS DC Engineering, Washington, D.C. (Bauingenieure), Jack Becker Construction: Andrew Linn (Projektverantwortliche Architekturbüro, Entwurf und Konstruktion), JZ Engineering, Harrisonburg, VA (Statik), KKE Design, Washington, D.C. (TGA-/ HLK-Planung), StudioAKA, Washington, D.C. (Landschaftsarchitektur)
Bauherr*in: BOWA, McLean
Fertigstellung: 2021
Standort: 2319 Nebraska Ave NW, Washington, D.C., USA
Bildnachweis: Ty Cole, Los Angeles (Fotos); BLDUS, Washington, D.C. (Pläne)
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