Gemeindezentrum mit Kindertagesstätte in Pontoise
Zwei in einem
Am Rande einer kleinen Grünfläche, die von den Bewohnern der französischen Stadt Pontoise unter anderem zum Boulespielen und Bolzen genutzt wird, befindet sich das Gemeindezentrum Les Cordeliers. Der Bau, der im Norden der Stadt inmitten eines Wohngebiets liegt, ersetzt ein Bestandsgebäude, in dem der verfügbare Raum für die verschiedenen Angebote nicht mehr ausreichte. Entworfen und geplant wurde der Neubau von Ateliers O-S Architectes aus Paris.
Gallerie
Dass in dem Volumen zwei voneinander getrennte Nutzungen untergebracht sind – ein multifunktionales Gemeindezentrum sowie eine Kindertagsstätte mit 45 Plätzen – verrät der Baukörper nicht: Das Material ist homogen und das Ensemble wirkt als Einheit. Lediglich die zwei durch eine schräge Nische und eine Rundung betonten Eingänge, die sich zur Rue Rodin im Norden ausrichten, geben einen Hinweis darauf, dass hier mehr als eine gemeindliche Institution zu finden ist.
Die Hülle als Rahmen
Diese kompakte Erscheinung ist erstaunlich, da das Gemeindezentrum als weitgehend zweigeschossiger Riegel an der Straße liegt, während sich die Kindertagesstätte zur Grünfläche orientiert, fast komplett eingeschossig ist und – der Blick auf den Grundriss offenbart es – in zwei Abschnitte gegliedert wurde. Der Trick des Planungsteams: Sie lassen das Ensemble so wirken, als sei es aus kleinteiligen Volumina zusammengesetzt. Den nötigen Zusammenhalt stellen dabei Material, ähnliche Öffnungsgrößen und Details wie etwa die Fensterrahmen und gitterartigen Fassadenelemente her.
Zudem integriert der Entwurf im Bereich der Kindertagesstätte Innenhöfe, die durch geschosshohe Wände von der Grünfläche abgetrennt sind. Dadurch bleibt die Hülle des Ensembles auch dort ruhig, wo sich die Gruppenräume mit Zugang zum Außenbereich befinden. Berührungspunkte zwischen den beiden Nutzungen gibt es über die Patios, die nicht nur Tageslicht in die Räume bringen und geschützte Außenbereiche für die Kinder schaffen, sondern auch Blickbeziehungen ermöglichen.
Beton: Sandfarben mit Bronze
Die Außenwände sowie die aussteifenden Innenwände sind in Beton ausgeführt, sonstige Zwischenwände wurden mit Ziegeln gemauert. Bei der Hülle handelt es sich um eine einschalige Konstruktion mit innenliegender Dämmung. Der Beton auf der Basis von Weißzement ist selbstverdichtend mit einer ockerfarbenen feinen Körnung. Die Oberfläche wurde abschließend sandgestrahlt, sodass die Hülle nun in einem warmen Farbton erscheint. Unterstrichen wird dieser durch bronzefarbene Details wie etwa die Fensterrahmen, die Beschriftung, Türblätter sowie Torelemente.
Die vergitterten Bereiche der Fassade sind von Maschrabiyyas inspiriert, dekorativen Fenstergittern, die sich vornehmlich in der Architektur islamisch geprägter Länder finden. Die dafür nötigen Steine haben eine klassische Ziegelgröße, wurden aber vor Ort aus dem Beton der Außenwand gefertigt und vermauert.
Im Kontrast zur Außenwand sind die aussteifenden Wände im
Inneren in einem grauen Beton gehalten. Erlebbar wird dieser vor
allem im Foyer des Gemeindezentrums, wo die Haupttreppe ins
Obergeschoss sowie eine flankierende Wand in Sichtbeton
ausgeführt wurden. -chi
Bautafel
Architektur: Ateliers O-S Architectes, Paris (Vincent Baur, Guillaume Colboc, Gaël Le Nouëne)
Projektbeteiligte: ICA Ingénierie, Nizza (Tragwerks- und Kostenplanung); YAC Ingénierie, Chiché (Gebäudetechnik)
Bauherrschaft: Gemeinde Pontoise
Standort: 2 Rue Rodin, 95300 Pontoise, Frankreich
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: : Ateliers O-S Architectes, Paris / Cyrille Weiner, Paris
Fachwissen zum Thema
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org