Wohngifte
Täglich gelangen neuartige chemische Verbindungen in die Umwelt,
die vor allem in Innenräumen belastend wirken können. Wohngifte
resultieren aus der Bauhülle, den Einrichtungsgegenständen, dem
Lebensverhalten (Rauchen), dem Nutzungsverhalten (Lüften, Heizen,
Reinigen) und Umwelteinflüssen (z.B. Radon, elektrische Felder,
Feinstaub). Ausgasende Möbel, schadstoffhaltige Baustoffe,
lösungsmittelhaltige Lacke, Farben und Kleber belasten heute die
Luftqualität in fast jedem Innenraum. Viele Schadstoffe sind
geruchsneutral und werden deshalb nicht wahrgenommen, sie können
jedoch irreversible Schäden bis hin zu chronischen Vergiftungen
auslösen. Das Ausmaß gesundheitlicher Schäden hängt von der
Konzentration der Gifte und der Zeitdauer der Belastung ab:
Lösemittelfreisetzungen aus neuen Produkten können innerhalb
einiger Wochen oder Monate zurückgehen (VOCs), von schwerflüchtigen
Substanzen (Holzschutzmittel, Weichmacher) können jahrzehntelang
andauernde Freisetzungen ausgehen.
Die Gefahrstoffverordnung von 2005 gilt für das Inverkehrbringen
von Stoffen und Zubereitungen und dient dem Schutz der Beschäftigen
und der Umwelt vor Gefährdungen der Gesundheit und Sicherheit. Das
Chemikaliengesetz beschreibt die toxischen Eigenschaften von
giftigen Substanzen. Die Erfassung, Bewertung und Sanierung von
Schadstoffen erfordert dezidiertes Fachwissen. Baubiologen
untersuchen Räume auf mögliche Belastungen durch leichtflüchtige
organische Substanzen (VOCs), anorganische Gase (z.B. CO₂),
schwerflüchtige Substanzen wie Insektizide und Fungizide (z.B. in
Holzschutzmitteln, Mottenschutz etc.) bis hin zu Flammschutzmitteln
(fast in allen Kunststoffen, Gerätegehäusen von Computern,
Fernsehern etc., oft in Textilien). Auch Belastungen durch Weichmacher
(Kunststoffe) und Fasern (z.B. Asbest) können bestimmt werden.
Luft-, Staub- und Materialanalysen sind übliche Analysemethoden,
welche letztendlich eingesetzt wird, hängt von der jeweiligen
Situation ab. Aus den Ergebnissen der Analyse kann die
Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen abgeleitet werden.