Espacio Miguel Delibes in Alcobendas
Aufgeständerte Sichtbetonfassung für ein Bildungs- und Bürgerzentrum
Was könnte passender sein, als ein Bildungszentrum nach einem Schriftsteller zu benennen, der sich zeit seines Lebens mit dem Menschen in einer sich wandelnden Umgebung auseinandergesetzt hat? Die Rede ist von Miguel Delibes (1920-2010). Er galt als einer der Hauptvertreter des sozialen Realismus und war einer der bedeutendsten Autoren Spaniens; viele seiner Bücher sind heute Pflichtlektüre an spanischen Schulen. Nun ziert sein Name das Espacio Miguel Delibes, ein von Rafael de la-Hoz-Architectos entworfenes Gebäude in der Madrider Vorstadt Alcobendas. Es liegt im Herzen eines noch jungen Stadtviertels und bietet auf 6.000 Quadratmetern Grundfläche Platz für verschiedene Bildungseinrichtungen sowie ein Bürgerinformationszentrum der Gemeinde.
Gallerie
Um dem Wunsch des Bauherren nach Offenheit und einfacher Orientierung nachzukommen, entschieden sich die Architekten für eine klare, dreiteilige Gliederung und einen zwecks Durchlässigkeit aufgeständerten, eingeschossigen Betonbaukörper als Einfassung. Der auf Schotten gelagerte Betonrahmen nimmt die Räume einer Volkshochschule auf und umschließt einen gläsernen zweigeschossigen und einen metallverkleideten dreigeschossigen Bau. In Letzterem befindet sich ebenerdig das Bürgerbüro, in die beiden oberen Etagen ist eine Fotografieschule eingezogen. Herzstück des Gebäudeensembles ist das Glashaus: Es dient als Empfangshalle und Verteiler, im Erdgeschoss gibt es eine Mediathek, ansonsten viel freie Flächen für Ausstellungen und Veranstaltungen aller Art. Die obere Etage ist als offener Aufenthalts- und Leseraum konzipiert.
Jeder Baukörper besitzt einen separaten Zugang, der die flexible und autarke Nutzung zu verschiedenen Zeiten erlaubt. Besonders einladend wirkt die breite Außentreppe. Sie verläuft im hinteren Bereich entlang der Ostfassade des Glashauses und erschließt die Schulräume im aufgeständerten Betongebäude. Ihr Antritt liegt im größeren der beiden Innenhöfe, die sich aus der Anordnung der Einzelbauten ergeben haben. Er öffnet sich als Vorplatz Richtung Norden und erhält auch im Winter viel Sonne. Der kleinere Hof dagegen sorgt im Sommer für eine natürliche Verschattung der Südfassade des Glasgebäudes.
Beton
Trotz der unterschiedlichen Materialien ergeben die drei
Einzelbauten ein harmonisches Ganzes. Das liegt einerseits an der
stimmigen grauen Farbgebung, andererseits an der Positionierung der
Baukörper zueinander sowie den Verbindungselementen, wie etwa der
Treppe. Bei allen drei Gebäuden kommt Beton als tragender Baustoff
zum Einsatz. So verbirgt sich hinter der Structural-Glazing-Fassade
des Glashauses ein Skelettbau mit Ortbetondecken auf acht
Stahlbetonrundstützen und hinter der Metallverkleidung des
quaderförmigen Dreigeschossers ein betonierter Massivbau.
Auch der umlaufende Rahmenbau sowie die Schotten, auf denen er
aufgeständert ist, sind aus Ortbeton errichtet, hier allerdings
vollständig als Sichtbeton ausgeführt. Seine sehr hellen und
ebenen Oberflächen zeigen das Raster der verwendeten glatten, nicht
saugenden, großen Schaltafeln. Durch ihre liegende Anordnung
unterstreichen sie die ohnehin horizontale Ausrichtung des
Gebäudes. Ein weiteres Gestaltungselement sind die je zwei
Ankerlöcher pro Schaltafel, die sich als feines Lochmuster auf den
Fassaden abzeichnen.
Bautafel
Architekten: Rafael de la-Hoz-Architectos, Madrid
Projektbeteiligte: N B 35 SL, Madrid (Tragwerksplanung); DPS, Javier Poole Derqui, Alcobendas (Bau- und Projektmanagement); Pérez-Barja, Madrid (Elektroplanung); Peyber-Foshidro, Madrid (Gebäudetechnik); Acciona-Obensa, Madrid (Bauausführung)
Bauherr: Stadtverwaltung von Alcobendas (EMVIALSA)
Nutzer: Universidad Popular de Alcobendas (UPA); Escuela Internacional de Fotografía Alcobendas Photo España (PIC.A); Servicio de Atención Ciudadana (SAC)
Standort: Av Magia 4, 28100 Alcobendas, Madrid
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Alfonso Quiroga Fotografia, Madrid
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