Erweiterung der Hochschule der Medien in Stuttgart
Betonsandwichelemente als Fassade und Tragwerk
Seit Jahren wächst die Zahl der Studenten an der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart stetig. Den damit verbundenen akuten Platzmangel behebt nun ein Neubau mit zusätzlichen Seminar- und Büroräumen. Der Sichtbetonsolitär mit dem quadratischem Grundriss entstand nach einem Entwurf von Simon Freie Architekten auf dem Campus der Universität Stuttgart in Vaihingen im Süden der Stadt.
Gallerie
Unterschiedlich lange Fensterbänder, in denen abwechselnd markant gerahmte großformatige Festverglasungen und schmale opake Öffnungsflügel sitzen, gliedern die ansonsten schlichte Sichtbetonfassade. Jedes Fensterband beginnt und endet mit einem leicht in der Fassade zurückgesetzten Lüftungsflügel. Wie ein Relief rhythmisieren sie das Erscheinungsbild des Gebäudes. In die Rahmen der Verglasungen sind textile Sonnenschutzelemente samt seitlicher Führungen integriert, in den Laibungen auf der Innenseite der Seminarräume sind zusätzlich helle Stoffvorhänge angebracht. In überfüllten Vorlesungen können die niedrigen Brüstungen als Sitzgelegenheiten genutzt werden, sodass Studenten selbst dann einen Platz ergattern können.
Ein Einschnitt in der nordöstlichen Ecke des Erdgeschosses
markiert den Eingang in das Hochschulgebäude. Dahinter öffnet sich
ein Foyer, an das gegenüber das Haupttreppenhaus sowie ein massiver
Kern mit den Sanitärräumen und der Haustechnik anschließen,
linkerhand liegt ein Hörsaal mit 240 Plätzen. Flexible Glaswände
erlauben es, ihn mit der Eingangshalle und einem westlich
angrenzenden Multifunktionsraum zusammenzuschließen, sodass das
Erdgeschoss für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden kann.
Mittig auf der Südseite ist das baurechtlich notwendige zweite
Treppenhaus angeordnet.
In den Obergeschossen sind sämtliche Räume u-förmig um einen Kommunikations- und Aufenthaltsbereich angeordnet. Er wird von Norden belichtet; Durchbrüche in den Geschossdecken schaffen optische Verbindungen zwischen den Etagen; Glastüren erlauben Einblicke in die Seminar-, Projekt- und Büroräume. Die Innenwände sind in nicht tragender Trockenbauweise errichtet und können bei Bedarf entfernt oder umgesetzt werden.
Beton
Die Tragstruktur des Hochschulgebäudes ist eine
Mischkonstruktion aus Stahlbetonskelett und Massivbau; gegründet
ist es auf einer 80 cm dicken Bodenplatte. Die 35 cm starken
Flachdecken ruhen auf den tragenden Außenwandscheiben, den zwei
Treppenhauskernen sowie auf Stützen mit quadratischem
Querschnitt.
Die tragend ausgebildeten geschlossenen Fassadenbereiche
bestehen aus vorgefertigten Betonsandwichelementen mit einer Dicke
von 54 cm. Ihre Außenschale ist 9 cm dick und als Sichtbeton
der Klasse SB 4 ausgeführt. Die Fugen wurden so
gesetzt, dass ein regelmäßiges Fassadenbild entsteht. Im Bereich
der Fensterbänder beispielsweise achteten die Planer darauf, die
vertikalen Fugen jeweils mittig auf die Öffnungsflügel stoßen zu
lassen. Hinter der Vorsatzschale liegt als Dämmschicht 20 cm
Steinwolle, dann die Tragschale mit 25 cm Dicke, deren Innenseiten
geglättet und verputzt wurden. Die Festigkeitsklasse beider Betone entspricht
C40/50.
Bei den Decken und Treppenhauswänden, für die wie für die
Stützen ein Ortbeton der Festigkeitsklasse C30/37 bzw. C25/30
zum Einsatz kam, blieben die Oberflächen – falls nicht eine
akustisch wirksame Bekleidung aus grau gestrichenen
Holzwolle-Leichtbauplatten angebracht wurde – auf mindestens einer
Seite sichtbar. Geschalt wurde mit Dreischicht-Schaltafeln, die
basierend auf einem Grundraster von 1,25 m auf eine Trägerschalung montiert wurden.
-chi
Bautafel
Architekten: Simon Freie Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Rehle Ingenieure, Stuttgart (Tragwerksplanung); Halfkann & Kirchner, Stuttgart (Brandschutz); Bauphysik 5, Backnang (Bauphysik); IB Trippe, Leinfelden-Echterdingen (HLS-Planung); Ed. Züblin, Stuttgart (Rohbau); Lischma, Laupheim (Betonsandwichfassade)
Bauherr: Hochschule der Medien, vertreten durch Universitätsbauamt Stuttgart und Hohenheim
Standort: Nobelstraße 10a, 70569 Stuttgart
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Brigida Gonzalez, Stuttgart
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