Kindertagesstätte in Meyrin/CH
Sichtbeton-Sandwichelemente
Wie im grenznahen Frankreich prägen hohe Geschosswohnungsbauten und Stadtteilzentren an der Peripherie die Architektur der Kleinstadt Meyrin im Schweizer Kanton Genf. Inmitten dieser anonymen Umgebung befindet sich seit kurzem ein Gebäude, der sich wohltuend von seiner Nachbarschaft abhebt. Es handelt sich um eine Kindertagesstätte, die nach Plänen des Genfer Büros Bassicarella Architectes entstand.
Gallerie
Der eingeschossige Bau befindet in der Rue des Lattes und bietet Platz für 120 Kinder. Mit offenen Laubengängen auf den Längsseiten haben die Architekten Elemente der traditionellen Bauweise dieser Region aufgenommen und rhythmisieren damit die Fassade: Jeweils fünf Wandflächen mit großen Zwischenräumen gliedern den 45 x 32 m großen Betonbaukörper. Auf der Nordseite leitet der rund drei Meter breite Gang in den davor liegenden Platz über, der mit seinem schwarzen Asphaltbelag eher wie ein Parkplatz aussieht. Nur der hellgraue Gussasphalt des Kindergartens grenzt die die öffentlichen von den halb-öffentlichen Flächen ab. Der Zwischenraum kann zum Spielen oder Durchlaufen genutzt werden. Mit viereinhalb Metern Breite und durch ein Geländer vom Außenraum getrennt, ist die Südseite des Gebäudes als Veranda ausgebildet. Hier wählten die Architekten einen Holzboden. Die Kinder nutzen die Fläche als überdachten Freiraum bei Regen oder zu starker Sonne.
Hinter den Gängen liegen die Gruppenräume, die sich je nach Bedarf mittig teilen lassen. Große bodentiefe Fenster mit Rahmen aus hellem Eichenholz sorgen für ausreichend Tageslicht im Inneren. Die Fensterrahmen sind außen aufgesetzt und lockern die Strenge der glatten Betonwand auf angenehme Weise auf. Erschlossen wird das Gebäude mittig von der östlichen Schmalseite aus. Hier liegt der rund einen Meter aus der Fassadenebene herausragende Eingang über den man in den Flur gelangt, der in Längsrichtung durch das gesamte Gebäude verläuft. Belichtet wird er über drei große Shedaufbauten, die nach Norden ausgerichtet sind. Vom Flur gehen auf der einen Seite die Funktionsräume wie Toiletten, Küchen und Umkleiden ab, auf der anderen die Schlaf- und Besprechungsräume.
Beton
Ebenso wie in seiner Raumgliederung folgen auch
Konstruktion und Materialität einem klaren Konzept. Das gesamte
Gebäude ist aus hellgrauen Sichtbeton-Fertigteilelementen
errichtet. Die fünf Wandflächen auf der Nordseite sind einschalig
ausgeführt und 20 cm stark. Die dahinter liegende Außenwand besteht
wie die gesamte Gebäudehülle aus kerngedämmten Sandwichplatten mit
einer Dicke von 40 cm und einer Höhe von 2,70 m. Für die
Fertigteile wurde herkömmlicher Beton ohne bestimmte Vorgaben
verwendet.
Der nicht unterkellerte Baukörper steht ohne Sockel direkt auf Bodenplatten aus Beton. Auch die Decke ist aus Beton hergestellt, sie wurde mit einer hellen Akustikdecke verkleidet. Die Böden aus massivem Eichenholzstabparkett sind wie die Sichtbetonwände im Inneren weiß lasiert und verlieren damit ihre „rohe“ Wirkung. Große kreisrunde Leuchten an den Decken sorgen für zusätzliches Licht und eine behagliche Atmosphäre.
Mit der Kindertagesstätte haben Bassicarella Architekten einen
Ort zum Wohlfühlen und gleichzeitig ein beeindruckendes Gebäude
geschaffen, dessen klare Grundrissstruktur im Einklang steht mit
der konsequenten Gliederung der Fassade.
Bautafel
Architekten: Bassicarella Architectes, Genf/CH
Projektbeteiligte: ESM, Meyrin/CH (Tragwerksplanung), Betica, Meyrin mit Rigot und Rieben Engineering, Genf (Betonbau)
Bauherr: Gemeinde Meyrin, Schweiz
Standort: Champs-Fréchets, Rue des Lattes 71, Meyrin
Fertigstellung: 2008
Bildnachweis: Yves André, St. Aubin/CH
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