Chengdu Beichuan Earthquake Memorial
Gründächer formen künstliche Landschaft
Im Jahr 2008 kamen bei einem verheerenden Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan über 70.000 Menschen ums Leben. Von der Regierung beauftragt, organisierte die Architekturfakultät der Tongji-Universität in Schanghai intern einen Wettbewerb für die Errichtung eines Museums als Gedenkort. Daraus ging Professor Cai Yongjie als Sieger hervor, nach dessen Plänen 2015 das Earthquake Memorial Museum auf dem Gelände der komplett zerstörten Beichuan-Mittelschule entstand.
Gallerie
Sehr viele Opfer waren in öffentlichen Gebäuden wie Schulen zu beklagen. Im Nachhinein wurde festgestellt, dass die Bausubstanz – aufgrund unsachgemäßen Einbaus und minderwertiger Baustoffe – gar nicht oder nur unzureichend gegen Erdbeben gesichert war. Um nicht weiter an das eigene Versagen erinnert zu werden, hatte die regionale Verwaltung die vollständige Beseitigung aller Ruinen des Schulgebäudes in Beichuan angeordnet. Unter dem Vorwand, es handele sich um Land-Art, integrierte Cai Yongije dennoch die Reste des Gebäudegrundrisses sowie den Sportplatz der Schule in sein Konzept. Die Gedenklandschaft für private Trauer und offizielle Zeremonien umfasst beinahe fünfzehn Hektar: Museum, Diensträume und Freiluftanlagen sind Teil eines riesigen Parks, der ganz ohne ein dominantes Gebäude auskommt.
Begrenzt durch eine vierspurige Schnellstraße im Nordosten und eine Landstraße im Südwesten, überspannt das Museum fast das gesamte Tal. Ein nach Osten trichterförmig ausgebildeter Platz mit Glockenturm bildet die Eingangszone. Das Memorial besteht aus größtenteils unterirdischen Gebäuden, deren Gründächer eine künstliche Landschaft formen. Wegeverbindungen und Plätze entstehen durch tiefe Einschnitte; Wände aus Cortenstahl, die stellenweise geneigt verlaufen, symbolisieren die Verletzungen der Erde. Ungerichtete, mit Schieferplatten gepflasterte Wege und schluchtartige Vertiefungen mit Sitzbänken bieten Raum für Trauer und Reflexion.
Die mit kurzem Gras bewachsenen Flachdächer gehen ohne
Abgrenzung in das Gelände über. Angepflanzte Mammutbäume, die bis
zu 50 Meter hoch werden, sollen ein Zeichen setzen für das stete,
unauslöschliche Wachstum allen Lebens.
Bautafel
Architekt: Cai Yongjie, Tongji University, Shanghai
Projektbeteiligte: Li Xueping (Statik); Sun Feng (Elektroplanung), Gong Haining (Sanitärplanung), Mao Huaxiong (Heizung); Tongji Architectural Design and Research Institute (Landschaftsplanung)
Fertigstellung: 2015
Standort: Beichuan, Provinz Sichuan, China
Bildnachweis: Shao Feng, Cai Yongjie
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