Heisenberg-Gymnasium in Bruchsal
Offenes Klassenzimmer trifft Beton
Geradlinig, in unaufdringlichem Grau und mit vielen großen Fensterflächen zeigt sich der Neubau des Heisenberg-Gymnasiums im baden-württenbergischen Bruchsal. Geplant wurde er vom Aachener Büro Hausmann Architekten. Der an der Fachhochschule Aachen tätige Professor Frank Hausmann beschäftigt sich seit Längerem mit dem Thema „Offenes Klassenzimmer“ und den Bedürfnissen von Ganztagsschulen, gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Eltern entwickelte er ein Raumprogramm für das Privatgymnasium, das die jeweiligen Wünsche und das pädagogische Konzept mit einbezog.
Gallerie
Entstanden ist ein U-förmiges Gebäude mit einer Breite von 22,5 Metern, in dessen Mitte sich ein geschützter Schulhof befindet. Einer der beiden Flügel ist eingeschossig, der andere zweigeschossig ausgebildet. Im eingeschossigen Teil ist die Bibliothek der Oberstufe untergebracht; im Erdgeschoss des gegenüberliegenden Flügels befinden sich die Fachräume und die Verwaltung. Darüber sind die Klassenräume der Unter- und Mittelstufe angeordnet. Im Mittelteil zwischen den beiden Flügeln und direkt an den Haupteingang grenzend, befindet sich ein großer Raum, der als Pausenhalle, Mensa und Verwaltungsbereich genutzt wird.
Die angestrebte Idee eines klassenübergreifenden Lernens zeigt sich vor allem im Obergeschoss: Hier bilden jeweils vier Unterrichtsräume ein sogenanntes Lerncluster, in deren Zentrum sich eine gemeinsame Lerninsel befindet. Diese liegt in der Gebäudemitte und wird über Patios belichtet. Insgesamt gibt es drei dieser Cluster, die jeweils über eine eigene Treppe erschlossen werden. Der Fluchtweg erfolgt über einen außen liegenden Fluchtbalkon. So können die Erschließungszonen als Aufenthaltsräume zum Lernen, sich Treffen und Kommunizieren genutzt werden. Da sie sich jeweils zwischen den verglasten Patios befinden, erhalten sie viel Licht; eingebaute Bände laden zum Sitzen ein.
Beton
Die Fassade des Schule gliedert sich entsprechend der räumlichen
Schichtung horizontal. Im Bereich der Geschossdecken verlaufen
Gesimse aus Betonfertigteilen. Diese entwickeln sich über dem
Eingang zum Vordach und nehmen in Höhe des Fluchtbalkons im
Obergeschoss die Sonnenschutzkonstruktion auf. Zwischen den
Geschossen befinden sich entweder raumhohe Verglasungen oder dunkle
Fassadenelemente. Die Vordächer sind über Isokörbe mit den
Geschossdecken verbunden und wurden bereits im Rohbau einbetoniert.
Die Gesimse in der Fassade sowie die auskragende
Balkenkonstruktion für den horizontalen Sonnenschutz aus
Aluminium-Lamellen sind mittels Brüstungsankern mit der
Ortbetonkonstruktion verdübelt.
Sämtliche Decken in den Unterrichtsräumen sind aus Sichtbeton – aus Kostengründen wurden keine besonderen Anforderungen an die Oberflächenqualität gestellt. Die materialspezifischen Eigenschaften von Beton sorgen für ein angenehmes Raumklima: Das Material kann Wärme aufnehmen und gleichmäßig und thermisch behaglich an den Raum abgeben. So werden im Winter die Räume erwärmt und im Sommer gekühlt. Die Installationen für die Lüftungstechnik verlaufen offen an den Decken. Dazwischen befinden sich, abhängig von den raumakustischen Anforderungen, abgehängte Deckensegel.
Im Bereich der einläufigen Treppen, wo unter anderem die hohe
Nutzungsfrequenz besondere Anforderungen an die Wandoberflächen
stellt, wurden die seitlichen Begrenzungen ebenfalls aus Sichtbeton
ausgeführt. Um keine sichtbaren Arbeitsfugen im Bereich der
eingebundenen Geschossdecken zu erhalten, wurden die Wände in einem
Arbeitsgang über zwei Geschosse betoniert. Die Treppen wurden
anschließend als Betonfertigteile eingefügt.
Bautafel
Architekten: Hausmann Architekten, Aachen
Baubeteiligte: Borgmann, Aachen (Bauleitung), Planungsgesellschaft Schaaf, Karlsruhe (HLS, Elektro); Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe (Statik); GHJ, Karlsruhe (Bodengutachten); Modusconsult, Karlsruhe (Außenanlagen); Bold, Achern (Rohbau); Otis, Sinzheim (Aufzugsanlagen); Frahammer Fassadentechnik, Pöttmes (Fassade)
Bauherr: Heisenberg Gymnasium e.V., Karlsruhe
Standort: Sportzentrum 13c, 76646 Bruchsal
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Jörg Hempel, Aachen
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