Blaibach
Peter Haimerl, beierle.goerlich
Edition Detail, München 2019
96 Seiten, 250 x 225 mm, ca. 80 Fotos und Pläne
Hardcover mit Schutzumschlag, Deutsch / Englisch
Preis: 39,90 EUR
ISBN 978-3-95553-474-5
Zuletzt hat es Blaibach mit seinem Konzerthaus sogar auf eine Briefmarke der Deutschen Post geschafft: Eine Auszeichnung, die zeitgenössischer Architektur nur selten zuteilwird. Dank des Engagements des Architekten Peter Haimerl, des Baritons Thomas E. Bauer und eines Gemeinderates, der jedes Klischee dörflicher Verbohrtheit Lügen straft, war für den Ort im Landkreis Cham in der Oberpfalz ein radikaler Wandel möglich.
Den Auftakt des Buches Blaibach bilden drei Aufnahmen des umgestalteten Ortskerns – das Konzerthaus bleibt darauf noch weitgehend unsichtbar. Im Textteil beschreiben die Autoren in kurzen, prägnanten Texten das Dorf, wie es früher war: Geprägt von einer Steinhauertradition und den sogenannten Waidlerhäusern, in denen die Bauern lebten. Die Gemeinde im Bayerischen Wald war lange Zeit ein begehrtes Ziel von Touristen gewesen. Nach der Wende aber blieben die Gäste aus, Wegzug und Leerstand veränderten den Ort.
Den Initiatoren des Wandels ging es nicht darum, das Dorf aus dem Nichts heraus neu zu erfinden. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sollten vielmehr zusammen gedacht werden. Für die Wiederbelebung der Tradition steht ein Waidlerhaus im Dorfkern, das aufgekauft, vor dem weiteren Verfall bewahrt und mit einigen wenigen Eingriffen bewohnbar gemacht wurde. Ein politisches Bekenntnis zur Ortsmitte verkörpert das Rathaus, das die Verantwortlichen vom Ortsrand zurück ins Zentrum holten. Ganz und gar der Vision des Kulturwaldes, einer Kulturregion Bayerischer Wald, gewidmet ist schließlich das halb versunkene Konzerthaus.
Im Bildteil laden vor allem die großformatigen Bilder des Konzerthauses zum Genießen ein. Der Baustoff Beton prägt den Bau außen in Form der Granitsplitterfassade und innen durch die lebendig strukturierten Oberflächen des Saales, für die der für Haimerl typische Leichtbeton mit Glasschaumschotter verwendet wurde. Dann folgen Aufnahmen der Nachbarbauten, des Waidlerhauses mit seinen subtilen zeitgenössischen Ergänzungen und des Rathauses, für das unter anderem ein Bestandgebäude in Beton gehüllt wurde. Den Abschluss bildet eine Dokumentation der Kunstaktion „Ach, bleib!“ des Duos Edward Beierle und Jutta Goerlich (beierle.goerlich), die den Wandel mit großformatigen Plakaten begleiteten. Sie zeigen eine spielerische Auseinandersetzung mit ausgewählten Orten des Dorfes vor der Transformation.
Nicht sichtbar sind die weiteren spannenden Prozesse im
Hintergrund, die dieses „Wunder von Blaibach“ ermöglicht haben. Die
zahlreichen Weichen, die gestellt, die vielen Skeptiker, die
überzeugt werden mussten. Wie immer sind es vor allem die schönen
Bilder von appetitlicher Architektur, die die Aufmerksamkeit
fesseln und im Gedächtnis bleiben – und wohl auch davon zeugen,
dass alles richtig gemacht wurde.
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