Lycée Marc Bloch in Sérignan
Reliefbeton mit Schilfmotiv
Eine mit Ginster, Schilfrohr und Salzkraut bewachsene Landschaft prägt die Region Languedoc Roussillon an der südfranzösischen Mittelmeerküste. Von der Natur dieses Landstriches inspiriert, machte der Architekt François Fontès sie zum Leitmotiv seines Entwurfs für eine neue Schule in der kleinen Gemeinde Sérignan. Als Vorlage diente ihm Schilfgras, das in dieser Gegend seit vielen Jahrhunderten als organischer Baustoff verwendet wurde. Man nutzte es zum Decken der Dächer, zum Dämmen und zur Herstellung von Wänden. Seine typische Struktur ziert nun in moderner Abwandlung die Sichtbetonfassaden des Lycée Marc Bloch.
Gallerie
Errichtet auf einem fünf Hektar großen Gelände entlang der Route de Valras am südlichen Ortsausgang, bietet das 13.777 Quadratmeter große Gymnasium Platz für rund 1.600 Schüler. Statt das umfangreiche Raumprogramm, zu dem unter anderem ein Internat für 98 Schüler gehört, in einem voluminösen Baukörper unterzubringen, entschieden sich die Planer für eine flächige, zweigeschossige Schulanlage aus miteinander verbundenen, riegelförmigen Gebäuden. Sie sind so zueinander angeordnet, dass zwischen ihnen großzügige Höfe und Freiflächen entstehen. Zusätzlich gibt es acht kleine Einzelbauten, einen Sportplatz und verschiedene Themengärten. Windräder sorgen für den benötigten Strom, eine Geothermieanlage für Wärme.
Offene Erdgeschosszonen, breite Wege und Treppenanlagen, ein überdachter Kolonnadengang, Wasserbecken und viel Grün lassen den riesigen Schulkomplex eher wie eine Ferienanlage erscheinen. Zu diesem Eindruck tragen auch die aus geviertelten Ästen mit Draht gebördelten Matten bei, die als Schattenspender vor den Fenstern sowie vereinzelt über den Höfen angebracht wurden. In den Innenräumen bedecken sie die Decken einiger Gänge und Räume sowie der Mensa. In abstrahierter Form taucht das Schilfmotiv an Türen, Wandelementen und Raumteilern aus Holz auf.
Beton
Sämtliche Gebäude sind in Ortbeton ausgeführt. Für das
Sichtbetonrelief der 7.000 Quadratmeter großen Fassadenfläche
entwickelten die Architekten eine Vorlage, nach der eigens eine
Strukturmatrize angefertigt wurde. Der Hersteller verwendete dazu
echtes Schilfrohr und formte es mit flüssigem Polyurethan ab. Ein
zur Stabilisierung rückseitig auf die Matrizen aufgebrachtes
Glasfasergewebe erlaubte ihre vielfache Anwendung beim Bau der
Schule, was zu einer deutlichen Kostenreduzierung beitrug. Vor Ort
wurden die Matrizen zur Fixierung auf die Schalung geschraubt, dann
ein Trennmittel aufgebracht und schließlich betoniert. Nach
Aushärtung des Betons zeigen die Oberflächen ein originalgetreues
Abbild des Naturmaterials.
Bautafel
Architekt: Fontès Architecture, Montpellier
Projektbeteiligte: M. Verdier, Montpellier (Tragwerksplanung); Dumez Sud, Niederlassung Hérault (Rohbau); ETS Deltour et Vigouroux, Caissargues (Betonarbeiten); Barsalour, Narbonne (Holzarbeiten); Noe-France, St. Quentin (Schalungsmatrizen); UPEE7, Saint-Aunès (Landschaftsplanung)
Bauherr: Stadtverwaltung der Région Languedoc-Roussillon, Montpellier
Standort: 1 Avenue Georges Frêche, 34410 Sérignan
Fertigstellung: 2013
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