Kindergarten in Prangins
Ankerlose Sichtbetonoberflächen innen und außen
Sichtbeton ist nicht gerade das Material der Wahl, wenn es um den Bau von Kindergärten und Schulen geht. Zu unrecht, wie ein Beispiel in der kleinen Gemeinde Prangins am Genfer See zeigt. Für ein Hanggrundstück entwarf der Architekt Pierre-Alain Dupraz ein Gebäude mit kreuzförmigem Grundriss, das sich aus drei eingeschossigen und einem zweigeschossigen Volumen zusammensetzt. Die Baukörper des städtischen Kindergartens in Prangins schmiegen sich an den Hang und sind in ihrer Höhe jeweils um ein Drittel zueinander versetzt, sodass das Gebäude für den Betrachter nicht als Klotz, sondern vielmehr mit der Landschaft verwoben erscheint.
Gallerie
Der Neubau beherbergt sechs Klassenzimmer, die zum Kindergarten gehören, sowie – im Obergeschoss – die Räumlichkeiten einer Kinderkrippe. Anders als in Deutschland besucht der Schweizer Nachwuchs erst ab etwa vier Jahren den Kindergarten, der daher auch mehr einer Vorschule gleicht. Den räumlichen Mittelpunkt der Einrichtung bildet die großzügige zentrale Erschließungszone mit ihren Treppen, Sitzstufen und Rampen, die die verschiedenen, gestaffelten Quader miteinander verbinden. Der Übergang zwischen den unterschiedlichen Ebenen erfolgt beinahe spielerisch und bietet den jungen Nutzern ein einprägsames räumliches Erlebnis.
Die Klassenzimmer orientieren sich mit großen, fast raumbreiten Öffnungen zum Außenraum. Neben dem Sichtbeton prägen weiße Einbaumöbel und Deckenelemente die hellen Lern- und Spielräume. Für Farbe und Abwechslung sorgen die Kinder, die das Gebäude mit Leben füllen.
Beton
Sichtbeton findet sich an dem Neubau sowohl außen als auch innen. Die zweischalige Konstruktion besteht aus selbstverdichtendem Beton, dem bei der äußeren Schale ein kleiner Anteil eines aufhellenden Pigments beigemischt wurde. Zunächst wurde die Innenschale konventionell mit einer Stahlrahmenschalung erstellt, danach die Dämmung verlegt und die Fassade einhäuptig mit einer mit Schaltafeln belegten Trägerschalung dagegen betoniert. Um horizontale Fugen und Ankerlöcher zu vermeiden, wurden fünf Meter hohe (aber nur etwa 50 cm breite) Schaltafeln verwendet. Der hohe Frischbetondruck wurde durch eine Verankerung der Schalung im Boden sowie eine temporäre Befestigung an der Dachplatte abgefangen.
Die vertikalen Fugen der ankerlosen Fassade zeigen die
verschiedenen Betonierabschnitte an. Sie sind minimal ausgebildet,
erlauben aber die unterschiedliche Setzung der Bauteile. Die Planer
achteten darauf, die Außenhaut in so wenigen Schritten wie möglich
und die Eckbereiche stets als Teil eines größeren Abschnitts zu
erstellen. Dank des selbstverdichtenden Betons wurde bei der
Fassade auch ohne nachträgliches Glätten eine gleichmäßige
Oberfläche mit nur wenigen Lunkern erreicht, die eine von den Schaltafeln
erzeugte, leichte Holztextur zeigt. Im Inneren formt über einem
Anhydritestrich mit integrierter Fußbodenheizung ein heller
Terrazzo in allen Bereichen den strapazierfähigen Bodenbelag.
-chi
Bautafel
Architekten: Pierre-Alain Dupraz Architecte, Genf (mit Nicola Chong, Frederico Vieira, Julian Behrens, Maxime Beljansky, Kira Graf, Paolo Marchiori, Pierre Mencacci)
Projektbeteiligte: Ingeni, Lausanne (Tragwerksplanung); Ingénieurs Conseils, Lausanne (Technik); Ryser Eco Sàrl, Grand-Lancy (Sanitär- und Energietechnik); Hüsler & Associés, Lausanne (Landschaftsarchitekten)
Bauherr: Gemeinde Prangins (Vaud)
Standort: Chemin en Purian 7, 1197 Prangins, Schweiz
Fertigstellung: 2015
BIldnachweis: Thomas Jantscher, Milvignes; Fernando Guerra/FS+SG, Lissabon
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