Forum Groningen
Urbanes Bergmassiv mit Aussichtsplattform
Verschiedene Einrichtungen vereint das Forum Groningen im Zentrum der niederländischen Stadt unter einem Dach. NL Architects aus Amsterdam schufen gemeinsam mit ABT Engineering aus Arnheim einen urbanen Kulturraum mit monolithischer Wirkung. Eine typologische Einordnung des zehngeschossigen, 45 Meter hohen Gebäudekomplexes fällt schwer – die Nutzungsmischung und der Wechsel zwischen öffentlichem und privatem Raum sind gewollt.
Gallerie
Einem Bergmassiv ähnlich erhebt sich der in Beigetönen changierende Baukörper aus der vielfältigen Dachlandschaft, wenige hundert Meter entfernt von der Martinikerk. Diese höchste und älteste Kirche der Stadt wurde im 15. Jahrhundert aus Bentheimer Sandstein errichtet. Das Forum Groningen zeigt sich ihr gegenüber als kantig-verdrehter Koloss, nach oben verjüngt, wie abgeschnitten durch eine Aussichtsplattform. Die monolithische Wirkung wird an manchen Stellen gebrochen durch unregelmäßig angeordnete Glasflächen. Für diese wurde transparente, aber auch opake Dreifachverglasung eingesetzt, die 70% der Wärmeeinstrahlung abhält.
Eine Natursteinfassade für zwei Türme
Das Forum erhielt eine Natursteinbekleidung, wobei die Fassaden der umgebenden Bebauung Orientierung boten. Anstelle von Bentheimer Sandstein kam allerdings Wachenzeller Dolomit zum Einsatz. Eigentlich handelt es sich um zwei zehngeschossige Türme, zusammengefasst durch eine gemeinsame Fassade. Beim Betreten des Atriums, dem Herzstück des Forums, welches sich über zehn Geschosse erstreckt, wird die imposante Struktur erkennbar.
Kreuz und quer verlaufende Rolltreppen verbinden die einzelnen Ebenen miteinander. Durch Vor- und Rücksprünge der Ebenen entsteht ein lebendiger Raum mit öffentlichen Bereichen – sogenannten Stadtplätzen – auf allen Etagen.
Im Erdgeschoss empfangen ein Café und ein Shop die Besucher. In
der ersten und zweiten Ebene befinden sich die Jugendabteilung der
Stadtbibliothek und ein Auditorium. Die restlichen Räume der
Bibliothek verteilen sich über alle anderen Geschosse. In der
vierten bis siebten Etage ist das interaktive Museum „Storyworld”
und ein Kino mit insgesamt fünf Sälen untergebracht. Büroräume und
Studien- bzw. Arbeitsplätze ergänzen das Raumprogramm. Im zehnten
Obergeschoss befindet sich ein Restaurant mit Sitzplätzen im
Außenbereich. Von dort ist die Dachterrasse als Aussichtsplattform
begehbar.
Dachterrasse mit Natursteinbelag
Wie bei der Fassadenbekleidung handelt es sich auch beim
Plattenbelag der Dachterrasse um Wachenzeller Dolomit. Der
Naturkalkstein eignet sich gut für beide Nutzungen, da er frost-
und tausalzbeständig ist, und die Oberfläche nicht nur geschliffen
und poliert, sondern auch gestockt oder beflammt werden kann. Durch
seine vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten ließ sich der
Naturstein für den Verbau optimieren. Die 30 mm starken
Natursteinplatten, alle mit der gleichen Abmessung, sind im
Mörtelbett mit Gefälle auf einer 12 mm dünnen Entwässerungsmatte
verlegt. Als Dachabdichtung dient eine Bitumenbahn.
Die Fliesenteilung wurde den Abständen der Entwässerungsrinnen in den Abmessungen 60 x 400 mm angepasst. Diese Flachdachrinnen garantieren den ungehinderten Abfluss des Niederschlags zu den Unterdruck-Flachdachgullies. Unter abnehmbaren Natursteinplatten verlegt, sind dank Unterdrucksystem nur wenige Fallstränge nötig. Die Einläufe werden unter dem Dach mit den Fallsträngen verbunden und mittels Schweißmuffen dicht und stoffschlüssig verbunden. Alle Abläufe weisen den geforderten Mindestabstand zu Wandanschlüssen und Rändern auf.
Im Außenbereich des Restaurants sind zwischen Glasfassade und
Bodenbelag umlaufend breite Gitterroste eingebaut. Da die
Dachterrasse komplett über genutztem Raum liegt, wurde eine
druckfeste Wärmedämmung gewählt. Die Aussichtsplattform ist
durchweg von einer zwei Meter hohen, absturzsichernden Verglasung
gefasst.
Bautafel
Architektur: NL Architects, Amsterdam mit ABT Engineering, Arnheim
Projektbeteiligte: NL Architects mit deMunnik-deJong-Steinhauser architectencollectief, &Prast&Hooft,Tank, Northern Light – alle Amsterdam (Innenarchitektur); ABT, Arnheim (Tragwerksplanung); DGMR, Arnheim (Bauphysik); Huisman en van Muijen HVM, ‘s-Hertogenbosch (Technische Gebäudeausrüstung); Peutz Consult, Düsseldorf (Gebäudeakustik); ABT mit BORG, Groningen & BAM Advies & Engineering, Bunnik (Seismik)
Bauherr: Gemeinde Groningen, delegiert an TwynstraGudde, Amersfoort
Fertigstellung: 2019
Standort: Groningen, Niederlande
Bildnachweis: Marcel van der Burg
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