Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn
Dachgarten als öffentlicher Raum
Am südlichen Ende der Museumsmeile in Bonn, eingebettet zwischen der vielbefahrenen Friedrich-Ebert-Allee im Osten und der Intercity-Bahntrasse im Westen, ruht ein steinerner, blockhafter und introvertierter Kubus – die Kunsthalle Bonn. Der einfache, mit nur zwei Geschossen gedrungen wirkende quadratische Block mit einer Seitenlänge von 96 m gewinnt an Ausdruck durch drei markante Lichtkegel auf dem Dach und 16 Stahlsäulen entlang der Fassade, die die Flucht des nachbarlichen Museums aufnehmen. Diese symbolhaften rostig-braunen Säulen sollen als "Säulen der deutschen Kultur" die eigenständige Bedeutung der 16 Bundesländer bei der Kulturpolitik hervorheben.
Gallerie
Die Fassade selbst ist mit hellen Kalksteinplatten verkleidet, große Fensteröffnungen gibt es wenige. Diese lässt das Konzept des Architekten Peichl kaum zu, da der Ausstellungskern umlaufend von 10 m tiefen "Servicestreifen" umgeben ist. Die Belichtung der Ausstellungsräume erfolgt über die oben genannten Lichttürme, Lichtbänder und ein kleines Atrium. Erstere sind zwar effektvoll inszeniert – der größte, zwölf Meter hohe Lichtturm ruht innen auf einem Ring schlanker Betonrundstützen -, die Lichtbänder leiten jedoch weit mehr Licht in die Räume.
Trotz der äußeren klaren Kubatur des Museumbaus ist das Erschließungskonzept der unterschiedlich großen Ausstellungshallen und Kabinette nicht ganz so eindeutig. Nachdem man die zehn Meter starken "Wehrmauern" der äußeren Hülle durchschritten hat, gelangt man in einen kleinen dreieckigen Vorhof, zu dem sich das gegenüberliegende Foyer großzügig über eine gewellte Glasfront öffnet. Hier bleiben dem Besucher jedoch unterschiedlichste Wege oder Um-Wege, um Ausstellungssäle und Kabinette zu erreichen.
Flachdach
Die rund 8000 Quadratmeter umfassende begrünte Dachlandschaft, die
"fünfte Fassade" der Kunsthalle, wird als öffentlicher Raum für
Skulpturenausstellungen genutzt. Ein steiler, archaisch wirkender
Treppenaufstieg an der Nordfassade des Gebäudes lockt Besucher und
Passanten auf das begehbare Dach. Dort, auf den Rasenflächen des
Dachgartens, zwischen Lichttürmen und Skulpturen, überrascht und
beeindruckt ein Blick bis zum Siebengebirge und zum Venusberg; die
laute und hektische Welt verschwindet hinter schrägen Oberlichtern,
die die Ausstellungshallen umgeben.
Die Grundabdichtung des Flachdachs erfolgte über Bitumendachbahnen;
eine Wurzelschutzbahn aus dem Werkstoff ECB wurde unterhalb
des Begrünungsaufbaus zusätzlich vorgesehen.
Bautafel
Architekt: Gustav Peichl, Wien
Projektbeteiligte: Martin Kohlbauer (Projektleiter), Jo Güth, Rudolf Weber (Mitarbeiter)
Bauherr: Bundesrepublik Deutschland, Bundesbaudirektion, Bonn
Fertigstellung: 1992
Standort: Friedrich-Ebert-Allee, Bonn
Bildnachweis: Peter Oszvald, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn
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