Kindergarten in Sarreguemines/F
Höhle aus Ziegeln und Beton
Wie eine kleine Festung wirkt der Kindergarten, den die Straßburger Architekten Paul Le Quernec und Michel Grasso für die französische Gemeinde Sarreguemines (Saargemünd) entworfen haben. Das Gebäude liegt inmitten eines Industriegebiets, umsäumt von einer 1,60 m hohen Mauer und rund 1,50 m unter dem Straßenniveau. Diese soll die Kinder vor dem Verkehr und dem Lärm der angrenzenden Straße schützen und ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittlen. An einer Stelle formt sich die Mauer zu einem organisch, gen Himmel gebogenen Gewölbe, welches den Haupteingang bildet. Dieser ist zudem zurückversetzt, sodass der Eindruck entsteht, als würde er in eine Höhle führen.
Gallerie
Die Kinder und Betreuer gelangen zunächst in einen ringförmigen Innenraum, der einen überdachten Hof im Zentrum des Kindergartens umschließt. Auf einer Fläche von 1.350 m² bietet er Platz für bis zu 60 Kinder verschiedener Altersgruppen. Vom Kern des Gebäudes öffnen sich strahlenförmig sechs Aufenthaltszonen, die sich jeweils aus mehreren Räumen zusammensetzen. Sie enden in großen, geschosshohen Fenstern, die aus der eigentlichen Fassadenebene hervorspringen und so wie herausgeschobene Boxen wirken. Sie geben nicht nur den Blick auf die Gärten frei, sondern ermöglichen auch deren direkten Zugang.
Die Gestaltung der Räume wurde auf die Proportionen der kleinen Nutzer angepasst. Raumhöhen von lediglich 2,10 m sowie knallbunte und organisch geformte Wände und Decken prägen das Erscheinungsbild der Gruppenräume. In öffentlichen Bereichen, die mehr von Erwachsenen genutzt werden, erreichen die Deckenhöhen bis zu 4,20 m. Tief im Inneren des Gebäudes liegende Räume, erhalten über kreisrunde Oberlichter Tageslicht. Insgesamt erzeugen die unterschiedlichen Raumhöhen und Farben ein anregendes, abwechslungsreiches Umfeld, dass den Kleinen gleichzeitig zahlreiche Rückzugsmöglichkeiten bietet.
Passend zur Formenvielfalt der äußeren Gebäudehülle kamen verschiedene Materialien beim Bau des Kindergartens zum Einsatz: Die organisch geformten Innenräume und festen Einrichtungsgegenstände bestehen aus vorgeformten Holzkonstruktionen, die mit Gipskartonplatten verkleidet und zu einer ebenen Oberfläche verputzt wurden. Viele der Möbel wurden eigens für dieses Projekt aus mitteldichten Faserplatten (MDF) gefertigt und anschließend lackiert.
Beton
Die Außenwände der Gruppenräume bestehen aus Hochlochziegeln,
ebenso wie die herausgeschobenen Boxen und die äußere
Umgrenzungsmauer. Für diese wurden die Hohlräume der Ziegel mit
Beton aufgefüllt, um die starken Lasten des Erdreichs aufnehmen zu
können, die aus dem unterschiedlichen Höhenniveau resultieren.
Die strahlenförmig angeordneten Wände und die Dachflächen
bestehen aus Betonfertigteilen, die auf der Baustelle
passgenau zusammengesetzt wurden. Durch ihren Einsatz ließ sich die
Bauzeit verkürzen, da sie keine Schalungs- und Trocknungszeiten
benötigen. Das weiße Gewölbe, welches den Kindergarteneingang
bildet, wurde aus Spritzbeton gefertigt. Bei diesem wird der Beton
in geschlossenen Rohr- oder Schlauchleitungen lagenweise und unter
hohem Druck mit einer Spritzdüse flächig aufgetragen, wodurch sich
das Stoffgemisch verdichtet. Abschließend wurden sowohl die
gemauerten als auch die betonierten Flächen weiß verputzt, um ein
einheitliches äußeres Gesamtbild zu erreichen.
Bautafel
Architekt: Paul Le Quernec und Michel Grasso, Strasbourg/F
Projektbeteiligte: Cristini, Fiorano al Serio/I (Betonarbeiten); Ingemansson, Östersund/S (Akustik); Christini, Fiorano al Serio/I (Rohbau); Zimmerei Markus Haller, Aldingen (Zimmerarbeiten); Abry Arnold, Haguenau/F (Bodenarbeiten); Schreinerei Schreiber, Kirchheim (Schreinerarbeiten)
Bauherr: Stadtverwaltung Sarreguemines/F
Standort: Sarreguemines/F
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: Paul Le Quernec, Guillaume Duret und Michel Grasso, Strasbourg/F
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