Bibliothek „Sant Gervasi – Joan Maragall“ in Barcelona
Alter Baumbestand auf neuen Gründächern
Ein Netzwerk vielfältiger, unterschiedlich großer Plätze prägt Barcelona – die meisten davon entstanden im Zuge der strukturellen Aufwertung der Innenstadt anlässlich der Olympischen Spiele im Jahr 1992. Insofern fügt sich die Stadtteilbibliothek Sant Gervasi – Joan Maragall (Sant Gervasi lautet der Name des Bezirks, Joan Maragall war ein katalanischer Dichter) von BCQ Arquitectura Barcelona gut in das bestehende Geflecht der katalanischen Metropole. Die Architekten wandelten dafür den Garten des Stadtteilzentrums Villa Florida im nordwestlich gelegenen Quartier Sant Gervasi in einen lebendigen öffentlichen Platz um.
Gallerie
Mit ihrem Entwurfskonzept „Garden of Light“ waren die Planer 2007 erfolgreich aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangen. Das bestehende parkähnliche Gelände mit der Villa im Zentrum lag deutlich oberhalb der umgebenden Straßen, abgefangen durch eine riesige Stützmauer. Die Architekten implementierten nördlich der Villa ein unterirdisch zusammenhängendes Gebäude, das oberhalb der Straßenebene aus verschieden hohen, kantigen Baukörpern besteht. Deren Gründächer nehmen die ursprüngliche Parklandschaft auf und führen sie an die Straße Sant Gervasi de Cassoles heran. Verbunden durch schmale, offene Höfe, nehmen sie auf verschiedene Baufluchten in der Nachbarschaft Bezug. So entsteht eine durchlässige städtische Struktur mit ebenerdigem Zugang zur Bibliothek. Diese wird über einen Hof erschlossen, eine breite Treppe führt hinauf zum neu gestalteten öffentlichen Platz.
Höfe gliedern auch das Innere des Gebäudekomplexes. Die Architekten unterscheiden zwischen solchen „des Lichts und der Stille“, die großzügig verglast die nach außen orientierten Zonen definieren sowie „Höfen der Bücher und des Wissens“, die in ihrer Prismenform Regale aufnehmen und Teil des Tragsystems der Bibliothek sind. Decken, Böden und Möbel sind überwiegend in Weiß gestaltet. Die massiven, tragenden Bauteile sind mit unverputzten Tonziegeln bekleidet – diese sollen die unterirdische Einbettung des Bauwerks in den Lesesälen vergegenwärtigen.
Flachdach
Um den parkähnlichen Charakter mit wertvollem Baumbestand erhalten
zu können, wurde das Bauwerk gleichsam unter die Gartenanlage
„geschoben“. So fügt sich der Neubau mit seinen intensiv begrünten
Dächern in den historischen Bestand.
Für den Aufbau der Gründächer wurden die massiven
Stahlbetondecken mit einem bituminösen Voranstrich
versehen, auf den Gefälleestrich in einer Mindeststärke von 50 mm
aufgebracht wurde. Es folgen ein Geotextil (Polystyrol) als
Trennschicht, eine Dämmschicht aus lose verlegten Steinwolleplatten
und eine Schutzschicht aus 100 mm Zementmörtel. Eine
Kunststofffolie aus Polyethylen bildet die Abdichtungslage, gefolgt
von einer 60 mm starken Drainage- und einer Filterschicht. Der alte
Baumbestand wurde nach einer Zwischenlagerung in eine mindestens
500 mm starke Schicht aus Mutterboden wieder eingepflanzt.
Bautafel
Architekt: BCQ Arquitectura Barcelona - David Baena, Toni Casamor, Maria Taltavull, Manel Peribáñez
Projektbeteiligte: Manuel Arguijo y Asociados, Barcelona (Tragwerksplanung); Contratas y Obras Empresa Constructora, Barcelona (Generalunternehmer)
Bauherr: Stadtverwaltung Barcelona – Sarrià-Sant Gervasi District Barcelona d’Infraestructures Municipals (BIMSA)
Fertigstellung: 2014
Standort: Sant Gervasi de Cassoles, 85, 08022 Barcelona
Bildnachweis: Ariel Ramirez, BCQ Arquitectura Barcelona
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