Chemische Wohngifte
Wir begegnen in unserem Wohnumfeld vielen chemischen Substanzen mit unbekannten oder schädlichen Auswirkungen, die beim Nutzer aufgrund zahlreicher individueller Wechselwirkungen uneinheitliche Befindlichkeitsstörungen hervorrufen. Schadstoffbelastete Umgebungen werden deshalb häufig nicht als Ursache der Symptome erkannt. Unterteilen lassen sich die chemischen Schadstoffe nach deren Flüchtigkeit in Gase, leicht- und schwerflüchtige Stoffe sowie in Schwermetalle und partikelförmige Stoffe.
Gase
Zu den (anorganischen) Gasen gehören unter anderem Kohlendioxid,
Kohlenmonoxid, Methan, Aceton, Ammoniak, Chlor und Ozon sowie Erd-,
Stadt-, Industrie- und Verbrennungsgase (offener Kamin).
Leicht- und schwerflüchtige Schadstoffe
Zu den leicht flüchtigen Stoffen (VOCs = Volatile Organic
Compounds) zählt Formaldehyd, ein nach wie vor in Innenräumen
häufig anzutreffendes Gift, das besonders in Spanplatten, Möbeln,
Versiegelungen, Lacken, Desinfektionsmitteln sowie der Bausubstanz
enthalten ist und darüber hinaus beim Rauchen entsteht. Zu den
VOCs
zählen unter anderem auch die klassischen Lösemittel,
Naturharzkomponenten, Alkohole und Glykole. Sie finden sich in
Klebern, Farben, Lacken, Tapeten, Teppichen, Möbeln, Dämm- und
Kunststoffen sowie Putz- und Pflegemitteln. Zu den schwerflüchtigen
Schadstoffen gehören vor allem Biozide, Flammschutzmittel und
Weichmacher. Bekannteste Biozide sind PCP und
Lindan,
die inzwischen verboten sind. Weichmacher, die Kunststoffe
geschmeidig machen, stehen vermehrt unter dem Verdacht,
fruchtschädigend zu sein. Auch einige Flammschutzmittel gelten als
hoch gesundheitsgefährdend. Polyzyklische aromatische
Kohlenwasserstoffe (PAK) sind schwerflüchtige, zum Teil
krebserzeugende Verbindungen, die aus Verbrennungsabgasen und
Brandrückständen sowie aus teerhaltigen Produkten entstehen.
Schwermetalle und partikelförmige Stoffe
Schwermetalle wie z.B. Arsen, Blei, Bor, Cadmium, Chrom, Kupfer,
Nickel, Quecksilber, Zinn und Zink gelten schon lange als
gesundheitsgefährdend. Man findet sie in Innenräumen eher selten
und wenn, dann meistens als Altlasten. Asbest trifft
man als typischen Vertreter faseriger Innenraumschadstoffe dagegen
noch häufiger in Gebäuden an und dies erfordert aufwändige
Sanierungsmaßnahmen. Auch andere Kleinstpartikel unter 1 Mikrometer
wie z.B. künstliche Mineralfasern (KMF) lagern sich in der Lunge ab
und gelten als kanzerogen. Verstärkt gilt die Aufmerksamkeit
kleinen Partikeln, die nicht nur lungengängig sein können, sondern
teilweise klein genug sind, um Zellwände ungehindert zu
durchdringen und dort in den Stoffwechsel einzugreifen. Vor allem
aufgrund der im Vergleich zur Partikelgröße sehr großen Oberfläche
handelt es sich - wie die Nanotechnologie zeigt - um hochwirksame
Substanzen.